Antigua Catmarina

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Sun 20 Feb 2011 21:04

 

„Karibik, Sonne, Wasser und Luft 28 Grad, ihr seid zu beneiden.“ Das haben wir oft gehört vor unserem Rückflug. Der Flug am 9.Februar verlief relativ problemlos.(Auf dem Hinflug haben wir in einem Londoner Hotel beim Frühstück einen emergency alarm erlebt. Alle Hotelgäste mussten 30 Minuten hinaus aus dem Haus und in der Kälte warten.) Die Dame am Schalter stutzte über unser Rückflugticket und wollte die Bootspapiere sehen. Ich fand den Tagesflug weniger stressig als den Nachtflug. Etwas verspätet landeten wir gegen 14.30 Uhr Ortszeit auf dem Antigua Airport. Wie ein Bandwurm schlängelten sich dann die Passagiere an der Landebahn entlang zum Immigrationsgebäude. Dort angekommen ging es im Schritttempo gaanz langsam in einem Zickzackgatter weiter. Die Luft stand und ich dachte, gleich falle ich um, da mir das Essen irgendwie nicht bekommen war, litt ich ziemlich. Um 4 Uhr waren wir endlich dran und draussen. Per Taxi zum Schiff, dort einräumen, ein Brot essen, einen Tee trinken und um 20 Uhr (für uns eigentlich 1 Uhr nachts) hundemüde ins Bett.

Am nächsten Tag schwingt Peter die „neunschwänzige Katze“ (von Helen geliehen, sie ist die Frau von dem Werftboss George) , um die Leute zum Arbeiten an unserem Boot zu bewegen.

Es ist hier wie anderswo auch: etwas ist gemacht, das meiste nicht. Der Baum, an dem ein  neuer Beschlag angebracht werden soll (der alte war aus Alu und der neue ist aus v2a) ist noch nicht an Bord. Das Wetter ist nicht berauschend in der ersten Woche. Es kommen immer wieder„gusts“, alles wird grau vor Regen, die Wolke kommt in einem Affentempo auf dich zu, es brist kräftig auf und fängt plötzlich an zu giessen. Wenn du alle Fenster zu gemacht hast, bist du platschenass und dann ist der Guss aber auch schon vorbei. Unser Bimini ist zum Nähen, das muss also vorrangig gemacht werden, damit wir wenigstens im Eingang etwas mehr Schutz haben. Im Maschinenraum wird der Impeller gewechselt. Peter hat keine Lust mit Affenarmen im Dunklen herumzufummeln, aber er hat ja ein neues Spielzeug!!! Ein Endoskop, das sich mehrmals so toll bewährt, dass George auch eins haben möchte. Unser Gas Adapter ist „verhockt“ und wir haben kalte Küche: Angeblich gibt es Ersatzteile in einem Ort namens All Saints. Peter radelt hin, ist aber nicht erfolgreich. Der Maschinenbauer muss es richten, das dauert aber bis Montag. Und dann wird die alte Waschmaschine ausgebaut: eine major operation von drei Stunden, bei der wieder mal nicht nur das halbe Schiff auseinander genommen sondern auch der Aufsatz  unterm Navisitz zersägt werden muss! Oh diese Bootsbauer! Wieder irre kuschelig in unserem Salon. Bei dieser Gelegenheit wird auch noch nach einem Leck gesucht und gefunden (gottlob) ,es ist der Wasserablaufkasten an Deck, er hat null Dichtungsmasse in den Schraubenlöchern. Um da ranzukommen muss der kleinste der Werftmitarbeiter halb im Kasten verschwinden und über Kopf arbeiten. Nur seine Beine schauen heraus. Eine Position, die sonst Jürg häufig inne hatte, wenn er denn Kabel gezogen hat. Als es immer noch ein kleines bisschen feucht ist nach Regen entdeckt Peter, dass alle Druckknöpfe der Sprayhood auch nicht eingedichtet sind. Das wird dann eigenhändig erledigt. Ich bin derweil mit Chromputzen und Haushaltssachen beschäftigt und backe Brot. Muss ja auch gemacht werden. J

Nach einer Woche radeln wir als nette Abwechslung mal nach Falmouth Harbour, Superyachten gucken. Es sind etliche neue grosse Schiffchen eingetroffen. Am 21. startet die Regatta RORC 600, das sind 600 Meilen nonstop durch die Karibik. Das alles ist schon ein richtiger Regatta-Zirkus.

