Panamkanal Bericht 1.5.11

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Mon 2 May 2011 00:28

Donnerstag ist unser Tag. Zunächst bekommen wir noch sehr nette australische Nachbarn. Wir hoffen sie wieder zu treffen. Um 14 Uhr geht es los, zu den „Flats“. Das sind mal gerade 2 nm. Dort liegen diverse Schlepper an Bojen und wir ankern, zusammen mit einem schwedischen Boot und einem Katamaran. Bei uns an Bord sind die beiden lineboys mit drei Brocken Englisch, und Peter 2, der mal probeweise durch den Kanal will und auch schon im Besucherzentrum war. Teapiti ist gefendert mit 5 eingewickelten Autoreifen und allen Fendern, die wir haben. Mal wieder warten. Um 16.30 wird unser Pilot abgesetzt und es geht los, wir fahren zur Gatunschleuse. Kurz davor bilden wir mit den beiden andern Sportbooten ein Päckchen, wobei die Schweden in die Mitte kommen – sie sind zwar kürzer, wiegen aber eine Tonne mehr – wir sind an ihrer stb-Seite, der Kat an der bb. Alle müssen die Motoren laufen haben und gegebenenfalls mit Bugstrahlruder helfen. Zunächst muss aber noch ein Containerschiff in die Schleuse, wir hinterher. Um 18.10 Uhr sind wir in der  Schleuse. Affenfäuste werden an Bord geworfen und unsere rechten 40m langen Leinen werden die Schleusenwand herauf gezogen, schätzungsweise 10 m. Dasselbe geschieht auf dem Kat. D.h. wir brauchen eigentlich nur 2 nicht 4 lineboys. Haben also selber mehr Zeit zum Schauen und Fotografieren. Und dann brodelt das Wasser hinein! Wir werden gehoben, dauert vielleicht 20 Minuten. Dann geht das Schleusentor auf, der Frachter wir beidseitig von mehreren Lokomotiven gehalten und in die nächste Schleusenkammer gezogen. Die Loks müssen ziemlich klettern. Dasselbe Spielchen noch zweimal. Wir sind jetzt 26 m höher auf dem Gatunsee. Der ist künstlich aufgestaut und wunderschön. Gelegentlich ragen noch alte Baumkronen aus dem Wasser. Es gibt kleine Inselchen und Urwald an den Ufern. Unser Pilot begleitet uns zu einer grossen roten Plastikboje, auf der man stehen kann. Es ist inzwischen 19 Uhr und stockdunkel. Wir liegen dort für die Nacht. Um 7 Uhr am nächsten Morgen soll es weiter gehen. Bei uns an Bord wird gegessen. Florian vollbringt eine Meisterleistung, immerhin sind 7 Leute zu verpflegen. In der Vorbereitung für die Passage sind wir ausdrücklich befragt worden, ob wir genug zu essen an Bord hätten. Haben auch Schauergeschichten über die Verpflegung gehört. Die Piloten hätten ein Recht auf eine „angemessene“ warme Nahrung und kalte Getränke. Unser Mann entpuppt sich als netter junger perfekt englisch sprechender Kerl, der dann zunächst mal sein Essen auspackt und kalt isst, da wir keine Mikrowelle haben. Abends nimmt er dann aber dankend an unserem Mahl teil und informiert uns noch, er habe morgen frei. Die beiden lineboys schlafen im Vorschiff. Florian verkriecht sich in die Pulman-Kabine, was bei seiner Grösse eine Herausforderung ist und der zweite Peter schläft teilweise draussen und im Salon. Freitag 7 Uhr , wir sind parat. Kein Pilot in Sicht. Gegen 8 Uhr ruft Peter mal an: ja, 8.30. Um 9 Uhr geht es mit neuem Piloten los durch einen Abkürzungskanal. Der isst auch als erstes seine mitgebrachten Brötchen! Was soll das ganze Brimborium um die Verpflegung!? Nach einer dreiviertel Stunde gelangen wir in den Hauptkanal zurück. Täglich gehen 40-50 Schiffe durch die Schleusen. Es deucht uns aber, dass nicht soo viel los ist. Unsere beiden andern leisureboats sind schon länger weg. Weitere 3 Stunden vergehen und es wird Thun-Mais-Salat serviert. Hat dem pilot offensichtlich sehr gut geschmeckt. Jetzt sind wir fit für die Pedro- Miguel-Schleuse. Um 12.25 sind wir drin und machen mit den beiden rechten Leinen fest. Diesmal sind wir allein und liegen vorne und ein richtig dicker Pott rückt uns auf die Pelle. Beim Wasser- Ablauf brodelt es nicht ganz so stark, nur zwischen beiden Kammern braust es auf, man muss zügig hindurch fahren. Wir nähern uns der Doppelschleuse Miraflores. gegen 14.10 als ein Wolkenbruch herunter geht. Auf einem Funkturm ist eine Webkamera installiert und bei uns an Bord setzt heftiges Telefonieren ein: schaut www.pancanal.com, dort sieht man uns. Nur verschwommen wegen des Regenschauers und weil die Kamera auf das Containerschiff gerichtet ist. Aber unser Pilot bekommt das mit und die Kamera nimmt uns ins Bild. Na bitte! Um 14. 30 verlassen wir die Miraflores-Schleuse und tuckern zur Marina Flamenco mit den Panama-City Hochhäusern in Sichtweite. Beeindruckende Kulisse. Und wir sind durch den Kanal!!! War alles sehr spannend und beeindruckend, zumal für die, die noch nie geschleust haben.

