La Palma

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Thu 11 Nov 2010 20:38

La Palma- alles Banane!

 

8.Nov. Wir starten mit dem Auto gegen 11 Uhr und wollen den Süden erkunden. Erstmal gibt es einen kurzen Regenschauer, ganz was Neues. Südlich von Santa Cruz, der Hauptstadt, die wir am Sonntag schon besichtigt haben- aber in ES ist sonntags nix los, fahren wir von der höheren Küstenstrasse runter zu einem ersten Strand mit Leuchtturm, Playa de Bajamar. Fast alle kleinen Ferienhäuschen sind dicht und ob ihrer Hässlichkeit zusammen mit dem kurzen schwarzen Strand und dem nicht so tollem Wetter „flüchten“ wir bald wieder auf die Hauptstrasse zurück.

 

Beach!

Was uns auch andernorts aufgefallen ist, alte Menschen sitzen häufig vor ihren  Häusern , auf Stühlen, auf Bänken, auf öffentlichen Plätzen und tun nichts. Nichts. So auch hier. (Enden wir auch mal so??? oder doch mit einem Buch in der Hand? )

Die Hauptstrasse verläuft in der Höhe und ist ziemlich kurvenreich. Das Wetter bessert sich und unter uns gibt es Bananen. Bananen und nix als Bananen. Die ganze untere Plattform, erst jüngst entstanden durch Vulkanausbrüche  ist bedeckt mit Bananen. Wir fahren viele Kilometer nur durch Bananenplantagen, wobei viele unter Planen oder ganz in Gewächshäusern stehen. Plastikkultur. Manche Stauden sind am Baum in blaue Plastiksäcke eingepackt. Nur manche. Warum, ist uns ein Rätsel. In einer Cooperativa steht die Hallentür offen und wir gehen mit Fotoapparat bewaffnet hinein. Es stehen offene Container mit grünen Bananenstauden herum. Die Arbeiter hängen die einzelnen Stauden an Fleischerhaken, lassen sie durch eine Spritzanlage laufen um anschliessend in Tauchbecken nochmals zu „waschen“. Anschliessend schneidet ein  Arbeiter jetzt die „Finger“ oder „Hände“ von den Stauden, wobei die kanarischen Bananas kürzer sind als Chiquitas aus Südamerika. Ich glaube, es gab auch mal eine Ausnahmeregelung in der EU für die kanarischen Bananen. Sie werden verpackt in Kisten und im Transport- Container verstaut. Auf meine Frage, ob die jetzt schon schmecken, schenkt ein Arbeiter mir eine ganze Hand, in grün, eine hellgelb. Peter schüttelt sich, aber ich mag unreife Bananen sehr gern, lieber als reife. Ich finde sie köstlich. Meine Ehrfurcht ist aber durchaus gewachsen, da wir mitbekommen haben, wie mühsam das Ernten ist.

Diese Bananen erstrecken sich bis zur Südspitze der Insel. Immer auf dem erdgeschichtlich jüngsten Teil, wobei der Vulkanuntergrund mit Nährboden versehen wurde.

 

Auf der Südspitze hat es zwei Vulkane, bei dem einen gibt es ein Infozentrum. Wir lernen, dass der jüngste Ausbruch 1971!!! war und eben diese unteren Absätze, heute mit Bananen bepflanzt, überhaupt erst geschaffen hat. Die Lava kam bis fast an den Leuchtturm und hat irgendwelche heiligen Quellen verschüttet. Wir schauen uns einen Film an, um anschliessend an den Kraterrand zu gehen. Ganz bequem. Faszinierend. Im Kegel haben sich schon einige Bäume angesiedelt. Die Vorstellung, dass der letzte Ausbruch erst so kurz her ist, ist schon ein bisschen prickelnd. An den Hängen wird Wein angebaut, die Malvasier-Traube. Ein Süsswein. Wir haben ihn probiert und er hat uns so gut geschmeckt, dass wir eine Flasche mitgenommen haben. Bei dem Weisswein musste der Wirt schon mehrere für uns herausrücken, da sie auch noch günstig waren.

Nächstes Ziel ist die Südspitze von La Palma mit Leuchtturm Faro de Fuencaliente und den Salinas. Die Salinen produzieren 500t Salz im Jahr, sind super gepflegt und es gibt einen Rundgang mit informativen Tafeln. Die handwerkliche Arbeit der Salzgewinnung basiert auf traditionellen Methoden mit Harke, Schaber und Sieb. Über verschiedene Becken, stufenartig angelegt, wird die Sole immer mehr durch Verdunstung verdichtet bis das Salz geerntet werden kann. Das Ganze ist auch noch als Ökosystem für verschiedenen Tiere und Pflanzen wertvoll. Endlich haben wir gelernt, warum das  Flor de Sel so fein und teuer ist: es kann nur per Hand geerntet werden in den Abendstunden, wenn es keinen Wind hat und bei geringer Luftfeuchtigkeit. Die Sole wir quasi abgeschöpft. Muss man sich das so vorstellen, wie man Sahne von der Milch abschöpft.