Auch hier sind seit Tagen Wagenladungen voller Mannschaft eingetrudelt. Wir liegen am Fuss eines doppel T-Steges und beobachten ein ewiges Hin und Her. Mit Laptop ins Cafe oder zum chandler  um Material zu holen und Autos voller provision.

Der Einbau der neuen Waschmaschine gestaltet sich auch nicht gerade einfach. Allein schon das Tragen über die Gangway. Auf dem Achterdeck wird sie weitgehend auseinander genommen, durch den Eingang gehievt und wieder zusammen gebaut. Ein intelligentes Ding, sie redet mit mir, auf deutsch, es ist eine Miele. Wie bei den neuen Autos, der Kundendienst kann seinen Laptop für die Diagnose anschliessen. Toll. Mein erster Waschgang endet nicht ganz erfolgreich. Die Maschine meldet Wasser unten in der Auffangwanne.(RTFM). Der Boss kommt natürlich erst morgen wieder. Ursache: unser Abflussschlauch ist zu hoch verlegt. Auch das macht Peter eigenständig, weil wir sonst wieder ewig warten müssten bis einer Zeit hat. Es ist Saison und die Leute arbeiten teilweise sogar sonntags. Ein wirklich netter Arne aus D , Zimmermannsmeister mit eigenem Schiff, hier hängen geblieben, baut den Kasten über der Waschmaschine wieder zusammen. Restdinge wie die vordere Tür montieren  und die Maschine verkeilen, macht der skipper. So langsam entwickelt er sich zu einem allround Handwerker. Muss man wohl auch sein. Es sei denn man hat Crew. Und die sind manchmal hochnäsiger als der Eigner, erzählt Arne. Glauben wir ihm aufs Wort.

Ein besonderer Akt ist auch das Auswechseln der Federn für unsere Eingangstür, die wird im Boden versenkt, aber  wie kann man sich nur so etwas Schwachsinniges ausdenken: Schrauben, die einem aus der Hand fallen, verschwinden im Orkus., also gab es schon ein kleines Brettchen, um das zu verhindern. Peinlich peinlich, wenn denn das ganze Brett herunter fällt. Aber mit Trick 17 (das Brettchen ankleben an einem alten Moosgummi mithilfe des Endoskops) ist es wieder zum Vorschein gekommen. Grosses Aufatmen. Weil das Schiebeluk sonst nicht zu gegangen wäre!

Was machen wir sonst? Peter ist fleissig dabei unsere Route zusammenzubasteln, denn am 13. April wollen wir ja spätestens in Aruba sein, um Flo zu treffen und dann weiter Ri Panama.

Am Montag müssen wir 30 Minuten Vollgas fahren und danach ins Dock, um den Prob und das Unterwasserschiff anzusehen. Wir hoffen natürlich, dass es vernünftig aussieht, aber diese Waschküchentemperatur begünstigt Bewuchs. Mal sehen wie unser Kupferanstrich aussieht. Anoden müssen ganz sicher auch gewechselt werden. Schiff säubern und wieder ins Wasser, das wäre die optimale Variante. Der Baum soll dann auch wieder dran, was sicher leichter mit Kran geht als hier im Wasser. Dann kann auch das Segel wieder hoch. Ansonsten kommt Jürg am frühen Abend. Das ist dann wieder wie Weihnachten: etliche Ersatzteile sind in seiner Tasche. Wir hoffen, dass wir gegen Ende der Woche hier ablegen können. Endlich mal baden und schnorcheln  und natürlich segeln!!! Steht auf dem Plan! (Der Mensch macht einen Plan und dann macht er noch einen Plan…gehen tun sie alle nicht! Bert Brecht)