Tanger - Rabat

Am Freitag, den 17.9. Cadiz Ist der Wecker zu spät, weil P. ihn nicht
umgestellt hat. Bis wir feststellen, Marokko hat portugiesische Zeit. Alles
etwas kompliziert. Wir verlegen uns nach Gespräch an die Tanke, es kommt
nochmals ein sehr heftiger Guss aber kein Tankwart. Nochmals nachfragen. In
five minutes! ? Wir müssen wieder motoren, versuchen dann die Segel dann wieder den
Motor. Zum lunch gibt es eine warme Tassensuppe. Ich habe seit 8 Wochen zum
ersten mal eine lange Hose an und ein langärmeliges Tshirt. Nachmittags können
wir dann wunderbar segeln. Angesagt war kein Wind, aber Gewitter rundherum
haben uns dann doch schönen Wind gebracht. Kurz vor dem Hafen haben wir sogar
auf die Fock gewechselt. Tanger. Im Hafen hat es für uns keinen Platz. Der im Plan
ausgewiesene Steg ist von Militär oder Polizei besetzt, der Royal Yacht Club
Tanger auch. Wir fahren heraus und ankern in der Bucht auf 6 m Wassertiefe, es
liegen noch drei weitere Boote dort. Rundherum Hochhäuser. Erstaunlicherweise
viele Optis, wer hätte das gedacht. Der Muezzin ruft gerade, es ist 17
Uhr.(Denken wir.) Peter fährt mit dem Gummiwilli zur Capitanerie, aber der Mensch hat
keine Lust mehr, er solle morgen früh wieder kommen. Zum Nachtessen gibt es Voressen und einen Rest Reis, der sich
erstaunlich lange im Tupper gehalten hat. Samstag, 18.9. .Peter
fährt an Land. Wir überlegen, welche Zeit jetzt eigentlich ist.9 Uhr? 10 Uhr?
Und er ruft an, und sagt, das Büro sei um ½ 9 Uhr offen. Das wäre zeitmässig ja
noch eine Stunde früher. Wir sind etwas verwirrt???? Gerade läuft die „Costa Allegra“, ein Kreuzfahrtschiff in die Bucht
ein. Wir bekommen nur ein Tagesvisum für Tanger, da wir keinen Platz im
Hafen haben finden können. Es sei sehr dangereux. Der Mann behält unsere Pässe.
18 Uhr wieder abzuholen. Wir fahren alle zusammen mit dem Dingi zu einem Anleger. Die Sonne
scheint, es ist ziemlich warm. Der Hafen ist crowded mit Fischerbooten und alten
Appelkähnen, die still vor sich hin rosten. Aber auch Fähren nach Algeciras und
Kreuzfahrtschiffe machen im Hafen fest. Im Wasser schwimmt allerlei Gerümpel,
es sind aber auch relativ grosse blau-gelbe Fische zu sehen. Nur Männer sind
sichtbar. Viele angeln. Stadtbesichtigung steht bei uns auf dem Plan. Vor dem
Hafentor fängt uns Mustafa ab, ein Touristenführer, der seine Dienste für 10,-€
anbietet, er will uns die Medina zeigen. Wir würden uns sowieso verlaufen. Wir
willigen ein und er zeigt uns während 5 Stunden die Stadt: eine andere Welt. Es
hat viel Obst und Gemüse z.B. Weintrauben, Pfirische, Grüne Bohnen, Rote Beete,
Kardi, Persilie in Büscheln und Berge voll von Pfefferminz. Süsser heisser
Pfefferminztee in kleinen Gläsern mit einigen frischen Blättern ist das
Nationalgetränk. Ganz zu schweigen gibt es auch Melonen und Tomaten. Alles hoch
aufgeschichtet. Das Angebot ist fast reichhaltiger als in Portugal. Mustafa
führt uns auch durch eine Strasse, in der es lebende Hühner gibt. Sie werden
für die Kunden getötet, gerupft und ausgenommen. Manche hocken in Käfigen,
andere sitzen ganz ruhig vor ihrem Anbieter. Sie sind an den Füssen zusammen
gebunden. Die Gänge in der Medina sind eng, es geht bergauf und bergab, über
Treppen und um Ecken, wo die Häuser so dicht zusammen stossen, dass du deinem
Nachbarn in die Suppe spucken könntest. Alles etwas verkommen und nicht ganz sauber, aber eben eine andere
Welt. Horden von Kindern und die Leute, auch die Frauen sind sehr
unterschiedlich gekleidet. Ich habe extra eine lange weisse Hose angezogen und
darüber eine luftige Tunika. Mustafa bestätigt, so laufe seine Frau auch herum,
wobei die Tunika etwas länger sei. Wenige ganz europäisch gekleidete Frauen,
aber insgesamt habe ich auch nur eine Frau mit Gesichtsschleier gesehen. Wir
werden zu Webern geführt, zu Schneidern, die meisten hocken da wie in
Märchenbüchern und nähen mit der Hand!- Burka in jedem Dekor möglich- alte
Männer verkaufen Dessous (Nachthemden) und wir schauen bei zwei Bäckern herein.
