Antigua Catmarina

„Karibik, Sonne, Wasser und Luft 28 Grad, ihr seid zu
beneiden.“ Das haben wir oft gehört vor unserem Rückflug. Der Flug am
9.Februar verlief relativ problemlos.(Auf dem Hinflug haben wir in einem
Londoner Hotel beim Frühstück einen emergency alarm erlebt. Alle Hotelgäste
mussten 30 Minuten hinaus aus dem Haus und in der Kälte warten.) Die Dame am
Schalter stutzte über unser Rückflugticket und wollte die Bootspapiere sehen.
Ich fand den Tagesflug weniger stressig als den Nachtflug. Etwas verspätet
landeten wir gegen 14.30 Uhr Ortszeit auf dem Antigua Airport. Wie ein Bandwurm
schlängelten sich dann die Passagiere an der Landebahn entlang zum Immigrationsgebäude.
Dort angekommen ging es im Schritttempo gaanz langsam in einem Zickzackgatter weiter.
Die Luft stand und ich dachte, gleich falle ich um, da mir das Essen irgendwie
nicht bekommen war, litt ich ziemlich. Um 4 Uhr waren wir endlich dran und
draussen. Per Taxi zum Schiff, dort einräumen, ein Brot essen, einen Tee
trinken und um 20 Uhr (für uns eigentlich 1 Uhr nachts) hundemüde ins Bett. Am nächsten Tag schwingt Peter die „neunschwänzige Katze“
(von Helen geliehen, sie ist die Frau von dem Werftboss George) , um die Leute
zum Arbeiten an unserem Boot zu bewegen. Es ist hier wie anderswo auch: etwas ist gemacht, das meiste nicht. Der
Baum, an dem ein neuer Beschlag angebracht werden soll (der alte war aus Alu
und der neue ist aus v2a) ist noch nicht an Bord. Das Wetter ist nicht
berauschend in der ersten Woche. Es kommen immer wieder„gusts“,
alles wird grau vor Regen, die Wolke kommt in einem Affentempo auf dich zu, es
brist kräftig auf und fängt plötzlich an zu giessen. Wenn du alle Fenster zu
gemacht hast, bist du platschenass und dann ist der Guss aber auch schon
vorbei. Unser Bimini ist zum Nähen, das muss also vorrangig gemacht werden,
damit wir wenigstens im Eingang etwas mehr Schutz haben. Im Maschinenraum wird
der Impeller gewechselt. Peter hat keine Lust mit Affenarmen im Dunklen
herumzufummeln, aber er hat ja ein neues Spielzeug!!! Ein Endoskop, das sich
mehrmals so toll bewährt, dass George auch eins haben möchte. Unser Gas Adapter
ist „verhockt“ und wir haben kalte Küche: Angeblich gibt es
Ersatzteile in einem Ort namens All Saints. Peter radelt hin, ist aber nicht
erfolgreich. Der Maschinenbauer muss es richten, das dauert aber bis Montag.
Und dann wird die alte Waschmaschine ausgebaut: eine major operation von drei
Stunden, bei der wieder mal nicht nur das halbe Schiff auseinander genommen
sondern auch der Aufsatz unterm Navisitz zersägt werden muss! Oh diese
Bootsbauer! Wieder irre kuschelig in unserem Salon. Bei dieser Gelegenheit wird
auch noch nach einem Leck gesucht und gefunden (gottlob) ,es ist der
Wasserablaufkasten an Deck, er hat null Dichtungsmasse in den Schraubenlöchern.
Um da ranzukommen muss der kleinste der Werftmitarbeiter halb im Kasten
verschwinden und über Kopf arbeiten. Nur seine Beine schauen heraus. Eine
Position, die sonst Jürg häufig inne hatte, wenn er denn Kabel gezogen hat. Als
es immer noch ein kleines bisschen feucht ist nach Regen entdeckt Peter, dass
alle Druckknöpfe der Sprayhood auch nicht eingedichtet sind. Das wird dann
eigenhändig erledigt. Ich bin derweil mit Chromputzen und Haushaltssachen
beschäftigt und backe Brot. Muss ja auch gemacht werden. J Nach einer Woche radeln wir als nette Abwechslung mal nach Falmouth
Harbour, Superyachten gucken. Es sind etliche neue grosse Schiffchen
eingetroffen. Am 21. startet die Regatta RORC 600, das sind 600 Meilen nonstop
durch die Karibik. Das alles ist schon ein richtiger Regatta-Zirkus. Auch hier sind seit Tagen Wagenladungen voller Mannschaft eingetrudelt.
