16.10.2011 Suva, Fiji

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Mon 17 Oct 2011 05:03

Suva Am Mittwoch 12.10.11 Die Offiziellen sollen um 3 Uhr kommen. Sie kommen dann um 5 Uhr, drei Mann, eine Frau und ein Fahrer. Immigration, custom, health und quarantine. Sie sind in Eile und als erstes werden die zu zahlenden Gebühren genannt. Peter hat noch keine Fiji-Dollars, der eine nimmt amerikanische- reicht aber auch nicht- der andere neuseeländische. Sie stellen einen Haufen Fragen – Obst, Gemüse-Fleisch- Pflanzen-Alkohol- aber keiner geht durch das Schiff und schaut oder kontrolliert. Diverse Fragebögen sind von Peter auszufüllen- alles ist längst im Vorfeld schon mal gemailt worden. Die schauen das gar nicht an. Und weil sie in Eile sind, müssen wir morgen noch einen längeren Fragebogen beim custommensch vorbeibringen.

Suva Donnerstag. Wir fahren zum Yachtclub herüber, melden uns bei der sehr netten Managerin an, geben unsere Wäsche ab und gehen mit dem Taxi zum Custom. Der sitzt im Containerhafen, wir fragen uns durch, marschieren mitten durch die grossen Be- und Entlademaschinen und landen in einem kleinen Büro, wo sich grüne Umschlagmappen mit Papieren zu Hauf nur so stapeln.

Ich sag mal, die legen das nur ab und schauen das nie wieder an.

Nächster Punkt auf unserer Liste ist der deutsche Honorarkonsul. Keiner kennt die Strasse, wir fragen tausend Leute inkl. Taxifahrer. Bei Fedex ruft jemand freundlicherweise die Telefonnummer an und wir finden endlich das Ziel. Das alles in einem Gewusel und schön warm mit stinkendem Autoverkehr. Alle alten Autobusse- Peter meint wie vor vierzig Jahren- stossen Qualmwolken aus. Wir sind klatschnass und im Büro, wo wir etwas warten müssen ist es so kalt, das kann ja nicht gesund sein. Nachdem wir uns etwas akklimatisiert haben, erscheint der sehr nette Herr Konsul und wir besprechen, dass wir Bilder machen und dann zu einer bestimmten Uhrzeit zurück sein sollen. Er hätte dann die Apparatur für den biometrischen Pass bereit. Klappt auch alles prima, nach smalltalk – der Konsul ist Schatzmeister im Segelclub, das erfahren wir aber erst später- gehen wir für eine Stunde in ein internetcafe.

Jetzt steht noch der Markt auf dem Programm. Der ist ganz schön gross und es gibt eine Menge Obst und Gemüse. Für uns ganz neu und hochinteressant ist der erste Stock, dort wird Kava verkauft, offensichtlich von lizensierten Kavaverkäufern. Die Wurzeln sehen aus wie irgendwelche unscheinbaren Wurzeln bzw. Zweiglein. Sie werden lose oder in Bündeln angeboten, die sich nach oben hin verjüngen. Es gibt auch Pulver und grössere Wurzelstücke. Sieht aus wie geschreddertes Holz. Alles sehr unscheinbar, ist aber nicht ganz billig. Müssen wir auch noch für die Inseln besorgen. Die Häuptlinge bzw. chiefs erwarten das als Geschenk für das Betreten der Insel. Schwer beladen fährt uns ein Taxi zum Yachtclub zurück. Wir sind froh, dass die Passsache erledigt ist, wir können ihn in 6 Wochen in NZ, entweder Wellington oder Auckland abholen, das müssen wir dann noch verabreden. Ging alles sehr easy.

 

kleiner Teil des Marktes von oben          und Kava Wurzeln klein und gross

Suva Freitag. Für 10 Uhr ist ein Auto bestellt, ein 4wd, pickup mit Plane über der Ladefläche. Wir wollen nach Osten zu einer Stadt namens Nausori bzw. Kasava und von dort soll es Richtung NW über die Berge auf die andere Seite gehen. Und dann fängt das Elend an: viel Verkehr, links und keine Schilder. Wegweiser sprechen von Kingsroad und Queensroad und nach einer halben Stunde sind wir wieder am Ausgangspunkt null in Suva. Neuer Versuch mit ganz viel Fragen. Hinter der Biegung eines breiten Flusses fragen wir nochmals und bekommen die Antwort, es ginge nur bis Nakini, wir kämen bald zurück. Wir fahren trotzdem weiter.

