Te Tautua, Penrhyn

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Thu 8 Sep 2011 06:20

Position: 08:57.51S 157:55.67W , 07.09.2011 Te Tautua, Penrhyn, heisst so, weil 1788 die „Lady Penrhyn“ ein britisches Schiff hier anlandete.Gerade fertig mit dem Frühstück kommen drei Mann hoch im Alu-Boot angebraust. Einer ist etwas übergewichtig und hat Schwierigkeiten an Bord zu klettern: es sind immigration, custom und health, das übliche Dreigestirn. Sehr nett und freundlich, wir lachen und machen Witze. Peter bezahlt seine fees, alles in allem für 2-3 Tage Aufenthalt 200,-NS-$. Dann wollen alle das Boot besichtigen, bzw. der eine muss sprühen- wegen irgendwelcher Fliegen etc. (Die kille ich schon von alleine!) Where ist the liquor-shop? Sie bekommen grosse Augen. Und noch grössere als sie unsern Obstladen, die vielen Mangos und Pampelmusen entdecken. Sie erbitten sich je eine Mango, essen sie gleich an Bord und behalten die Steine. Auf der Insel soll es einige Mangobäume geben und sie wollen noch mehr anpflanzen. Der Boss fragt nach irgendwelchen Zeitschriften, die wir über hätten. Leider nur eine alte Yachting-World, nimmt er aber und nach DVDs. Er ist ganz erstaunt, dass wir keine gucken. Unser einziges Ding ist eine spanische Version über die Galapagos, da haben wir beim Kauf nicht aufgepasst. Beim smalltalk über die Insel erzählen sie, dass das Versorgungsschiff, das sonst wohl alle zwei drei Monate kommt, seit April (!) nicht mehr da war. Sie haben kein Benzin mehr auf der Insel, ob wir wohl etwas Reserve hätten. Wir haben einen kleinen 5 l Kanister  schon mit Outbord- Mischung. Den Diesel in unseren Tanks brauchen wir selber. Auf der nächsten Insel leben nur 2 Personen. Wir haben uns schon gewundert, dass am Ufer diverse Alu-Schiffe an Land liegen und keiner morgens oder abends hinausgefahren ist um zu fischen. Kommt uns alles seltsam vor. Wir haben auch kaum Leute gesehen. Nachdem das Einklarieren fertig ist, verlassen sie das Schiff. Wir können unsere gelbe Q-Flagge (den Waschlappen) wieder abnehmen. Gleich ausklarieren, da wir Donnerstag wieder abreisen wollen, das geht auch hier nicht.

Wir machen nach dem Mittagessen das Dingi fertig und fahren an Land. Der Boss hat uns schon lange gesehen. Wir gehen in sein Haus, dort leben Sohn und Schwiegertochter mit Baby und drei weiteren Enkelkindern. Die eine Tochter macht gerade auf dem Fussboden Schularbeiten: Rechnen. Ein paar Luftballons sind ein voller Erfolg. Wir spazieren durch das Dorf, zunächst in Richtung Landzunge, wo der Pass ist, durch den wir hinein gekommen sind. Das grösste Haus- doppelstöckig- ist noch im Bau und ist für den „minister, Pfaffen“. Zwei Kirchen auf der Insel, eine katholische, eine protestantische für 300 Leute. Wir sehen ein paar neuere Bauten- dazu gehört auch die Schule für ça 50 Kinder- ansonsten ist mehr als die Hälfte der Häuser verlassen und in desolatem Zustand. Das Problem - nicht nur dieser Insel- einige Kinder gehen auf weiterführende Schulen in Rarotonga und arbeiten später in Australien oder Neuseeland. Alle wollen später zurück kommen, viele bleiben dort hängen. Die Bewohnerzahl sinkt kontinuierlich. Und welche Zukunft? Wir wandern bis zum Ende des Dorfes. Wirklich das allerletzte Haus ist ein shop. In vier verschiedenen Containern sind Waren gelagert. Die furchtbar nette Lady schliesst uns einen auf: Brandy, Bier, ein paar Dosen, Pulver aus dem man Juice machen kann und ein paar Zwiebeln. Im nächsten wären dann Haushaltsdinge etc. Sie verkauft Gas das sie aus grossen in kleinere Flaschen abfüllt. Sie ist ausverkauft. Zahnpasta auch…und so geht das weiter. Es fährt kein Boot hinaus, weil sie keinen Sprit haben. Also müssen sie auf der Pazifik-Seite mit Netzen und Angeln fischen, um ihr Hauptnahrungsmittel zu bekommen, deshalb haben wir auch keine Fischer in der Lagune gesehen. Und diese Aluboote- aus Neuseeland- sind zu breit um sie noch rudern zu können. Jeder hat seine eigenen Schweine. Sie leben in kleinen Bretterverschlägen und fressen Kokosnuss. Es gibt eine Menge Mopeds, wenige pickups und einen Traktor und einen Schaufelbagger, ein Hospital, elektrisches Licht durch einen Generator.