Der Ofen ist auf Fussbodenebene, der Bäcker steht davor in einer Art Grube,
befeuert den Ofen und schiebt den Teig mit langen „Paddeln“ in den Ofen zum
Abbacken. Der Teig ist von den Familien selbst zubereitet, sie bringen ihn nur
zum Backen. Kleine Mädchen holen „ihre Brote“ auf einem Tablett, zugedeckt nach
Hause. Es gibt eine Wasserstelle, wo Familien an zwei Wasserhähnen Wasser holen
können, denn durchaus nicht alle Häuser haben fliessendes Wasser. Auch hier ist
es die Aufgabe von kleinen Mädchen, sie füllen Eimer und alte Wasserflaschen.
Mustafa führt uns dann in ein Teppichgeschäft „nur zum Fotografieren“. Er gibt
aber später zu, er bekäme 2 % Vermittlungsgebühr. Und wie es im Buche steht:
wir bekommen Pfeffferrminztee und die Teppichschau beginnt: und man glaubt es
kaum. Einer gefällt Peter besonders und die Feilscherei beginnt. Der Meister
schreibt eine Zahl aufs Papier, Peter sagt nein und er soll dann auch eine Zahl
schreiben usw. Peter ersteht tatsächlich einen „fliegenden Teppich“, der wird
handlich verpackt und sogar eingenäht. Ich bin dagegen. Wohin hier an Bord? Und
zuhause haben wir auch genügend. Was soll`s, ein Souvenir aus Tanger. Interessant sind auch noch die Weber, es seien Berber meint Mustafa.
Sie hocken quasi übereinander in kleinen Kabäuschen bei schlechtem Licht und
man fragt sich, wie unter diesen Bedingen zum Teil hauchzarte Gebilde entstehen
Irgendwann haben wir auch Hunger und Mustafa führt uns in ein marokanisches
Restaurant, Anlaufort aller Touristenführer. Aber unser kerl war sehr nett,
sprach mit uns englisch oder französich und nicht so aufdringlich. Hat immer
wieder gefragt, ob wir o.k. seien. Das Essen bestand aus Brot mit Oliven mit Knobi und Zitrone- sehr
lecker. Dann gab es eine Suppe, anschliessend einen Salat. Es folgteine Hühnerpastete
innen grün , leicht süsslich mit schmalen Salatschnitzeln und Puderzucker und
ausgebacken in einem Teig wie Frühjahrsrollen. Sehr sehr lecker. „Ein
Hochzeitsgericht.“ Der Hauptgang war dann Couscous mit Huhn und Huhn mit
Kartoffeln in der Tajine gebacken. Das haben wir uns dann geteilt. Dazu
heissen Pfefferminztee und Melone als Nachtisch. Nächste Ziele waren dann noch riesige Läden mit alten Möbeln und Vasen
bzw. Schmuck, wunderbare Holzarbeiten, Porzellan und und und. „Nur mal zum
Fotografieren“. Aber wir wollten wirklich nichts mehr kaufen. Höchst
interessant und doch nicht ganz kostenlos war noch ein Besuch in der Epicerie
oder auch Apotheke. Du setzt dich und ein „Apotheker“ kommt und führt vor, was
die Apotheke fertig im Angebot hat: Gewürze, (Safran, Curries etc) Salben für
alle möglichen Wehwehchen (Rheuma, Herpes, Seekrankheit), Tees für slimming
(mit Dankesbrief einer engl. Lady), Öle für Massagen, Kräuter gegen Schnarchen
etc. und dann natürlich Seifen und Parfüm….Der Mann sprach in einen Affentempo
frz mit uns und selbst als wir ihn baten englisch mit uns zu sprechen, haben
wir ihn permanent bremsen müssen um ihm folgen zu können. Rundherum an den
Wänden standen hohe Gläser mit verschiedenen Ingredentien. Massage für einen
Euro zum Ausprobieren war auch möglich. Der Raum war nicht klein und es hatte
drei Verkaufstische, an denen Kunden bedient wurden. „Alles natürlich, keine
Chemie.“ Es gab immer „nimm drei, zahl zwei!“ Ob sich das Mittel gegen
Seekrankheit auszahlt??? Wir werden sehen. Jedenfalls war das ganze sehr
eindrücklich. Ein Highlight war auch noch eine englische Kirche im maurischen Stil.
