Alor

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Wed 8 Aug 2012 11:17

08.08.2012 Alors

Das Glück ist nicht gerade auf unserer Seite…Wir dümpeln mit 3-5 kn Geschwindigkeit bei 8-12 kn Wind von hinten. Am Himmel sehen wir seit Tagen zum ersten Mal Wolken, aber es regnet keinen Tropfen. Wir motoren die ganze Nacht mit Trödelgang von 1300 Umdrehungen, schauen alle viertel Stunde in den Motorraum, ob genügend Wasser in den Sieben blubbert. Alles o.k. Ab fünf Uhr sehen wir die ersten Fischer am Ufer der indonesischen Inseln. Seamist und Kilkea verlassen gerade den Hafen und wir denken, wir sind die letzten und werden ganz allein sein. Mitnichten! Wir biegen um die Ecke, vor uns liegt Kupang und viele viele Boote liegen dort vor Anker. Nach 3 Tagen, 6 Stunden und 45 Minuten, 491 nm sind wir in Indonesien, Kupang angekommen, es ist 10.45 Uhr Samstag, der 4.8.2012.

Wir müssen das Dingi herunter lassen, Custom, Immigration und Health möchte abgeholt werden. Eine Menge Papiere sind zu unterzeichnen, diverse Kopien zu übergeben und wir müssen anschliessend in die Stadt, um in deren Büro zu gehen. Dort werden wir in einem Raum praktischerweise von einem Office zum anderen weitergereicht. Peter muss nochmals an Bord, zwei weitere Kopien fehlen!

Die Stadt ist heiss und ein Erlebnis: überall Mopeds oder Bemos (Kleinbusse mit offenen Türen, hinten zwei Sitzbänke drin entlang der Wände des Fahrzeuges und alles was transportiert werden muss, geschieht damit.) Dazu ein wildes Gehupe und  Verkehr ohne gleichen. Auf der Strasse rechts und links kleine Läden mit Taschen, Stoff, Lebensmittel, Werkzeug usw. Auf dem Gehweg muss man aufpassen, dass man nicht in irgendwelche Löcher fällt. Dazu ein Wind, der dann auch noch Staub aufwirbelt. Wir werden bestaunt.

Wir essen am Anleger. Die Damen bringen etwas Falsches. Das einheimische Bier Bintang wird in dreiviertel Liter Flaschen verkauft und schmeckt angenehm. Lars spendiert einen Willkommenstrunk.

Betelnüsse

                   

Moschee, Hauptstrasse von Kupang

Lars und Erja von Ambika

 

Peter versucht für seinen Laptop internet (dongel , wie sich später herausstellt, funktioniert der nicht)  und eine Telefon-Simkarte zu bekommen und einen Mechaniker zu organisieren, der will am Montag um 9 Uhr kommen, heute sei alles geschlossen.

Sonntag, 05.08. Peter muss auf den Mast. Ottos Windmimik hat eine Unwucht bekommen und funktioniert nicht richtig. Erklären können wir uns das wirklich nicht, aber gottlob haben wir Ersatz. Es ist nicht gerade windstill. Kaspar und ich beneiden Peter nicht unbedingt.

Der Wasserzulauf vom Kühlschrank, der sich genau über einem Stutzen für den Motor befindet und somit zuwenig Wasser bekommt, wird genial umgebaut, d.h. verlängert, dass er jetzt woanders Wasser schöpfen kann. Auch das gelingt.

Gegen 16 Uhr entschliessen wir uns nach Alor auszulaufen. Peter geht noch schnell an Land, um den Mechaniker zu bezahlen, der ist stockbesoffen und nennt einen horrenden Preis für das wenige, das er bislang gemacht hat. David von sail indonesia meint, das sei übertrieben und er gibt ihm erstmal gar nichts!

Die Nacht ist schwierig. Currant ohne Ende und dazu kein oder ganz wenig Wind, wenn man nicht aufpasst, drückt der Strom TeApiti gegen den Kurs am Wind. Wind ist mal vorhanden, mal nicht, der Motor muss angeworfen werden. Wir holen Ambika und Comedie ein, zumindest sehen wir ihre AIS-Dreiecke. Zum Schluss kommt der Wind von vorne, wir setzen den Jib. In dem Fjord stehen sehr seltsame Gebilde. Sie sehen aus wie Holz-Dachstühle auf dem Wasser. Es sind Fischfallen. Die Fische werden nachts mit Lampen angelockt.