Der Pilot wird abgeholt, in der Marina legen wir am fuel-Steg an und erleben erstmal eine Überraschung: es liegt für Teapiti keine Reservierung vor. Das hätte der Agent machen sollen! Der Hafen ist ein  Motorboothafen, all die grossen oder besser hohen game-fishing –boats. Peter 2 und die lineboys verlassen das Schiff- es hat inzwischen aufgehört zu regnen. Wir haben ein paar Telefonate zu machen und mit goodwill dürfen wir dann doch bleiben. Geliehene Leinen und Fender sind abzugeben, unsere neue Kette muss an Bord und und und. Punkt 16 Uhr sind wir auf einem Angelboot bei Florians Bekannten zum Apéro eingeladen. Peter hat diverses auszufüllen, es kommt auch ein „animal and planet-health-man an Bord und guckt- obwohl wir von Panama kommen, die atlantische Seite sei eine ganz andere als die pazifische…

Es hat letztendlich alles geklappt, wenn auch manchmal mit sehr viel Spannung. Wir sind jetzt im Pazifik. Das wird bei einem Nachtessen im Restaurant gefeiert!

Samstagmorgen ist Schiffaufklaren und Putzen angesagt. Um 12 Uhr haben wir eine Essenseinladung, danach haben wir noch die Gelegenheit zu einer kleinen Stadtrundfahrt. Imponierend der Bauboom der Wolkenkratzer. Es gibt aber auch noch eine Altstadt. Der eine Teil mit Fischmarkt ist chinesisch geprägt mit Klamotten und billigen Krempelläden, der andere Teil erinnert uns an Cartagena, noch viel zu tun aber nette Gebäude, vorzugsweise Botschaften und Ministerien und gute Restaurants. Wir werden Zeit haben, das zu erkunden. Der erste kurze Eindruck war jedenfalls nicht schlecht. Florian wird um 17 Uhr in der Marina zum Taxi gebracht. Lange Hosen bei schweisstreibendem Wetter. Mit Zwischenstopp in Amsterdam sollte er jetzt, wo ich dies schreibe, zu Hause in Zürich angekommen sein. Wir werden ihn vermissen!  Vielen Dank für deine aktive Mithilfe, hat Spass gemacht dich an Bord zu haben. J

P.S. Ich kenn einen, der kennt einen, der kennt einen: Hat jemand Lust auf die Südsee?

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