Martinique, Sonntag 03.04.2011

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Mon 4 Apr 2011 02:13

Am Mittwoch befahren wir mit dem Auto die Südküste von Martinique, wobei wir zunächst nach Fort-de-France gehen, das ist die Hauptstadt. Bislang waren wir immer zufällig sonntags in den Städten und die waren ausgesprochen trist. Obwohl Werktag ist es hier nicht anders. Auf dem Weg dahin haben wir auf den Hügeln nette, gepflegte  grössere Häuser gesehen. Es ist sauber und ordentlich, keine Autowracks stehen herum, so dass wir hohe Erwartungen an die Stadt haben. Leider enttäuschend. Auch hier prägen kleine heruntergekommene Häuser das Strassenbild. Das schönste Haus ist das alte Hotel de Ville (Stadthaus), heute ein Theater. Daneben das neue, ein grosser Klotz! Und gleich daneben noch ein protziges Justizministerium. Eine kleine Fussgängerstrasse und ansonsten schmale Strassen im rechten Winkel, aber ohne Charme. Vielleicht ist uns auch nur zu heiss, um die Schönheit zu entdecken.

Nächstes Ziel ist südlich von Fort-de-France eine Halbinsel bzw. ein Ort namens „Les Trois-Ilets“ Es ist der Geburtsort von Josephine Beauharnais, Napoleons Gemahlin. Sie ist dort auf einer Plantation aufgewachsen, die mal teilweise abgebrannt ist. Der Vater war wohl Spieler und mangels Masse konnte die Plantage nicht mehr aufgebaut werden. Josephine hat dort gelebt bis sie nach Paris ging, wo sie  als Witwe und deutlich älter als Napoleon  geheiratet haben. Ein harmloser kleiner Ort. Ich hätte etwas mehr touristische Ausschlachtung der berühmten Tochter erwartet, immerhin hat Napoleon sie zur Kaiserin gemacht. Auch wenn er sich später hat scheiden lassen, weil sie keine Nachkommen hatten.

Wir haben dann noch verschiedene Badebuchten abgeklappert, manche sind wirklich ganz nett. Immer wieder erstaunlich, dass einige Orte neue Fischerhäuschen oder Verkaufshallen erstellt haben, finanziert mithilfe der EU, Regionalfonds. Peter und Jürgen ziehen mich auf: bezahlt von meinen Steuergeldern!

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Die Landschaft ist schön, wir sehen viel Agrikultur: Bananen, Zuckerrohr, geerntet mit Mähmaschinen und andere Anpflanzungen. Der Blick vom Hochufer aufs Meer mit Riffen, wo das Wasser aufschäumt, ist wunderschön. Es gibt einen berühmten Felsen „Diamantrock“. Die Engländer haben das steile unwirtliche Inselchen mal gekapert und als Schiff deklariert- und Napoleon geärgert

Beschreibung: m_P1080335                         Beschreibung: m_P1080443

Das „Kriegsschiff“ Diamantrock, bessere kühlere wohnlagen

 

Am Freitag muss Peter erst einmal baden. Wir liegen stern-to und vorne an einer Boje, die Leine V-förmig gelegt. Obwohl durch die Schwimmstege keine ruckartigen Bewegungen entstehen, haben zwei Tage ausgereicht, um unsere Leine durchzuscheuern, die Seele war sichtbar. Gottlob haben wir es bemerkt und können eine neue Leine anders legen. Danach bereisen wir die Ostküste. Auch hier landschaftlich wunderschön. Nicht so hoch. Nette Hügel, bewirtschaftet, viele Rinder. Ansprechend. Die Häuser an den Hängen in exponierter Lage sind alle gepflegt mit vielen Blumen und Sträuchern. Auf den Feldern wird Zuckerrohr geerntet, daneben sehen wir schon abgeerntete Felder und auch junge Pflanzen. Drei Ernten pro Jahr seien möglich. Auf der Insel gibt es mehrere aktive Destillerien. Die Ostküste- Atlantik- hat viele Riffe und kleine Inselchen. Aber auch hier sind die Städte zum Teil unglaublich trist. Und dann knallen die Franzosen mitten in die Walachei eine „Habitation“, diverse Häuserblöcke, alle gleichförmig, drei- vierstöckig hoch, unten alle vergittert und kein Geschäft keine Bäckerei oder irgendetwas in der Nähe. Grausig!!! Eine Wohnungsburg ist relativ neu und schon steht auch dort ein Laster vor der Tür und verrostet. Wie kann man so etwas machen!?

Beschreibung: m_P1080338 Beschreibung: m_P1080408

                       Fort-de-France

Am frühen Nachmittag liefern wir Jürg am Flughafen ab, er geht über Paris nach Zürich. Da ist es doch auch warm mit 18 Grad!

Wir machen heute Wäsche und Peter sucht mithilfe eines hiesigen Handwerkers, bewaffnet mit Wasserschlauch und Spiegel die Löcher, wo das Wasser im vorderen Bad her kommen könnte. Und wird fündig! Es sind zwei Stellen, an denen keine Abdichtung unter der Seereeling ist. Mal wieder Amora!!

