11.09.2011 Sonntag, Tetautua

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Mon 12 Sep 2011 08:11

11.09.2011 Sonntag, Tetautua

Das Desaster mit dem Kuchen setzt sich fort. Die Schlagsahne mit dem Bananenmus läuft ohne Sahnesteif und in der Hitze auf und davon. Alles abkratzen und in der Schüssel extra anbieten.

Oh ist mir das peinlich, etwas abzuliefern, das nicht meinen Vorstellungen entspricht. Beim Kuchen für Kaikai nach der Kirche wird die Creme gleich extra serviert.

Peter versucht unsern Wassermacher zu reparieren, indem er Adhäsions-Tape und eine Schlauchschelle um das Löchlein zieht, mit dem Erfolg, dass es an anderer Stelle tröpfelt. Also bis Neuseeland kein Wassermacher und sparsam sein. Gottlob sind wir nicht so empfindlich was Salzwasser angeht.

Nachmittags kommt „man“ dann noch vorbei und möchte gerne das Schiff ansehen, drei Mann hoch. Wir bekommen vier junge Kokosnüsse, hat sich blitzartig herumgesprochen, allerdings wollten wir eigentlich die älteren mit der dicken Nussschale innen drin. Zwei Bier , eine Cola. Der junge Mann, eher ein Jugendlicher, der die Cola trinkt, entsorgt die Dose später über unsern Bugkorb. Die haben kein Müllproblem, sondern wir haben eins. Wir sammeln die Ökoabfälle- sie fangen langsam an zu müffeln- um sie ausserhalb der Zwölfmeilenzone zu entsorgen. Die Insulaner schmeissen fast alles ins Wasser, auch nappies, Windeln. Manche haben eine Toilette mit Sickergrube. Was, wenn die voll ist? Dann bauen wir daneben eine neue. Das unterscheidet sich dann wenig von den Grabmalen, Hauptsache Beton. Übrigens haben wir seit der Karibik immer wieder bemerkt, dass Feuerchen gemacht werden. Palmenstämme werden nicht ausgegraben, sie werden abgefackelt. Überall wird gekokelt und nicht immer nur organischer Abfall. Hier heisst es, sie hätten keine nährstoffreiche Erde. Wir haben aber gesehen auf Tahaa wird die Kokosnussschale zu Kompost verarbeitet und dient der Vanille als Energiestoff. Es geht. Wenn man will. Und wenn man es denn weiss.

9.30 Uhr, wir brechen auf zum Kirchgang. Das Wetter ist wieder  toll, so dass die Passage trocken bleibt. Ich frage mich, ob Kleid – was ich nicht an Bord habe- lange Hose oder kurze Hose. Ein Pareo um die Hüften über der knielangen Hose erscheint mir die Lösung, natürlich trage ich Hut, Peter ebenfalls, wird aber gebeten den vor der Kirche abzunehmen und auch er ist in langen Hosen. Der Kuchen ist nun endlich mal gelungen und die Schokosahne und die Bananensahne werden in extra Schüsseln mitgeliefert. Wir geben das vor dem Kirchgang bei Teina ab. Sie fragt mich ,have you a skirt? Ich habe es doch gewusst! Also den Pareo um die Hüften als Rock. Das  sei o.k. Wir hören schon Gesang und sollen in die Kirche gehen. Ein nettes kleines gepflegtes Haus, innen eine wunderhübsche Holzdecke und die Emporen rechts und links auch aus dunklem Holz. Drei Kronleuchter mit Glasschalen, einige Glühbirnen sind schon durch Sparlampen ersetzt. Vorne über der Kanzel hängt weisse Spitze. Warum man das Juwel nicht fotografieren darf, bleibt uns ein Rätsel, aber wir respektieren natürlich das Gebot. Fünf Frauen und drei Männer sitzen schon auf der rechten Seite verteilt und singen. In Pausen hören wir vom Gemeindehaus auch Stimmen, es sind, wie wir später lernen, die Kinder in der Sonntagsschule. Punkt 10 Uhr kommen Kinder, Männer und Frauen in die Kirche. Die meisten der zehn Männer tragen Anzug. Mit Badelatschen und barfuss, aber immerhin. Die jüngeren Männer tragen alle zumindest ein Hemd, wobei der eine Jesus mit der Dornenkrone und die Kreuze von Golgatha auf dem Rücken hat. Anderes beliebtes Motiv ist ein Tiger. Die Frauen tragen Kleid oder zumindest Rock- kann Jeansrock sein- Badelatschen und Hut. Sie flechten selber schöne Hüte auf der Insel- nur eine Frau trägt einen hiesigen- aber die Hüte sind aus Neuseeland. Aus Band genäht in rot, grün, blau, lila und Blüten, keine echten, auf dem Rand. Ich hinterfrage das später. An Weihnachten und Silvester tragen sie die einheimischen Hüte. Der minister assistent begrüsst uns auch- in englisch-  zweimal wird aus der Bibel gelesen. Zwischendurch die Gesänge sind schon ergreifend. Keine Orgel, kein Musikinstrument, nur gewaltige Stimmen. Die anwesenden Kinder, alle fein gemacht, sind mustergültig ruhig. Kleine Jungs, die beim Beten nicht aufstehen wollen, werden sanft gestuppst.

