elektronische Karten ACHTUNG!

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Sun 25 Sep 2011 03:36

25.09.2011 Neiafu, Tonga  Position 18:39.72S 173:58.95W

Viel spannender als Hitchcock! Wir segeln gemütlich in den Abend hinein, wenig Wind aber glatte See und wir fahren mit Gross und Genua 60 Grad am Wind. Nach der anstrengenden vorherigen Nacht ein wunderbarer Ausgleich. Hätten wir nie gedacht. Also eine sehr abwechslungsreiche Woche der Weg von Suwarrow, 794 nm .

Leider sind wir etwas spät aufgrund der lauen Lüfte, d. h. wohl noch eine Nacht. Geschätzte Ankunftszeit gegen 1 Uhr. In einen fremden Hafen in stockdunkler Nacht wollen wir nicht so gerne. Peter guckt eine mögliche Ankerbucht weit vor der Einfahrt aus. Dies ist kein Atoll sondern Inseln. Ich gehe erstmal schlafen. Um 22 Uhr zum Wachwechsel hat P. nochmals nachgelesen, dass es in dem Örtchen eine Pier gibt, an der man anlegen soll bis der Customs etc. dich einklariert und du eine Boje zugewiesen bekommst. Also doch nachts möglich?!

Zum nächsten Wachwechsel sind wir ca 25 nm vor dem Ort. Unsere Route verläuft länger parallel zur Insel, um dann in einem grossen Bogen auf Höhe eines Leuchtturmes links in das Innere zur Bucht von Neiafu zu führen. Wir bergen die Segel und ich fahre ungefähr 90 Minuten per Nav auf dem Navigationsstrich entlang. Meine Bedenken, es könne jemand im Weg liegen: dann musst du eben ausweichen, ausserdem sind hier 1000 m Tiefe, hier ankert niemand. Na klar. Mir kommen seltsame Gedanken: „Leitstrahl raus, hol sie rein!“ (Raumschiff Enterprise)P. schläft bis wir einbiegen. Er fährt weiter und ich mache sowohl bb als auch stb klar mit Leinen und Fendern, und wir haben 15 Stück!, da wir ja nicht wissen welche Seite Landseite wird. Ich bin also beschäftigt.

Danach gehe ich Ausguck. Leicht bb voraus ist eine rote Lampe, die blinkt ähnlich wie Baustellenlampen, also in Reihe. Links davon kommt ein Gebirge auf uns zu! Ich habe die Assoziation von Kohlenhalden. Es riecht auch relativ muffig, so ähnlich wie an der Unterelbe. Ich frage noch, ob „normales“ System oder amerikanisches mit grün an bb, denn Peter zögert und fährt idle. Die Kohlenhalden entpuppen sich als senkrechtes Hochufer, nicht weit weg. Ich kann sie gut anleuchten. Wir sind ganz weit links, müssten laut Beleuchtung aber nach rechts. Auf der Nav-Karte sieht das ganz anders aus. Wir haben dort auch kein rot! Irgend etwas stimmt hier nicht. Und dann hat Peter die gloriose Idee- er hat es erst heute Nachmittag festgestellt, dass wir ja ausser Navionics noch Jeppersen-Karten haben und die kann man oben auch aufrufen. Gesagt, getan. Und grosse Erleichterung, auf der Karte ist alles drauf. Navionics hätte uns übers Land geführt! Soweit zur Genauigkeit von elektronischen Seekarten.

Wir tasten uns langsam vor und gelangen zum angegebenen Stadtpier: vorgesehen für grosse Schiffe mit Riesengummipuffern. Da wollen wir nicht hin mit unserem weissen Schiffchen.

Wir verholen uns ein Stück zurück an den Pier einer Werft. Keine Menschenseele weit und breit, es ist inzwischen auch 2.30 Uhr als wir nach einem Bier(!) endlich in die nicht schaukelnden Kojen fallen.

Samstag, der 24. September. Der Tag, den wir nicht gelebt haben. Welcher Tag ist heute und was für ein Datum, das ist eine immer wiederkehrende Frage. Am Morgen nach dem Frühstück- immer noch kein Mensch weit und breit- geht Peter auf Erkundung. Das Werftgelände ist eingezäunt, er zwängt sich um einen Zaun aufs Nachbargelände. Kommt zurück und verkündet, er hätte gerne ein weiches (Sonntagsfrühstück) Ei. Es ist schon Sonntag und nicht Sonnabend, wie wir denken. Kein Einklarieren und kein Arbeiten ist heute möglich. So ist das mit der Datumsgrenze: es wird einem schlicht ein Tag „geklaut“.

Wir nehmen Kontakt mit „Ambika“ auf, sie erklären uns, dass wir eine Boje aufpicken sollen und den Beluga Dive Club, dem sie gehört, informieren. Nobody in.

Wir arbeiten denn doch am Sonntag (sieht ja keiner). 4 Fender bekommen endlich neue Leinen und ich putze Chrom, aber nicht laufendes oder stehendes Gut sondern Haushaltsgegenstände. Man glaubt es kaum, seit wir mit Salzwasser abwaschen gibt es Rostspuren an Chromschüsseln, Töpfen, einer Pfeffermühle und auch am Besteck. Einklarieren ist morgen, Montag 08:00 dran. Der gelbe „Lumpen“ hängt.

 

 

Jeppesen Karte mit roter Linienführung gemäss Navionics die nahe am Land fährt und später sorgar über Land geht und die korrekte in blau oberhalb von Jeppesen. Die Linie mit den grünen kleinen Markern zeigt die gefahrene Strecke.

In der Mitte die gefahrene Linie, unten die Navionics Führung und oben die korrekte Planung auf Jeppesen. Ebenfalls in der Mitte der Schlenker nach unten (gegen die Felsen) mit der Absicht auf die Navionics Linie zurück zu finden resp zu sehen, was da wirklich ist. (eben die Felsküste).