Wir haben jetzt vermutlich auch herausbekommen, wieso es hier Madras-Karos gibt. Nach der Aufhebung der Sklaverei gab es nicht genügend Arbeiter auf den Zuckerrohrplantagen. Die englischen Inseln haben die Plantagen weitgehend aufgegeben, weil sie nicht mehr rentabel waren, die französischen haben sich „coolis“ , nämlich indische Arbeiter geholt und die leben im Norden von Martinique und haben vermutlich ihre Stoffmuster mitgebracht.

Am Samstag ist „Proviant“ einkaufen angesagt. Wir sind kurz nach 8 Uhr bei Carrefour und 2 Rucksäcke, 2 Taschen, 2 Fahrradtaschen und eine Tiefkühltasche sind voll. Und das bei 33 Grad. An Bord wird verstaut und das Fleisch vakuumiert und eingefroren. Danach ist wieder Besichtigung angesagt. Wir fahren zur Nordhälfte und wollen die Insel im Norden ganz umrunden. Bei Grand Revière ist Schluss mit lustig. Auf unserer Karte war ein kleiner roter Weg eingezeichnet, aber das war nur ein Fussweg. Also zurück. Der Norden ist geprägt von Zuckerrohr und Bananen. Die kleinen Städte sind ziemlich ärmlich, verkommen und verlassen. In der Karte sind dreimal Hindu-Tempel verzeichnet. (!) Die Strassen sind in gutem Zustand und kurvenreich. Peter fühlt sich wie auf dem Nürburgring. Wir müssen aber die Strecke fast ganz zurück, um den Monte Peleé herum, ein ganz gleichmässiger grüner Kegel und  1370  m hoch. St. Pierre ist unser Ziel.

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Dort, wo wir eine sehr unruhige Nacht verbracht haben. Das Städtchen, 1902 vom Vulkan verschüttet, erweist sich auch bei der Besichtigung von der Landseite aus als ziemlich desolat. In unserm Reiseführer steht „Die Häuser wurden nach dem Vulkanausbruch 1902 auf den Ruinen neu errichtet“. Es ist schwer zu entscheiden, was sind alte Ruinen oder was ist neuer Bauschrott. Was habe ich eigentlich von der Karibik erwartet bzw. was für Vorstellungen hatte ich??? Auf dem Rückweg halten wir nochmals bei einem anderen Supermarkt und erstehen dort Getränke u.a.m. Wieder sind zwei Rucksäcke, 2 Taschen und zwei Fahrradtaschen voll. Diesmal haben wir Wein eingekauft. Auf dem Atlantik war ja Abstinenz angesagt. Wo sollen wir bloss hin mit all dem Kram? Aber es wird ja jeden Tag weniger J Gottlob stand am Hafen so`n alter Einkaufswagen. Trotzdem, schweisstreibend das Ganze.

Sonntag ist „Ruhetag“. Wir puzzeln am Boot. Zuerst fährt Peter noch schnell zum Gemüsemarkt, ich mache grosse Wäsche. Herrlich, in einer halben Stunde ist die Bettwäsche wieder trocken. Danach werden alle Fensterdichtungen mit Silicon für die Geschmeidigkeit eingerieben. Peter checkt unsere Leinen, kauft zwei  neue Festmacher und kürzt die alten, da

dort schon die eine oder andere Stelle durchgescheuert war. Wichtig, dass die Leinen in Ordnung sind, das könnte gegebenenfalls Probleme geben. Alte Seemannsarbeit: einen Takling machen. Das Leben hier in Marin am Steg ist seltsam. Der Hafen hat sich verdoppelt, wenn nicht verdreifacht. Früher gab es zwei Stege gegenüber der Mangobar. Heute ist fast ein neues Zentrum mit Capitanerie und Geschäften weiter östlich entstanden. Ich erinnere mich, als ich 2006 hier war, gab es dort einen Supermarkt und sonst gar nichts. Heute ist alles bebaut. Ein Mastenwald. Es liegen unendlich viele Schiffe dort. Ein Grossteil sind Katamarane, von diversen Chartergesellschaften. Auch bei uns liegen ganz viele. Es gibt gar nicht so viele Privatboote, die meisten ankern in der Bucht, dort ist es natürlich auch billiger. Insofern ist es abends gespenstisch ruhig an unserm Steg und mehrere Boote sind auch rechte Seelenverkäufer, rostig, verkommen, ungepflegt, vielleicht sogar aufgegeben, auf alle Fälle scheint das Geld ausgegangen zu sein. Regelmässig hört man die outboards von den Ankerliegern. Ziel ist die Mangobar, dort gibt es internet - wenn auch zu Zeiten total überlastet und natürlich cocktails!

Beschreibung: m_P1080397Marin  Beschreibung: m_P1080440

Beschreibung: m_P1080428Beschreibung: m_P1080429

Badeleben gibt es aber auch!