Gegen 16 Uhr am Montag, den 6.8. fällt der Anker auf 22 m Tiefe im Pulk Sail Indonesia vor Alors. Abends eine sehr seltsame Stimmung. Es weht kein Wind mehr, an Land überall Qualm, wahrscheinlich von Feuerstellen, dazu singt von verschiednen Moscheen ein Muezzin. Nicht grob und aggressiv und scheppernd, sondern sanft, melodiös als Hintergrundmusik. Hört sich schön an, allerdings nachts um drei dann nicht mehr ganz  als so angenehm empfunden.

 auf See

Dienstag 7.8. Peter geht baden , nicht zum Vergnügen, sondern um zu sehen, ob alle unseren Wassereinzüge sauber sind. Um 9 Uhr ist an Land eine Willkommenszeremonie. Ein einheimisches Boot mit Kriegern besetzt, holt die Crews ab von ihren Schiffen und Damen in konventionellen Gewändern singen und tanzen zum Empfang. In einer Halle gibt es ein paar Offizielle mit Reden und weitere Tanzvorführungen.

     

 

 

Nach dem Vergnügen kommt die Arbeit: Die Männer öffnen zwei unserer Tanks, um nachzuschauen, ob eventuell unser Diesel verschmutzt ist. Ist er aber nicht! Also was ist unser Problem? Was verursacht den Qualm: Wir machen seatrial, d.h. fahren eine dreiviertel Stunde unter Last wie wild im Fjord herum. Es wird besser, geht aber nicht weg.

Letzte Aufgabe für heute: 200 l Diesel aus Jerrycans, die im Dingi stehen, in unsere Tanks zu füllen. Auch das wird mit Bravour gemeistert. Die Männer haben sich wirklich einen sundowner verdient.

   

 

  

 

Um 19 Uhr Galadinner im Government House mit dem Mayor und vielen anderen Offiziellen von Alor. Ein Bus bringt uns hin, wo wir stundenlang warten bis die Öberen eingetroffen sind. Mehrere Reden, Begrüssungen, dann Dinner (mit Wasser) und einige sail-indonesia-Mitglieder sind vorher in historische Kostüme gesteckt worden und müssen jetzt auf der Bühne ein paar Worte in Bahasa sagen, woher sie kommen. Wir bekommen alle ein Geschenk und allenthalben werden Fotos gemacht: mit Mayor, mit sail indonesia, gegenseitig, wildfremde Leute wollen ein Bild mit dir, und und und Um 22 Uhr sind wir wieder an Bord und trinken zum Ausklang eine Flasche Rotwein.

Mittwoch, 8.8.2012  9 Uhr Ausflug in die Berge mit zwei Bussen. Bis alle eingestiegen sind dauert es. Wir haben „air condition“, will sagen, die hintere Tür steht offen und jeder, der einen Lift braucht, springt auf und fährt mit ohne zu bezahlen, gängige Praxis. Erste Station ist ein Museum mit vielen historischen Bronzedrums, Moko genannt in Form eines Stundenglases mit Henkeln. Alor ist berühmt für seine mokos, sie sind sehr wertvoll und werden auch als Mitgift oder zum Kauf von Frauen genutzt. Einige Inschriften im Museum sind auf Deutsch. Warum kann mir keiner erklären. In einem anderen Gebäude sind historische „ikats“ ausgestellt, sie sind wunderschön. Diese ikats dienen als Kleidung, als Vorhang, als Bettüberwurf.

Nächste Station ist ein Markt. Die Frauen hocken am Boden und verkaufen Obst (Papaya, Lime, Zitronen) und Gemüse (Tomaten, Salat, Yams, Algen, Tofu, Popcorn, Feuerholz, Eier uvam.) Es gibt aber auch Haushaltswaren, Schuhe, Kleidung usw.

  

 

Danach steigen die Busse auf halsbrecherischer Strasse in die Berge, wo wir bei einem bestimmten tribe anhalten. Das Dorf lebt noch in konventionellen Hütten mit Gras gedeckt und auf drei verschiedenen Etagen. Zunächst tanzen und singen die Frauen. Alle tragen einen ikat, haben ein geflochtenes Täschchen an der Seite – für Betelnüsse (gibt rote Zähne und Lippen) und haben unglaublich dickes Haar. Die Männer führen einen Kriegstanz auf und zum Schluss sollen wir mittanzen!

   

 

  

 

Im Dorf wird viel einfacher Schmuck angeboten, aber auch Pfeile und viele ikats. Die Familie haben ihre speziellen Muster. Zum lunch sitzen wir alle in einer Hütte und bekommen ein lunch-Paket, happily with a spoon. (Wer möchte kann übrigens eine gekühlte Flasche Bintang für 3 Dollar , 30 000 Rupiah, kaufen. )

Our lunch

 Gegen 14 Uhr sind wir wieder am Hafen.

Peter bemüht sich weiter um einen Mechaniker. Das Motorproblem lässt ihm keine Ruhe.