Wir liegen am Fuss eines doppel T-Steges und beobachten ein ewiges Hin und Her.
Mit Laptop ins Cafe oder zum chandler um Material zu holen und Autos voller
provision. Der Einbau der neuen Waschmaschine gestaltet sich auch nicht gerade
einfach. Allein schon das Tragen über die Gangway. Auf dem Achterdeck wird sie
weitgehend auseinander genommen, durch den Eingang gehievt und wieder zusammen
gebaut. Ein intelligentes Ding, sie redet mit mir, auf deutsch, es ist eine
Miele. Wie bei den neuen Autos, der Kundendienst kann seinen Laptop für die
Diagnose anschliessen. Toll. Mein erster Waschgang endet nicht ganz
erfolgreich. Die Maschine meldet Wasser unten in der Auffangwanne.(RTFM). Der
Boss kommt natürlich erst morgen wieder. Ursache: unser Abflussschlauch ist zu
hoch verlegt. Auch das macht Peter eigenständig, weil wir sonst wieder ewig
warten müssten bis einer Zeit hat. Es ist Saison und die Leute arbeiten
teilweise sogar sonntags. Ein wirklich netter Arne aus D , Zimmermannsmeister
mit eigenem Schiff, hier hängen geblieben, baut den Kasten über der
Waschmaschine wieder zusammen. Restdinge wie die vordere Tür montieren und die
Maschine verkeilen, macht der skipper. So langsam entwickelt er sich zu einem allround
Handwerker. Muss man wohl auch sein. Es sei denn man hat Crew. Und die sind
manchmal hochnäsiger als der Eigner, erzählt Arne. Glauben wir ihm aufs Wort. Ein besonderer Akt ist auch das Auswechseln der Federn für unsere
Eingangstür, die wird im Boden versenkt, aber wie kann man sich nur so etwas
Schwachsinniges ausdenken: Schrauben, die einem aus der Hand fallen,
verschwinden im Orkus., also gab es schon ein kleines Brettchen, um das zu
verhindern. Peinlich peinlich, wenn denn das ganze Brett herunter fällt. Aber
mit Trick 17 (das Brettchen ankleben an einem alten Moosgummi mithilfe des Endoskops)
ist es wieder zum Vorschein gekommen. Grosses Aufatmen. Weil das Schiebeluk
sonst nicht zu gegangen wäre! Was machen wir sonst? Peter ist fleissig dabei unsere Route
zusammenzubasteln, denn am 13. April wollen wir ja spätestens in Aruba sein, um
Flo zu treffen und dann weiter Ri Panama. Am Montag müssen wir 30 Minuten Vollgas fahren und danach ins Dock, um
den Prob und das Unterwasserschiff anzusehen. Wir hoffen natürlich, dass es
vernünftig aussieht, aber diese Waschküchentemperatur begünstigt Bewuchs. Mal
sehen wie unser Kupferanstrich aussieht. Anoden müssen ganz sicher auch
gewechselt werden. Schiff säubern und wieder ins Wasser, das wäre die optimale
Variante. Der Baum soll dann auch wieder dran, was sicher leichter mit Kran
geht als hier im Wasser. Dann kann auch das Segel wieder hoch. Ansonsten kommt Jürg
am frühen Abend. Das ist dann wieder wie Weihnachten: etliche Ersatzteile sind
in seiner Tasche. Wir hoffen, dass wir gegen Ende der Woche hier ablegen
können. Endlich mal baden und schnorcheln und natürlich segeln!!! Steht auf
dem Plan! (Der Mensch macht einen Plan und dann macht er noch einen Plan…gehen
tun sie alle nicht! Bert Brecht) |