22.10.2012 Manggar,Belitung
Samstag Kurz nach 10 Uhr morgens fällt unser Anker auf 5 m Wassertiefe. Ein Dutzend andere Schiffe sind auch schon da. Peter geht an Land, der Hafen ist etwas den Fluss hinauf. Ich bin nach der üblichen Nacht mit der Dreieinigkeit von Wetterleuchten, Fischern und tugs mit barges hundemüde und bleibe an Bord. Viele unserer Mitsegler haben auch keine Lust mehr auf Nachtfahrten und erzählen teilweise haarsträubende Geschichten.
Fischer bei Nacht auf dem Radar (unsere Position in der Mitte der Ringe) Um 4 Uhr kommt Peter zurück mit vielen Informationen, um 19 Uhr gibt es Galadinner. Es ist stockdunkel. Die rechte Seite der Flussmündung ist Strand und total dunkel, links hat es einige Lichter. Im Fluss selber scheint rechts die „Abwrackwerft“ zu sein, es liegen diverse Schiffe in verschiedenen Zuständen im oder halb voll unter Wasser. Links am Ufer liegen Fischerboote im Päckchen. Es blinkt und blitzt vielfarbig. Peter mit Kopflampe um gesehen zu werden.
Hinter dem Fähranlegen müssen wir an einem Fischer, der offensichtlich zur Reparatur dort liegt, anlegen, hoch klettern und an Land steigen. Abenteuerlich. Zwei Busse warten auf uns, sie fahren uns zum Festplatz. In einem Zelt haben wir bei schrecklicher Beleuchtung und fast im Stehen noch schnell Dinner. Ist sehr lecker, aber wir können es gar nicht richtig geniessen. The show goes on. Ja und dann geht es los: hier auf der Insel ( die nicht mal im lonely planet steht) war die „International Lion Dance“ Competition. 2 Artisten bilden einen Löwen mit riesigem Kopf,, der blinken, mit den Wimpern klappern und den Unterkiefer bewegen kann, sie tanzen, laufen und springen. Besonders riskant sind Sprünge auf Stelzen, deren Höhe bis zu 2,5 überm Boden herauf ragt. Atemberaubend. Tagsüber war die Ausscheidung vor vielen Schiedsrichtern, am Abend zeigen die drei Sieger ihre Show uns und dem Publikum zum Vergnügen.
Wir haben wieder Ehrenplätze und können so auch die diversen Reden über uns ergehen lassen. Nachts um 12 sind wir wieder an Bord. Sonntag Um 8 Uhr sollen wir wieder am Hafen sein. Rundherum schwarze Wände und kurz vorher kommt ein heftiger Guss herunter. Die Abfahrt verzögert sich etwas. Gegen 9.30 Uhr sind dann alle eingetrudelt und wir können starten. Wir fahren aus Manggar hinaus, erster Halt ist ein „historischer“ Damm aus Kolonialzeit, gebaut von 1934-36. Die Holländer haben damit den Fluss reguliert, um besser abgebaute Bodenschätze auf dem Wasser transportieren zu können. Ein schlecht unterhaltenes Bauwerk, für uns nicht von sehr grossem Interesse.
der holländische Damm Die nächste Station ist ein Museum und unser guide spricht immer davon, you can make coffee by your own. Was soll das denn jetzt wieder heissen!? Zunächst laufen wir das falsche Gebäude an, dann halten wir bei einem Museum. Es ist das Geburtshaus einer berühmten indonesischen Schriftstellerin Andrea Hirata, deren Buch „The rainbow troops“ wohl auch verfilmt wurde. Die Indonesier sind mächtig stolz auf sie und das Museum ist nett gemacht, wenn auch ziemlich einfach. In der Küche sitzt eine Band und spielt für uns. Und der Kaffee steht in einer uralten schwarz gewordenen Kanne auf dem Herd. Wir können uns selbst bedienen. Das ist das ganze Geheimnis.