Wir haben uns gefragt, wovon leben die Leute. Einige Männer werden von der Regierung bezahlt. Und die Frauen von Penrhyn sind bekannt für ihre Hüte. Die shop-lady hat uns alles gezeigt: die Rippen aus den Palmenblättern schälen, zu Besen verarbeiten. Die Blattstreifen aufbrechen und das innere weiche Material herausziehen. Dieses kurz kochen oder färben, trocknen lassen und flechten. Wunderhübsche Hüte. Sie kosten ça 150,- NS-$. Eine Frau von der Insel fährt irgendwann nach Rarotonga, dort werden alle Hüte zum Verkauf angeboten. Das andere, was sie noch flechten sind „fans“. Ich habe zunächst an Flügel von Ventilatoren gedacht. Aber es sind Fächer deren Handteil eine geschliffene Auster ist und deren „Bastfäden“ den ladys Wind zufächeln. Auch wunderhübsch. 20 bis 25 $.

Gegenüber gibt es auf einem Motu noch einen Ort mit 50 Bewohnern, sonst sind die Atolle alle unbewohnt. Es gibt eine Bank, die hat an drei Tagen wenige Stunden offen, wechselt aber erstaunlicherweise kein Geld. Manche Segler haben nur US-$ und keine NS-$. Was macht der immigration-officer dann? Irgendwo soll es ein postoffice mit internet geben, haben wir aber noch nicht gefunden. Als Dank für die 4 Liter Sprit und altes Öl haben wir in unserm Dingi einen Busch Bananen. Minidinger, die bei uns in Feinkost-Läden teuer angeboten werden. Mein Problem, ich mochte reife Bananen noch nie sehr gern. Schon wieder Bananen! Wir kochen schon Mus. Heute der Versuch eine Marmelade zu kreieren.

Peter ist jetzt an Land. Er will nochmals zu der shop-lady und einen Fächer erstehen, der noch nicht ganz fertig war. Kein Problem, morgen, es kostet mich ein paar Minuten, hat sie gemeint. Und dann haben wir noch eine Überraschung für die Kinder. Peter hat mit seiner grossen Kamera Aufnahmen gemacht und wir haben Fotopapier an Bord. Ich vermute, es wird Freude herrschen.

Gerade kommt von der anderen Seite ein anderer Segler hierher zum Ausklarieren. Der Ort muss wohl „fantastic“  sein. „The people are mutch more friendlier on the other side. You have to go there. Das Innere des Atoll ist aber auf unsere Karte nicht vermessen und es weht ganz schön.

Es ist alles ganz anders. Peter kommt etwas enttäuscht zurück. Die Tochter, die Mutter der Kinder, hat die hübschen Bilder kommentarlos entgegen genommen und der Boss wollte seine US-Dollar nicht 1:1 bei Peter eintauschen, worauf er dann gesagt hat, er sei keine Bank und auch kein Wohlfahrtsverein. Er brauche diese Dollars ja nicht. Die nette shop-lady  hat  den Fächer natürlich fertig gehabt- P. ersteht zwei- und sie schenkt ihm auch noch einen broom, einen Besen. Der allein ist auch schon ein Kunstwerk. Sie bekommt von uns ein Glas Kirschen in Schokoladensosse, dass wir nicht mögen geschenkt und ist ganz happy.

Als der Boss den Besen sieht, fragt er, was wir gegeben haben. Geswapt. Ja was? Geswapt eben. Er hätte ja zu gerne gewusst wofür oder für wie viel. Schliesslich kommt er dann doch noch mit zwei Fischen an: Parrotfisch, wird unser Nachtessen.

Wir beherzigen die Empfehlung des englischen Seglers und motoren rüber auf die andere Seite, 8nm entfernt, eine Stunde. Mit der Sonne im Rücken sieht man die vielen hellgrünen Korallenbänke wirklich gut und dazwischen ist genügend Wassertiefe, manchmal 55 m. Wir sind noch beim Ankern auf 5 m Tiefe, da kommt uns schon ein Alubötchen mit zwei Heiopeis entgegen. „Have you a can? Yes , we have. Und sie fragen, was wir hätten: Angelhaken, Backpulver, Sonnenbrille, Handtücher, Angelleine…Sie wollen dann auch noch das Schiff sehen und gehen gar nicht wieder. Sie bieten einige läppische Ketten mit einem Stück mother-of-pearl an einem Bindfaden an. Wer soll das tragen?  Ne, aber haben sie fruits. Yes, papayas. Das ist doch was. Wir sollen an Land papayas bekommen. Nur ist es für den Landgang inzwischen zu spät. Morgen früh. Als sie ablegen schauen wir endlich mal ins klare Wasser und sehen eine Menge Fische die das Boot umkreisen und da eins, zwei ja bis zu 5 relative grosse „Blacktip sharks“. Als Peter später die Badeleiter runterlässt verschwinden sie und Peter zieht seinen Kreis um TeApiti.