Ohauohauoha! An einem Buswendeplatz geht es rechts weiter über eine sehr schmale Bohlenbrücke. Ich zu Peter, ich bekomme a. einen Herzinfarkt und b. möchte ich aussteigen.

Zu spät. Die Räder drehen durch, vorne liegen wir auf den Bohlen auf, hinten rechts dreht in der Luft und  unter  uns vorne links hat es einen Erdrutsch gegeben. Wir hängen absolut fest!!! Nach und nach erscheint ein ganzes Dorf und alle beratschlagen: ein Trecker oder anderes schweres Gerät muss uns rausziehen. Unter das vordere linke Rad werden Bohlen gelegt und ein Mann macht sich auf den Weg, irgendein Fahrzeug zu holen. Es ist knalleheiss. Ein Mann springt zur Abkühlung in die dreckig braune Flussbrühe. Ich bekomme als ich das Platschen höre einen gehörigen Schrecken, aber er taucht lachend auf. Irgendwann kommt ein Bus, irgendjemand hat eine Kette besorgt und dann wird der Wagen rückwärts gezogen, wobei P. fast noch die Stossstange demoliert, weil er nicht mitbekommt, dass der Bus schon gehalten hat. Wir sind frei. Nix grösseres passiert. Der Busfahrer will 30 Dollar, die Männer bekommen auch Geld für Kava und alle sind happy. Wir am allermeisten. God bless you bekommen wir mit auf den Weg.  

 

 

 

 

In dem angegebenen Dorf ist wirklich dead end. Auf unserer Karte- vom Touristenbüro- ist das anders eingezeichnet. All die Dörfer, die wir passieren sind nicht drauf. Das gestaltet sich dann etwas schwierig. Wir fahren zurück und bekommen dann irgendwann die richtige und einzige Strasse in die Berge zu fassen. Inzwischen ist es 2 Uhr und so langsam brauen sich Regenwolken zusammen. Es geht uffe und abbe, immer wieder. Die Strasse ist Schotter und als es dann wirklich regnet, wird sie auch noch schlüpfrig. Ich frage Peter, ob ich ihn  anmelden soll für Paris-Dakar. In seinem früheren Leben war er Rennfahrer oder will es im nächsten Leben werden! Irgendwann im Regen müssen wir mal wieder fragen, ob das wirklich die richtige Strasse nach Tavua im Norden ist. Aus den Häusern kommen die Kinder und schliesslich auch ein Mann. Er lädt uns in sein Haus ein, zu einem Tee. Sein Sohn will auch in die Stadt, um am nächsten Morgen auf dem Markt etwas zu verkaufen, ob er mitfahren könne. Ja klar, wir sind froh einen guide zu haben und er strahlt über das ganz Gesicht, als wir sagen, hinten sei alles frei, er könne aufladen. Drei grosse Pakete bzw. Säcke. In dem Haus gibt es ein Sofa, einen Kühlschrank und ein kleines Tischchen. Die Hausfrau kocht Wasser im Wasserkocher, wirft ein paar Zitronenblätter hinein und stellt uns Becher und Zucker hin und Kassava, weil wir gefragt haben, was das und das für Wurzeln seien. Sie selber trinken nicht mit. Die gesammelte Enkelschar ist auch da und sie sind mal wieder begeistert von den Fotos, die Peter macht. Leider haben wir sonst gar nichts, was wir ihnen geben könnten. Das tut uns etwas leid. Die sind sicher nicht so viele Touristen gewohnt.

