01.07.2011

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Fri 1 Jul 2011 22:28

Position: um 17:00 LZ. 04:17.97S 100:30.69W letztes Etmal heute Früh um 08:00  195nm

Segeln, Segeln, Segeln! So hätte es auf dem Atlantik sein sollen! Die Sonne geht um 6.45 Uhr auf und braucht 5 Minuten bis die gesamte Scheibe am Horizont sichtbar ist. Immer wieder ein wunderbarer Augenblick. In der Nacht gibt es kurze Irritationen mit dem Wind, ich quäle mich zwei Stunden mit 9-13 kn herum und jedes Knallen des Segels geht durch Mark und Bein. Ausserdem möchte ich auch nicht zu viel Krach machen mit den Winschen, denn die hören sich unter Deck grauenvoll an. Peters Schlaf ist mir wichtig. Der macht kurzerhand den Motor für eine halbe Stunde an, aber der Wind kommt mit 18kn zurück, wir fahren per Navi direkt auf die Marquesas zu. Und seit Sonnenaufgang segeln wir: rundherum das blaue Meer mit weissen Schaumköpfen, grosse lange Wellen. Manchmal kommt eine besonders hohe, geschätzt 4 m, von der Seite und TeApiti neigt sich, Otto muss heftig arbeiten und wir surfen durch die Gischt. Über uns hellblaues Firmament mit „Ostfriesenhimmel“ (leichte Cumulusbewölkung) und Sonnenschein. Unsere Logge zeigt gelegentlich 10kn Fahrt und nachmittags um 4 Uhr haben wir schon fast ein Drittel hinter uns, es bleiben „nur noch“ 2100nm. Am Morgen gegen 8 Uhr versuchen wir immer ein Netzwerk von Seglern auf der longrange-Funke abzuhören, sie sind alle nördlicher und westlicher und kämpfen zum Teil mit wenig Wind. Unsere Entscheidung war die richtige. Sonstige wichtige Dinge sind noch Peters Coiffeur-Besuch. Er auf dem Achterdeck sitzend, ich auf der Bank, muss ich ihm bei dieser Schräglage den Kopf scheren. Vorteilhaft, der Wind bläst alles weg. Er will sicherlich den Damen in Polynesien imponieren. Wir lesen. Ich habe es verschlungen, jetzt ist Peter dabei: Gavin Menzies, „1421 Als China die Welt entdeckte“. (Ein „Buch zum Weitergeben“ von Hugo Bohny über Hans Zimmerli (in Lymington 2009 anl. Geb. von Peter) bei uns gelandet. Vielen Dank, Hugo und Hans) Unglaublich spannend! Die Chinesen waren schon überall, lange vor Kolumbus und Konsorten. Interessant für alle Liebhaber der christlichen Seefahrt und der Entdecker. Ein must! Ich lese, weil es so schön war, zum zweiten Mal: Vom Herzenhören, Philipp Sendker, ein ehemaliger Sternredakteur. Eine wunderbare ungewöhnliche Liebesgeschichte.

Gerade serviert Peter Tee. Der ist etwas dünn ausgefallen. Er meint, wir hätten ja nicht mehr so viel (was nicht stimmt!). ich will nicht lange dünnen Tee trinken, sondern lieber kurze Zeit vernünftigen. Er meint, ich solle nur recht viel Zucker hinein tun. Wer redet immer davon, dass die Frauen unlogisch seien?! Nach mehreren Tagen, an denen die Menueauswahl nach den Kriterien „etwas Chlieses“, etwas leichtes und etwas schnell zuzubereitendes vonstatten ging, sind wir jetzt soweit stabil – physisch und mental- dass es heute ein etwas anspruchvolleres Mahl gibt. (Rindsfilet mit gedünsteten Peperonis die Redaktion) Wir freuen uns drauf.