Blog 2+.03. 2012 Wellington

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Tue 20 Mar 2012 21:09

Blog 2+.03. 2012 Wellington

On the road again, Nordinsel Richtung Süden

Am Samstag  räumen wir auf und aus. Das Schiff wird innen neu verpackt mit Wellpappe und wir bringen fast alles, was nicht niet- und nagelfest ist in den Container. Peter ist den ganzen Tag damit beschäftigt, die Unterlagen für die „Rally Indonesia“ herauszusuchen und zu scannen. Ich packe derweil eine „Kochkiste“. Der begriff stammt von Chritstophs Klassenfahrten: ein Topf, eine Pfanne, Teller, Tassen, Becher , Messer, ein Brett, Pfannenwender etc um notfalls ein einfaches Mahl selber zubereiten zu können. Wir fahren auch noch zu „Mitre10“, das ist ein Laden vergleichbar mit Bauhaus, und erstehen eine Campingdecke, 2 Kühltaschen und eine Thermos…für Notfälle. Unser Auto verleihen wir noch kurz an Erich und Christina, die Österreicher vom Delphin. Sie landen auch in dem Laden und hinterher bei uns zu einem Bier.

Sonntag. Der ganze Sonntagvormittag geht noch drauf mit Ausräumen, Aufräumen und letzte Anweisungen schreiben. Gegen 12.30 Uhr geht es endlich los: Auckland Richtung Hamilton, die Strecke kennen wir bereits, auf die Nr. 3 und bei 8-miles-junction auf die Nr.4 nach Taumarunui, wo wir in „Kellys Motor Lodge“ übernachten. Die Landschaft ist hügelig, die Strasse windet sich auf und ab. Es sieht ein wenig herbstlich aus. Silberpappeln haben ihre Blätter verloren, andere Pappeln in der Form ähnlich wie Zypressen, sind leicht braun und verleihern einen italienischen Touch. Unterwegs sehen wir Kühe im Rundgatter, sie warten aufs Melken. Wir schauen uns das genauer an, sollen aber auf eine richtig grosse Farm, wo die Kühe in einem Rundgebäude zum Melken geführt werden. Nebenan bearbeiten 2 Traktoren einen Silageberg, Laster bringen Nachschub ohne Ende, es ist klein gehechselter Mais (etwas enttäuschend).

In Otorohanga besichtigen wir ein Kiwi-Museum und ein Freigehege. Die Kiwi sind nachtaktive Tiere und durch die Beleuchtung sehen sie uns nicht, wir aber sie. Sie haben einen relativ langen Schnabel, mit dem sie den Boden absuchen. Es sind die einzigen Vögel, die „nostrils“ am Ende des Schnabels haben und damit riechen können. In der Voliere sind dann auch noch Tui und andere Vögel zu sehen und eine endemische Echse.

                   

 

Schafe, Schafe, Schafe…bis die gezählt sind, ist auch jeder eingeschlafen!

 

In Te Kuiti ist der nächste Stopp, es ist die Welthauptstadt der Schafscherer. Ein sieben Meter grosses Monument zeugt davon, es finden competions statt. Die Champions schaffen in 9 Stunden über 800 Schafe, also ein Schaf gleich 1 Minute,(!), unglaublich. Bei einem Festival werden die Tiere ähnlich wie in Pamplona die Stiere durch die Strassen gejagt. In der hügeligen Landschaft sehen wir auch all überall kleine weisse Flecken. Manchmal kommt dann heftige Bewegung in die Punkte, die Hunde jagen die Tiere, wohin auch immer sie sollen. In ganz Neuseeland gibt es warme weiche Stricksachen aus Schaf- und Opossum- Haar. Kuschelig anzufassen und gut zu tragen, wenn auch nicht ganz billig.

Zum Nachtessen landen wir auf Empfehlung der Loge-Dame beim Thai. Hat auch alles sehr gut geschmeckt. Die Lodge ist sauber, ordentlich und offensichtlich standardmässig ausgestattet, d.h. es sind immer Kaffee- und Teebeutel da. Milch bekommt man beim Anmelden- und es gibt eine Küchenzeile mit Kühlschrank und Mikrowelle. Wir essen Frühstück dort und schmieren uns Sandwiches am nächsten Morgen.

 Kühe der Schafscherer

                    

Das Modell der rail spiral                                        aus driftwood

 

Montag. Auf der Nr. 4 geht es weiter nach Owango, wo laut lonely planet alle Strassen mit o anfangen. Nach unserer Einschätzung gibt es kaum mehr als eine Hauptstrasse, so dass sich keine Rundtour lohnt. Die meisten Städte in NZ sind auch ziemlich unspektakulär mit einer langen mainstreet und rechtwinkligen Nebenstrassen. Es gibt keinen eigentlichen historisch gewachsenen Stadtkern um eine Kirche wie bei uns.

In Raurimu wurde 1908 eine Eisenbahnschlaufe gebaut, die es mit der Schweizer Gotthardbahn aufzunehmen scheint,“ railway spiral“. Das klingt ja spannend. Ein lookout lockt uns zu einem Ausguck, aber nix zu sehen. Bis wir dann dicht vor unseren Augen ein Modell entdecken- und sonst gar nichts. Auch auf der anderen Seite der Hauptstrasse bestätigt man uns, die gäbe es nicht mehr. Dort sind dann aber riesige Tierskulpturen aus driftwood zu bewundern. Hat sich also doch gelohnt.