Nach weiteren zweieinhalb Stunden sind wir in Tavua, auf der anderen Seite. Es ist inzwischen stockdunkel und wir hätten uns bestimmt noch 1-2mal verfahren. Wir setzen unsern guide bei seiner Familie ab, er zeigt uns den Weg nach Lautoka, an der Westseite der Insel. Überall rechts und links sind Zuckerrohrfelder. Und Schienen laufen quer über die Strasse. Das Zuckerrohr wird auch heute noch auf den Loren transportiert, um irgendwo auf Laster geladen zu werden. Die haben dann eine bedenkliche Überbreite. Es dauert noch fast eine Stunde bis wir im Waterfront Hotel angeblich das letzte Zimmer bekommen. Das Restaurant hat den Charme eines Wartesaals aus den 50igern, aber wir bekommen noch etwas zu essen, das ist ja auch ganz o.k. Beim Wein fragt der Ober zweimal nach: eine ganze Flasche??? Ja , eine ganze Flasche.

Lautoka Sonnabend .Das Continental Frühstück ist nicht ganz nach unserem Gusto, wir wählen ein Omelette  und schauen uns dann das Städtchen an, die Stadt des Zuckerrohrs. Eigentlich wollen wir dorthin auch mit dem Schiff, wenn es sich umgehen lässt, werden wir den Ort streichen. Das hängt ab von immigration. Die Infos, dass man sich überall an- und abmelden muss sind etwas unterschiedlich.

Wir machen Station in einem Hafen namens Denarau, das ist an der Westküste in der Nähe des Flughafens. Von hier aus starten wir nach Neuseeland als Teilnehmer einer Ralley, gesponsort von Opua in NZ. kostet nix , aber man bekommt gute Tipps und Wetterinfos. „Ambika“ hat uns drauf gebracht und wir erkunden jetzt alles. Es ist eine moderne Marina mit Resort und Golfcourse, also alle facilities vorhanden.

Weiter geht es nach Süden. Neben Zuckerrohr sieht man überall Gemüseanbau. Entlang der Strasse sind immer wieder Marktstände: Tomaten, Paprika, Gurken, Auberginen, Kohl, Chili, Bohnen, Melonen, Papaya uam. Wir nutzen die Gelegenheit, dann brauchen wir nicht nochmals zum Markt in Suva. Die Erde ist überall tief dunkelrot und offensichtlich sehr fruchtbar. Wir sehen auch viele Kühe. In einem Fluss liegen  kleine Bötchen vor Anker in der Strömung und immer wieder tauchen Leute ins Wasser hinein. Sie ertasten Frischwassermuscheln- in der vom Regen braunen Brühe- wird uns erklärt.

50 %  der Einwohner von Fiji sind Inder. Ganze Städte sind indisch. Die Häuser sind an bestimmten Wimpeln zu erkennen. Wir sehen auch viele Hindu-Tempel. Die Inder sind alle mal als Plantagenarbeiter eingewandert. Offensichtlich kommt man gut miteinander aus. Meine Vorstellung von Fiji war eher Fischfang und Atolle denn Gemüseanbau.

Die Südküste der Insel ist mit verschiedenen Resorts bebaut, nicht alle erfolgreich. In einem haben wir lunch, um dann kurz vor Suva noch einen Grosseinkauf zu machen. Wir brauchen noch diverse Sachen für die Inseln. Zur Tankstelle und dann sind wir gegen halb fünf wieder beim Yachtclub. Unser Auto sieht schrecklich aus, nicht mehr weiss sondern nur noch braun.

Im Yachtclub gibt es am Abend Chicken aus dem Erdofen und poisson cru, gekocht bzw. zubereitet von der Chefin. Dazu auf einem Fernseher und einer Grossleinwand das Semifinale Rugby Wales gegen Frankreich. „Phönix“ ist auch da, die Stimmung ist prima. Ich habe noch nie ein Rugby-Spiel in voller Länge gesehen. Peter und mir sind die Regeln auch unverständlich, aber es ist lustig, wie sich die bulligen Männer einigeln und gegenseitig blockieren bzw. versuchen durch die gegnerischen Reihen zu pressen. Fast alles ist erlaubt.. Suva Sonntag Heute Abend ist Curry angesagt, same procedure, nur diesmal Endspiel Australien gegen Neuseeland. Das wird sicher noch spannender, weil fans von beiden Seiten anwesend sind.