Programmpunkt Pepperplantage muss ausfallen. Durch den Regenguss ist die Strasse unpassierbar für zwei Busse. Die Landschaft rundherum sieht grausig aus. Indonesien besitzt viele Bodenschätze ( Zinn, Silizium, auch Uran uvam ) und der Boden wurde und wird gnadenlos ausgebeutet. Keine Renaturierung wie bei uns. Es sieht aus wie in einer Sandkiste mit Wassertümpeln. Es tut richtig weh. Eine Stunde Fahrt an den beach, schöner heller Sandstrand und viele bunte Auslegerboote liegen am Strand, cater genannt. Dort gibt es die obligatorische lunch-box, diesmal Reis, Banane, ein Stückchen Fleisch, etwas Gemüse und natürlich Krupuk. Paul besorgt uns ein Bier. Lauwarm. Wenn man es kalt möchte, kommen sie mit Eis, das man ins Bier schaufeln soll. Wir stellen die bottle in die Eisschüssel.
Wieder angetriebener Aufbruch, wir müssen zum „carnival“. Ein jährlicher historischer Umzug mit Musikkapellen und die Mädels haben meistens Blumen (Plastik) geschmückte Gewänder an. Peter erinnert das ganze an den Kinderumzug in Olten. Wir sitzen wieder unterm Zeltdach in pole-position, vor den „offiziellen“, so dass viele meinen, wir seien die vips und verneigen sich vor uns. Gegen 5 Uhr Ende und Fahrt zum Hafen. Die Leute sind so etwas von freundlich! Fährt der Bus vorbei, lachen und winken sie alle. Viele wollen mit uns fotografiert werden, alle strahlen immer. Unter uns sind mehrere –auch für unsere Verhältnisse- sehr grosse Menschen und wir werden bestaunt, wie wir sie bestaunen. (Who is in the zoo?)
Zwei Stunden Ruhepause. Um 19 Uhr sollen wir erneut am Hafen sein. Es geht wieder an einen beach, in ein „pakistanisches“ Restaurant. Zunächst bekommt jedes Schiff ein Geschenk: ein Täschchen mit zwei T-shirts (wir haben diesmal xxl, man muss ja nicht so wählerisch sein), ein Auslegerboot-Modell und die Damen erhalten einen kleinen Stein für ein Schmuckstück??? Erst hinterher klärt sich, das soll ein Stück Meteorit sein. ( In einem leaflet steht aber „Billiton“or „tektite“or stone Satam, gefunden in Zinnminen. Die Indonesier haben eine sehr seltsame englische Aussprache, als hätten viele die Worte nur aus Büchern gelernt und nie phonetisch. Ist manchmal schwer zu verstehen.) Was an dem Restaurant pakistanisch sein soll, ist nicht ganz klar. Für unsere Begriffe sehr sehr einfach, es gibt etwas Fisch, etwas squid, Gemüse und natürlich Reis und diverse sehr scharfe Sossen. Diesmal nicht soo toll. Gehetzter Aufbruch. Fünf Minuten weiter ist eine Bühne bzw. ein catwalk aufgebaut mit bunter blinkender Weihnachtsbeleuchtung, Sie warten schon auf uns: Batik fashion show. Am Anfang steigen Ballons mit kleinem Feuer auf. Durch die warme Luft bekommen sie Auftrieb und gleiten ruhig in den dunklen Sternenhimmel. Es sieht wunder wunderhübsch aus. Das alleine könnte stundenlang so weiter gehen.
