erster Tag auf Ahé

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Thu 28 Jul 2011 06:40

27.07.11  Tuamotus, Atoll Ahé, Tenukupara

Tuamotus heisst „alle motus“, und motu ist ein kleines Atoll mit Sand und Palme, eben unsere Südseevorstellung. Es gibt auch riesig grosse. Dieses ist 20 km lang und motu an motu bilden einen Kreis. Bei Niedrigwasser kann man –hier zumindest- einen Rundgang machen. Nicht das Paradies aber schon paradiesisch. Morgens um 8 Uhr passieren wir die Durchfahrt. Vor uns geht ein Zweimaster durch- wir lernen sie später kennen, Liza und Adrian aus Südafrika- sie erzählen, sie haben noch 2-3 kn Strom gegenan gehabt. Wir sind im timing perfekt und fahren durch die 200m breite Passage. Es gibt sogar Seezeichen, also alles kein Problem. Um 9 Uhr fällt der Anker im hellgrünen Wasser auf 7m Tiefe vor Tenukupara.. Wir sehen Fische. Das Schiff ist wieder bewachsen in der Wasserlinie, aber wir lassen unsern Gummiwilli herunter und machen einen Landausflug. Zunächst zur Gendarmerie. Der nette Polizist sitzt mit zwei Damen in seinem kleinen spärlich eingerichteten Büro beim Schwatz. Die Damen bieten uns ihre Stühle an und wir beantworten die Fragen des Mannes mit dem T-shirt „police municipale“ , damit auch jeder weiss, wer er ist. (Er ist von Moorea, seine Frau von hier. Sonst sind die Offiziellen fast immer Franzosen.) Unter anderem steht auf seinem Fragebogen die Frage nach der Farbe der Segel. Tres important. Unsere Pässe werden kopiert und wir bekommen einen wunderschönen runden Stempel hinein.

Und ewig grüsst das Murmeltier…unser Generator hat schon wieder ein paar Probleme beim Starten. Wenn er denn läuft, läuft er. Wir fragen nach einem Mechaniker. Ja, aber es ist gerade Mittagszeit. Wir gehen auch zum lunch. Am Hafen gibt es zwei Buden, die Essen anbieten. Die Frage nach Fisch wird verneint. Viande ou poulet avec des frites. Na gut, Brochettes. Sie serviert uns hinterm Haus unter Palmen und im Schatten dann doch 2 gegrillte Fischfilets und poisson cru (was wir zum ersten Mal in Panama als Ceviches gegessen haben, roher Fisch mariniert in Limonensaft) mit Gurkenstückchen. Auf Bitten bringt sie uns dann noch einen zweiten Teller, den sie erst abwaschen muss, damit jeder von seinem essen kann. Einfach aber lecker. Wir sitzen kaum, da kommt ein Mann und bietet uns Perlen an für eine Flasche Whisky. (!) Das Dörfchen selber hat zwei Strassen, eine aus Beton. Es gibt eine Schwesternstation, die hat internet, aber zu langsam um irgendetwas herunter zu laden. Wir sehen Funkmasten, Satellitenschüsseln und einige Häuser haben Solarzellen auf dem Dach. Es gibt üppige Blumen, viele Hunde und nette freundliche Menschen. Die Häuser am Ufer stehen auf Stelzen. Uns gegenüber hat Bernhard Moitessier 5 Jahre lang gelebt.

Wir treffen den Mechaniker- und haben schon wieder seinen Namen vergessen- sie sind für uns sehr schwer zu behalten. Ein freundlicher Mann mit lockigem Haar, dem die beiden Schneidezähne fehlen. Er kommt mit an Bord, hört sich den Generator an und geht systematisch auf die Fehlersuche. Es sei Luft in der Leitung. Die Luft haben wir beim nicht fest genug angedrehten Dieselfilter gefunden und zudem noch Wasser aus einem der Zufuhrschläuche des Salzwassers zum Kühler. Peter schraubt und kratzt an der Aussenseite des Wasseranschlusses Kalk ab und irgendwann geht unser Stromerzeuger und die Wasserzufuhr ohne irgendwelche Tropfen wieder. Gott sei Dank. Das einzige was wirklich defekt war und repariert werden muss ist die Glühvorrichtung am Generator, die muss in Papeete erneuert werden. Seit nachts geht vom Hauptmotor die Temperaturanzeige nicht, sie überzeugen sich, dass der Thermostat funktioniert, nur die Anzeige defekt sei. Wir machen noch small talk, er erzählt uns einiges über die Insel. Auf die Frage nach Bezahlung lehnt er ab, Peter hätte ja geschraubt und er nur zugesehen. Was natürlich nicht ganz stimmt. Auf alle Fälle hat er seine Zeit geopfert. Peter steckt ihm dann eine angemessene Bezahlung zu und er verspricht uns nächsten Morgen zu einem Besuch bei seiner Schwester abzuholen.

Wir sitzen zum Nachtessen im Cockpit, mit Bananenlampe und es gibt eine Porreetarte. Die Flasche Wein köpft uns dann. Wir haben eine herrliche „Bauernnacht“, so nannten die alten Squarerigger die erste Nacht an Land, wenn sie denn ausschlafen konnten.

In der Frühe schon wieder eine Schreckensmeldung: der Kühlschrank geht nicht! Nicht so toll in der Südsee. Vielleicht ist beim Arbeiten gestern am Generator doch irgendetwas gelöst worden. Und so ist es. Peter hat biegsame Spiegel und entdeckt tatsächlich ein loses Kabel. Zusammengesteckt, der Kühlschrank summt. Genial.