Wieder ein bisschen klüger steigen wir in unser Auto und machen uns über die Westküstenstrasse auf den Heimweg: hoch nach Norden bis zur Mitte der Insel und dann nach Osten bis Santa Cruz de la Palma. Zum Nachtessen Pizza im Hafenrestaurant.

9. November noch mehr Bananen! Wir starten schon relativ früh bei herrlichem Sonnenschein und fahren heute nach Norden auf der Küstenstrasse. So weit das Auge reicht: Bananen! Wobei die Ausblicke von den Miradores atemberaubend sind. Im Norden geht es dann nach Westen zur anderen Seite der Insel. Das Wetter ändert sich, Nebel steigt auf. Die Bananen hören auf. Die Vegetation ändert sich. Aber selbst hier oben hat es noch Wein. Der wird  fast am Boden liegend geerntet. Ein Abstecher zu einer Laguna entpuppt sich als Flop: Es ist ein Speicherbecken. Wir sehen viele Esskastanien- es gibt 20 verschiedene Sorten haben wir inzwischen gelernt. Wir sehen Eukalypthus-Bäume und unendlich viele Kakteen. Und da ich endlich mal wissen will, wie diese Kaktusfeigen schmecken- wir haben sie in Marokko viel angeboten gesehen- pflücke ich mir eine und habe heute noch kleine feine Stachel in der Hand. Soo toll hat sie nun auch wieder nicht geschmeckt, dass das die Stachel rechtfertigt. Und Blumen. Rosen, Geranien, Engelstrompete, üppige Bougainvilleas und Weihnachtssterne. Alles blüht gleichzeitig. Santo Domingo oder Garafia ist die nordwestlichste Stadt der Insel. Dort gibt es wunderhübsche Drachenbäume und S. D. hat eine wirklich schöne alte zweischiffige Kirche, die wir besichtigen können. Es soll in den Kirchen der Insel viele alte flämische Meister geben, da im 14.15 Jhdt, enge Beziehungen zu den Niederlanden bestanden. Leider sind die meisten Kirchen immer geschlossen. Die Häuser auf La Palma sind schreiend bunt und von wenig architektonischer Kunst beleckt. Quadratisch, praktisch, gut. Aber nicht hübsch!

 Ein Dörfchen, das im Reiseführer als so belassen wie vor 200 Jahren beschrieben wurde, entpuppt sich wirklich als etwas netter, denn die Häuser haben noch Ziegeldächer und sind keine nur viereckigen Kisten. Die Hauptstadt Santa Cruz ist recht nett, an einer Hochküste erbaut, muss man ziemlich klettern. Hat uns etwas an Funchal auf Madeira erinnert. Berühmt ist die Altstadt mit ihren Balkonen. Sollen früher übrigens die „Heads“ gewesen sein. (Toiletten) Wer weiss, ob das stimmt!?

Von Santo Domingo aus sind wir dann quer durch über eine grüne Strasse Richtung Südosten gefahren. Manchmal 10 % Steigung und die engsten Haarnadelkurven, die man sich denken kann. Durch unglaubliche Kiefernwälder: pinus canariensis. Grosse gerade Stämme und „puschelige“ Kiefernnadeln. Manchmal , nach Bränden schlagen die Bäume auch an den

 

Stämmen neu aus.Sieht faszinierend aus.

Und dann kam das absolute highlight: der Nationalpark Caldera de Taburiente. Auf dem höchsten Berg Roque de Los Muchachos (2426) sind mehrere grosse und viele kleine Observatorien gelegen. Die Luft ist hier oben so rein und der Himmel nicht durch Stadtlicht erhellt, dass hier der ideale Standpunkt für Sternenbeobachtung ist. Es gibt auf La Palma sogar ein Gesetz, dass nach oben scheinende Beleuchtung verbietet. Die Caldera ist ein riesiger Senkkrater, 28 km im Umfang. Es ist der grösste der Welt! Und der Anblick ist atemberaubend! Du stehst am Kraterrand, über den Wolken, schaust in die Tiefe, unten Wolken und Nebel  und gegenüber das Gestein in verschiedenen Farben und Formen. Man kann einen kleinen Grat entlang gehen und sieht noch weitere Kraterspitzen, nicht ganz so hoch, am Rande der Caldera aus den Wolken herausragen. Einfach gigantisch dieser Anblick.

Weiter auf sehr engen Haarnadelkurven geht es dann zurück nach Santa Cruz de La Palma.

Die Reisezeit hier ist ideal. Es ist warm, (24 Grad), die Sonne scheint und zu dieser Zeit sind relativ wenige Touristen unterwegs, nur ein paar Deutsche/Schweizer, die wandern gehen.

La Palma hat uns gut gefallen. Leider ist der Hafen nicht so nett, liegt an einer Strasse, da wird auch noch gebaut und hat wahnsinnig viel Schwell. Ich bin nachts mal ins Vorschiff umgezogen, weil hinten die Leinen knarrten. Dafür hats dann vorne geruckelt!

.  Also ab nach La Gomera