Bald fünfzig Ballons steigen in den Himmel. Die Show beginnt. Es gibt wirklich Models zu sehen, aber auch zwei wohl bekannte Sänger mit fanclub treten auf. Es werden die üblichen viel zu langen Reden gehalten und wir werden alle müde und möchten nur nach Hause. Zwischendurch ist dann mal Stromausfall, bis das repariert ist, dauert auch nochmals. Die Lautsprecher sind tierisch laut und überhaupt wird immer in die Mikros hinein geschrieen. Uns dröhnt der Kopf. Um Mitternacht sind wir bei den Dingis. Und da wartet doch tatsächlich ein Laster mit Diesel-Kanistern. Paul von Mabuhay soll das bekommen: nachts um 12 in stockdunkler Nacht mit dem Dingi zum Schiff! $
Montag Endlich sind die dunklen Wolken vorbei. Wir haben ein kleines Problem: unser Druckreduzierventil lässt Wasser durch. Wir haben 500 l in der Bilge und beide Wassertanks sind leer. Peter ist schon froh, dass er gefunden hat, wo es leckt. Dank unserer Wasserreserven in 10 5L Flaschen kommen wir klar, auch wenn er das hier nicht reparieren kann (weil kein Ersatz). Um 11 Uhr sollen wir 200 l Diesel bekommen. Der skipper fährt an Land. Gegen halb zwei ruft er an, das „solar“ kommt um 4 Uhr und er jetzt nach Hause und bringt lunch-boxen mit. Diesmal mit Krebs und kleinen Fischen, für mich nicht so lecker. Und immer Reis. Um 4 Uhr zurück an Land. 100 l sind als Geschenk zugesagt, wie viel bekommt er? (um 18:30 erhalten wir ein Tf Anruf es seien jetzt 1000l Diesel eingetroffen! Wir verzichten darauf.) Auf der Nordseite der Insel gibt es reichlich Diesel, zum halben Preis, und die Bucht sei auch viel ruhiger, erzählen zwei guides, die da aufgewachsen sind, sie dürften das aber nicht an die grosse Glocke hängen. Denn bunkern wir dort morgen Nachmittag doch mehr. Warum gibt einem keiner konkrete Auskünfte?! Zum Beispiel, dass Nachschub aus 50 km Entfernung kommt? Ja, das Solar sei unterwegs….ein dehnbarer Begriff. Die Leute sind wirklich ausgesprochen nett und freundlich. Organisation still needs improvement. Am Abend 19 Uhr am Hafen, Abschiedszeremonie. in ein Restaurant, riesig gross, wir sind die einzigen Gäste, inzwischen auf 15 people geschrumpft. Es gibt surprise, surprise Reis, Fisch, „Gummiringli“ (squid) und ein Gemüse, das wirklich immer mit Kraut und Stil verarbeitet wird. Wasser wird in 0,2 l Bechern angeboten. Der Wirt hat aber vorgesorgt, alle trinken ein kaltes Bintang. Wir sind alle müde, viele wollen wie wir früh am Morgen weiter und jetzt dann am liebsten nach Hause. Die guides meinen, wir werden am Strand zur Abschiedszeremonie erwartet, vom Regional- bzw. Stadtpräsidenten. Gute Miene zum bösen Spiel. Sie haben schon angefangen, der obige Mensch, den wir schon mehrmals erlebt haben, verteilt gerade auf irgendwelche Quizfragen Geschenke. Er erwähnt uns einmal kurz und dann geht es weiter im Programm, will heissen auf der Bühne spielt eine Kapelle heisse Musik, wir sollen mittanzen und die sehr jungen Sängerinnen bewegen sich sehr „lasziv“, was auf uns nur albern wirkt. Der Stadtpräsident raunt Marie-Therèse zu, normalerweise treten die Damen in hotpants auf, aber es hätte „Bemerkungen gegeben, also hätte er Jeans verordnet. Wir sitzen in den ersten Reihen und es ist sooo laut, dass Peter von mir kein Wort verstehen kann, selbst wenn ich ihm ins Ohr brülle. Es tut schon weh. Der Anstand lässt uns ausharren aber nach einer Stunde ist Peter dermassen genervt, er flieht. Wir folgen alle. Selbst der Präsident verschwindet. Unser Bus wird geholt und wir dürfen endlich nach Hause. Wir fühlen uns benutzt von diesem agilen Politiker, er hat die Sail Indonesia in seine Stadt geholt, will einen Hafen bauen. Vorher ist die Flotte nämlich da gelandet, im Norden, wo wir jetzt hinfahren. Aber das ist eine andere Region! Er hat sich mit uns gebrüstet. |