Wir sind gerade fertig mit dem Frühstück – an der Pier liegt ein Frachtschiff, nix gehört. Eine alte Fähre aus Schweden. Man sieht noch den ursprünglichen Namen und Heimathafen – da kommt ….im Bötchen. Vorne sitzt noch ein junger Mann, sein Sohn. Wir düsen eine halbe Stunde Richtung Norden und landen bei seiner Schwester an. Sie produziert, zusammen mit ihren zwei Söhnen, Perlen. Sie lädt uns ein auf der Terrasse Platz zu nehmen. Sie sammelt Muscheln, verkauft diese flaschenweise an andere Frauen und macht auch selber daraus Ketten. In einer Schüssel hat sie wunderhübsche richtig grosse Muscheln. Sie sagt, andere hätten mehr Fantasie und machten daraus Colliers. Die Muschelketten werden bei Ankunft von hohen Gästen denen als Willkommensgruss umgehängt. Sie hat auch weisse Blütenknospen gepflückt, die wird sie aufreihen und morgen, wenn sie halb geöffnet sind, irgendeiner Kirchenpersönlichkeit überreichen. Der Bruder geht uns in der Zwischenzeit frische Kokosnuss pflücken. Er köpft sie und wir trinken das Wasser als Erfrischungsgetränk. Die noch dünne weisse Nussschale wird entweder mit den Zähnen abgeschabt oder mit dem Löffel herausgekratzt. Während die Muscheln bestimmte Zeiten im Wasser „reifen“ und  eigentlich nichts an und mit ihnen zu tun ist, wird Kopra produziert.

Nach angemessener Zeit kommen wir auf die Perlen zu sprechen. Sie zeigt uns wie sie meint „die Reste der Kollektion“. Einige sind schon gefasst, andere roh, grünlich schwarz, eine ist selten vorkommend auberginenfarbig. Eine ist riesengross, sei aber nicht verkäuflich, sie erklärt uns auch, wie die produziert wird, wobei es nicht immer gelingt. Interessanterweise haben einige Perlen natürliche Ringe. Nach internationalem Standard sind sie vielleicht nicht so wertvoll, aber sie sind eben Unikate.

Und dann schauen wir uns das Ganze an: auf einer Brücke sind zwei Häuschen, dort wird gearbeitet. Die selber gezüchteten Muscheln, die in der Nähe ausgelegt wurden, werden später durch Taucher in einen Korb gesammelt und herauf gebracht. Sie werden von aussen gesäubert und ein Helfer klemmt ihnen schmale Keile zwischen die Schalen. An Arbeitstischen sitzen zwei Chinesen, klemmen die Muschel in eine Art Riesenklemme und führen mit „sterilem“ (?, jedenfalls tauchen sie die Werkzeuge immer wieder in ein Wasser) Besteck einerseits eine grosse gelbe Plastikperle hinein und ein winzig kleines Stückchen von einer Substanz, die die Perle dunkel werden lässt. Der Keil wird entfernt und jede Muschel wird in eine Tasche in einem engmaschigen Netz gesteckt und mit einem Plastikstäbchen verschlossen. Diese Netze werden 3 Monate an einem bestimmten Ort zwischengelagert. Stösst die Muschel den fremden Kern „nucleus“ ab, dann liegt die inzwischen weiss gewordene Kugel in dem Netz und man weiss, das diese Muschel keine Perle produzieren wird. Behält die Muschel den Einsatz, wird sie an langen Seilen befestigt, die werden ins Wasser gehängt, auf etwa 10 Meter Tiefe, um dort zu reifen. Und das dauert ungefähr 14 Monate. Der Spalt, durch den die Fremdkörper in die Muschel an die richtige Stelle platziert werden ist nicht gross und es ist auch nicht besonders hell, oder ausgeleuchtet. Es braucht schon ziemliche Fingerfertigkeiten und Erfahrung. Jedenfalls sollen die beiden Chinesen demnächst durch den eigenen Sohn ersetzt werden. In der Mitte des Atolls ist eine grosse Anlage- Farm auf Stelzen. Dort arbeiten Vietnamesen. Sie wohnen an Land. Offensichtlich besitzen sie diese Fingerfertigkeiten.

….bringt uns nach 2 Stunden zurück zu TeApiti, schenkt uns noch etwas Gemüse, das sollen wir nur waschen, klein schneiden und mit etwas Butter dünsten, und filetiert schnell noch einen grossen Fisch für uns. Unser Nachtessen ist gesichert. Doch Paradies? Scheint so.

Während ich schreibe, putzt Peter wieder das Schiff. Wir haben ein langes Seil aussenbords gehängt, an dem kann er sich entlang hangeln.

 

                     Pass Einfahrt                                                            Der Quai von Tenukupara

                    Unser Mecanico vor der Perlenfarm                            Wasser aus der frischen Kokosnuss

                    Auslage der Muscheln für die Kettenherstellung            Schwarze Perlen der Farm

                            Die gelben Kerne der Perle u. links der Farbproduzent /  Die Muscheln fertig für die 14monatige Aufzucht

              Vor der Aufzucht werden die Muscheln in Taschen gefüllt und nach 1 Mt kontrolliert ob der gelbe Kern ausgespuckt wurde

beim Filetieren unseres Abendessens