 

Beim Tangariro National Park machen wir eine kleine detour, fahren auf die Nr. 47 und dann auf die 48 ins Ski-Resort Whakapapa Village. Skifahren in Neuseeland, das tönt doch spannend, das müssen wir uns ansehen!  Die Landschaft ähnelt der Heide, Heidekraut blüht. Ein Scherzkeks hat einem Kiwi- Achtung-Schild Skier angemalt. Die Berge rundherum sind braun, mit weissem Moos bewachsen und ansonsten kahl, kein Baum und Strauch. Es sieht aus, als würde man auf Lanzarote, auf Vulkangestein Ski fahren wollen. Die Häuser rundherum zeugen aber schon von regem Skitreiben und Ski-Tourismus. Leider haben wir vergessen zu fragen, wann genau eigentlich Saison ist. Jetzt hat es nur vier Busse dort und das sind eher walker. Am Fusse des Ruapehu (2797 m hoch) steht zunächst mal ein Grandhotel, genannt das „Chateau“. Danach geht es noch steil bergan bis wir oben an einer Bergstation landen, von wo  ein Sessellift nach fast ganz oben fährt. Bei einem Kaffee schauen wir einen Film mit waghalsigen Snowboardern, die sich vom Heli auf einen Grat absetzen lassen und unglaubliche Abfahrten mit Riesensprüngen machen. Allein vom Zuschauen kann einem schlecht werden.

 

                        Schneekanonen

 

  Moos, kein Schnee

 

Südlich vom National Park in Makatote ist noch ein historischer Viadukt von 1908 zu besichtigen, der einst der Eisenbahn mit dem Kreisel diente. Heute Spuren des Verfalls.

Ohakune ist die Welthauptstadt der Mohrrübe, was immer das heissen soll. Wir sehen nix Aufregendes und gehen wieder zurück auf die Nr. 4 bis nach

Wanganui. Das Wetter hat sich leider verschlechtert, leichter Nieselregen. Ziel ist eine Glasbläserei. Ähnlich wie in DK kannst du beim Glasblasen zusehen, es gibt sogar Kurse, in denen du dir selber ein Paperweight machen kannst. Sie haben unglaublich tolle filigrane Sachen (also leider nichts fürs Boot ). Die nette Besitzerin gibt uns noch ein paar Tipps für Galerien und Ausstellungen. Der Besuch in einem Museum wird dann noch etwas teurer, weil wir eine wunderbare Holzschale erstehen. Wanganui ist eine von den hübscheren Städten. Überall hängen Blumenampeln und es gibt sehr nette Häuser, alte Industriegebäude beherbergen Gallerien und Art shops-

Hier erstehen wir noch einen stromlosen Joghurt-Macher. Eine tolle Sache, haben wir bei David und Irene kennen gelernt: in eine Art Thermos füllst du bis zu einer Marke heisses Wasser, löst einen Beutel mit einem bestimmten Joghurt-Pulver in Wasser auf, füllst das ins Gefäss und am Morgen hast du wunderbaren Naturjoghurt. Das ist die Idee fürs Boot! Die meisten Joghurts hier sind low fat und schmecken uns nicht besonders. Wir sind ja gespannt.

aufgeforstet                                                 durchgelatschte walkingschuhe

 

Zurück auf der Nr. 3 passieren wir Lake Alice, Bulls und bei Sanson geht es zurück auf die Nr.1. Wieder wechselt die Landschaft. Wir sind jetzt in den great plains, die Hügel sind abgelöst von unendlichen Weiten, wir nähern uns den Aussenbezirken von

Wellington. In der City suchen wir eine Lodge, keine spezielle aber durch Zufall finden wir die Apollo Lodge, von der habe ich im lonely planet gelesen. Glück muss der Mensch haben,

wir sind ziemlich midtown, alles fussläufig. Das Zimmer ist frisch modernisiert und nett.  Zum Nachtessen geht es in ein italienisches Restaurant „scopa“, das im Buch auch Geheimtipp war: exzellentes dinner! Allein fürs tiramisu lohnt sich der Besuch!

Am nächsten Morgen ist das Wetter leider nicht besser. Plan B heisst Te Papa Museum, eines der grössten und schönsten Neuseelands. Nach 6 Stunden sind wir dann aber etwas angemüdet. Da es nach wie vor stürmt und ein hopp-on-hopp-off Bus nachmittags um 4 Uhr nicht mehr fährt, gehen wir zu Fuss und schauen uns wenigstens das Parlamentshaus, genannt Beehive, von aussen an. Die sonstigen Aktivitäten, die man hier so macht, wie mit einer Cable Car zum Botanischen Garten zu fahren, müssen warten bis auf den Rückweg.

Etwas fussmüde und nass wollen wir zum Dinner heute nicht mehr weit laufen: Hazel an der Ecke ist auch super! Die ganze Gegend ist voll Restaurants jeder Art und für jeglichen Geldbeutel. Auch hier hat sich in 40 (!) Jahren  (seit seinem letzten Besuch) viel verändert, wie Peter gelegentlich mal wieder betont.

Mittwoch Regen, Regen, Regen. Der Wind ist nicht mehr ganz so heftig. Die Fähre soll um 8 Uhr fahren, jetzt ist es 9.10 Uhr und wir fahren gerade los. 3 Stunden. Frühstück haben wir schon genossen, jetzt ist lesen oder schreiben angesagt: Picton , Südinsel ist der Zielhafen. Wetterprognose noch schlecht bis Montag. Ein Anruf auf der Werft, alles o.k.

 

 

 

Gisela Roll