Unglaublich schön gemacht. Nach 5 Stunden waren wir dann auch rechtschaffen müde und Mustafa hat
uns wieder zum Hafen gebracht. Peter wollte ihm dann 20,- geben „leg noch 10,-
drauf“. Wir waren alle zufrieden, denn er hat unsere Fragen beantwortet und wir
haben sicherlich einen grösseren Einblick in marokkanisches Leben bekommen als
wenn wir allein durch die Gegend getigert wären. Höchst interessant. Mustafa
hat noch drauf bestanden, dass die eine Seite des Wassers in Tanger sei
Mittelmeer, die andere Atlantik. Na, was die Geografen wohl dazu sagen??? Peter wollte im Hafen unsere Pässe abholen, nein, der Mensch wollte
jetzt essen, Peter solle um 18 Uhr wieder kommen. Er gegen 6 Uhr hin. Es „sei
zwar erst 5 Uhr“….. wir sind total verwirrt. Zum Nachtessen (G will eigentlich gar nichts mehr) gibt es dann
Spiegelei mit Schinken auf Brot. Und einen Nachttrunk, gespendet von Dominic, mit Blick auf die Skyline,
das modernere Viertel von Tanger. Sieht aber wirklich so aus wie auf Malle,
Hochhäuser rundherum. Sonntag, 19.9.2010 5.30 aufstehen, kurzes Frühstück, auslaufen um 6 Uhr bei Dämmerung.
Segel hoch, Segel runter so geht das den ganzen Tag. Motor an, aus….erst schön,
dann wolkig, einzelne Tropfen und mit 120nm ein weiter Weg nach Rabat, der
Hauptstadt bzw. der Hafen flussauf heisst Bouregreg, Soll einen moderne Marina
sein. Jürg hat aus versehen die Dusche laufen lassen und seine Schuhe gebadet,
wir brauchen also auch Wasser. Jetzt ist 17 Uhr und die Männer kontrollieren
ua. Einstellungen bei Otto. (rtfm) Wahrscheinlich wird es 22 Uhr werden. Montag, 20.9. 2010 Rabat Position: 34:01.8
N 006:49.3 W Die Küste
reagiert zunächst nicht auf unsere Anrufe. Wir fahren selber Richtung Flusseinfahrt.
Und tatsächlich, wie in einem Bericht beschrieben, kommt ein unbeleuchtetes
Fischerboot auf uns zu. Wir nehmen die falsche Abzweigung im Fluss und an Land
ruft und schwenkt jemand ein Licht. Dann gibt es Funkkontakt mit einem
Pilot-Boot. Es geleitet uns hinein, hat dann aber selber Probleme, Hat ein Netz
in der Schraube. Mit Messer und unserem Licht konnte der Schaden behoben
werden. Ich war froh über die Wegweisung. An Land steht schon Zoll und Polizei.
Sie kommen an Bord- schauen sich auch um, machen Schubladen und Schränke auf,
sind aber nett und höflich. Es ist schwülwarm und regnet dann noch. Peter geht
mit den Herren mit und anschliessend trinken wir im alkoholfreien Marokko noch
eine Flasche Roten im Cockpit. Jürg hat heute Morgen zuhause die Uhrzeit
nachgefragt: 2 Stunden später als hier!???? P.S. Anmerkung zum layout: wenn wir über Satellit von Bord senden,
kostet jede Leerstelle, jeder Punkt und Absatz etc Dollars, daher das
komprimierte nicht so schöne Layout. Wenn wir wifi haben, wird es dann wieder
schöner. |