Nach dem Gottesdienst möchten wir gern die hübschen Hutdamen fotografieren, aber wir müssen uns noch vom minister verabschieden, bedanken für ihre Gastfreundschaft und dann sind schon alle weg. Peter hinterlässt einen Obolus im Taufbecken, wird dankend erwähnt. Am Sonntag gehen sie dreimal in die Kirche. Dazwischen ist Essen und Schlafen angesagt. Getan wird nichts.

Wir sind bei Teina und Bana zum Kaikai- Festessen- eingeladen, ein Onkel ist auch noch da. Es gibt Huhn, Reis, Taro und rohen Fisch. Und unsern Kuchen. Alles mit den Fingern und völlig durcheinander. Ich nehme dann doch den angebotenen Löffel. Dazu wir rote Limonade getrunken. Smalltalk. Teina ist schwanger und sie mit Tochter geht im November nach Neuseeland (Die Cook Islands haben einen neuseeländischen Pass) für horrende Fluggebühren in einer Maschine für 8 Personen. Der Mann und die beiden Jungs gehen für ein Drittel des Preises mit dem Schiff. Sie werden 5.6 Monate bleiben.

Wir verabschieden uns dann irgendwann und wollen noch unsere Kuchenform bei der anderen Familie abholen. Das ganze Dorf ist gespenstisch ausgeflogen. Neben einer Strohdachhütte werden wir dann gerufen. Auf vier Betten liegen und schlafen zwei Männer, eine Frau und diverse Kinder. Sie ruhen wirklich bis zum nächsten Gottesdienst.

Wir gehen an Bord zurück und zelebrieren auch den Sonntag, sprich wir tun nix, ausser lesen.

Beim Nachtessen sprechen wir noch viel über diese Insel „time forgot“, wie es der Vorbesitzer dieses Bootes genannt hat. Aber ganz so ab von der Welt sind sie auch nicht. Es gibt einen laptop, ein Mädel hat einen i-pod, sie haben einen Flachbildschirm- der Inselgenerator läuft bis abends 23 Uhr, dann ist Schluss. Jedenfalls bleiben die Eindrücke noch lange haften.

Morgen früh 6 Uhr heben wir den Anker, fahren auf die andere Seite, bezahlen unsere Aufenthaltsgebühren und gehen durch den Pass. Suvarov oder wie sie hier sagen Suwarrow

ist unser nächstes Ziel, ça 400 nm entfernt, als Nationalpark ausgewiesen, bewohnt von einem guardian und seiner Familie.