Sightseeing mit Chauffeur in Grenada am 8.4.11

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Sun 10 Apr 2011 22:05

Position: 12:00.19N 66:16.91W  Sonntag 11.4.11, 19:00 Uhr auf dem Weg nach Bonaire

Mike holt uns um 8 Uhr ab, heute scheint die Sonne. Wir machen eine Nordtour. Die Insulaner –Linksverkehr, Schuluniformen und Polizisten wie aus der Kolonialzeit- fahren wie die Berserker bei schmalen unübersichtlichen und steilen Strassen. Es sieht oftmals lebensgefährlich aus, wenn ein Auto dir mitten auf der Strasse im Affenzahn entgegen kommt. Du denkst, das kostet zumindest den Autospiegel. Mike fährt gottlob anders. Er weiss sehr viel, erklärt und zeigt uns viele interessante Dinge. Ein Wasserfall und ein Süsswasserteich liegen auch wieder auf der Strecke. Von den Steilufern sehen wir wie Fischer- immer drei Boote zusammen- Netze ausbringen. Sie rudern um die Fische nicht zu verschrecken. Am Ufer wird das Netz dann von vielen hilfreichen Händen eingezogen. 15, 20 Leute  sind beteiligt, sie bekommen dann Fisch für ihre Mühe. Ein malerisches Bild aber sicher harte Arbeit. Mike erklärt und zeigt uns, was ein „Kathrin-house“ ist. Es sind kleine Holzhäuser, die dem Hurrikan Kathrin in den 50igern getrotzt haben im Gegensatz zu den grossen modernen Bauten. Die Insel rechnet vor Ivan und nach Ivan., Ein Hurrikan der Stufe 5, der 2005 viel Unheil angerichtet hat. 90% der Dächer in Georgetown wurden abgedeckt und auf der ganzen Insel viele Bäume geknickt. Daraufhin konnte ein kleinerer Hurrikan trotz Kategorie 1 riesigen zusätzlichen Schaden anrichten. So langsam erholt sich die Natur. Auch auf dieser Insel bauen die Japaner einen neuen Fischereihafen mit Fischhalle und die Chinesen haben ein Stadium gebaut. Für den Preis, dass die Insel die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen musste(!). Mike erklärt uns auch die Farben rot,grün,gelb, immer wiederkehrendes Farbmotiv. Rot ist die Kraft,das Herz, Grün die Natur und Gelb die Sonne. Die Häuser sind deutlich grösser als auf Dominica und Blumen all überall. Einige Häuser sind riesengross. Von Heimkehrern. Andere sind verlassen worden während der Revolution. Die Bauweise am Berg ist immer dieselbe: Betonstützen, manchmal schwindelerregend hoch und immer noch eine Etage oben drauf. Statik? Man muss sich zumindest die Pläne genehmigen lassen. Es gibt Plantagen und viel farming: Kräuter, Zwiebel, Kohl, Schnittlauch, Tomaten und natürlich auch Bananen ( x verschiedene Sorten) , Zuckerrohr, auch Cacao und natürlich nutmeg/Muskat. Grenada ist bekannt für seine vielen Gewürze. Erste Station ist dann auch eine Nutmeg-Fabrik. Die Früchte wachsen auf riesigen Bäumen, sehen aus wie Pfirsiche oder gelbe Pflaumen und müssen am Baum aufgehen. Dann fallen die Nüsse herunter und werden aufgelesen. Wenn man sieht, wo diese Bäume wachsen, dann muss das nicht ganz einfach sein. Auf  grossen Gestellen werden die Nüsse in der Schale an der Luft getrocknet und mit langen Rechen gewendet. Eine uralte Maschine knackt dann die Schalen, Frauen sortieren Schalen und Nüsse auseinander, dann werden die Nüsse gebadet, denn die „guten“ sinken auf den Boden, die schlechten schwimmen an der Oberfläche. Nochmals sortieren Frauen die Nüsse über Lochbretter nach Grösse und per Hand nach Qualität. Die roten Fäden, die die Nuss-Schalen umgeben werden in drei Kategorien eingeteilt und als „mace“ verkauft für Kosmetik uam. Das getrocknete Mace kann die sparsame Hausfrau auch lose für ihre Küche kaufen. Das ganze war sehr interessant, auch wie vorindustriell hier gearbeitet wird. Viele Bäume sind eben auch im Hurrikan zerstört worden und es dauert 15 Jahre bis ein neuer Früchte trägt. Lunch gibt es auf dem Belmont Estate, einer Farm, die Cacao produziert und Schokolade herstellt. Früher wurden die Cacao-Bohnen in einem grossen Kessel beim Tanz der Frauen mit den Füssen poliert, damit sie gut aussahen. Die Bohnen in der Schale liegen ebenfalls zum Trocknen in der Sonne und Farmangestellte gehen mit den Füssen durch die Bohnen  und schichten sie dabei um. Danach werden sie unter Bananenblätter fermentiert. Auf der Farm wird eben auch Schokolade  produziert und wir erstehen ein paar verschiedene Sorten. Als Schweizer muss man ja wissen, was die Konkurrenz so treibt! Nächstes Ziel ist die älteste Destillerie. Kommen wir also doch noch zu einer Rumfabrik! Das Zuckerrohr wird auf dieser Insel nach wie vor mit der Machete geschlagen und in Bündel verpackt. Die  älteste noch betriebene Wassermühle treibt die Maschine, die die Rohre bricht. Sie ist leider gerade kaputt und wird repariert. Die Arbeiter, die das Zuckerrohr aufs Band aufladen haben Pause. Der Saft wird dann gekocht, muss in verschiedenen Becken gären und wird letztendlich gebrannt zu 75, 65, 55%igem Rivers Rum. Am Ende der Tour gibt es eine kleine Probe, wir erstehen Rumpunch. Sie produzieren nur für die Insel, der „Bedarf sei gross“, sagt die lady. Vorsintflutliche Produktion in zweifelhafter Behausung. Aber nichtsdestotrotz hat uns die Insel deutlich besser gefallen als andere. Die Leute tun wenigstens etwas, die Städte sind belebt, auf dem Land wird Ackerbau betrieben.

Einen Punkt muss ich noch erwähnen: die alten Ureinwohner, die Caribes haben die Franzosen auf ihre Insel gelassen und sind von ihnen immer mehr drangsaliert worden. Sie wollten sich nicht unterdrücken lassen und haben sich  mit Kind und Kegel von einem Felsen ins Meer gestürzt. Es gibt keine Nachfahren.

Nachmittags um 17 Uhr setzt Mike uns im Yachthafen ab. Spannend war der Tag, aber auch anstrengend und er ist ein netter Bursche. An Bord von TeApiti erleben wir dann noch Hafenkino vom feinsten: Supermotorboot Miracle legt ab mit diversen Gästen, eigenes Powerbeiboot fährt hinterher. Die Hafeneinfahrt ist mit drei roten Tonnen im grossen Bogen gekennzeichnet. Der Skipper übersieht eine und rums ! die Yacht steht. Das Beiboot schafft es nicht das Mutterschiff herunter zu ziehen, erst ein Fischer muss helfen. Peinlich, peinlich.

Aber wem ist nicht schon selber mal was ganz blödes passiert- unter Zuschauern!