21.07.

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Fri 22 Jul 2011 08:08

Hatiheu, no nonos

Dass der Motor wieder in Ordnung ist, hat sich ja wohl herum gesprochen. Der Mechaniker hat mit einem externen Kabel getestet und es klappte, dann sagte der junge Mann, er hätte nun Ferien. Wir sind in Frankreich und das Thema Sommerferien kennen wir aus LaRochelle, da tut sich dann gar nix. Den „Rest“  musste Peter dann selber erledigen, nämlich ein freies Kabel suchen- was gottlob noch im Dashbord war- und oben und unten anschliessen. Hat alles funktioniert, wir sind wieder motorisiert. Aufatmen. Am Abend haben wir dann Gerry und Val zum Dinner. Champagne with the soup. Es wird lustig.

Nächsten Morgen um 8 Uhr ist ein Auto bestellt, wir wollen uns die Insel ansehen. Gerade als wir los fahren, kommt eine Schütte. Das Dingi ist schon nass und wir dann auch. Mit nassen Büxen…i.. fängt der Morgen ja gut an. Am Anleger ist ein Menschenauflauf um Fischstände herum. Riesenfische werden zerlegt. Köpfe wie Kalbsköpfe. Mit scharfen Zähnen! Ich bin immer eine Wasserratte „gewesen“, aber je mehr Getier ich sehe, umso weniger gern gehe ich ins Wasser. Was, wenn die mir am Bikini zupfen?!

Wir bekommen einen Pickup, ein Privatwagen. Alle anderen sind ausgebucht. Die Fähre bzw. der Versorger, die Aranui,  ist gekommen. Das ist einerseits ein Versorgungsschiff, das alle Bestellungen aus Papeete bringt, ob Matratze, Kinderwagen oder Reis. Andererseits kann man aber auch eine Inselhopping-Tour für 1 oder 2 Wochen buchen, ähnlich wie bei Hurtigruten. Der hintere Teil des Schiffes ist ein bisschen so, wie ein einfaches Kreuzfahrtschiff. Jedenfalls ist es rappelvoll und eine Wagenkolonne bewegt sich. Wir müssen erstmal zur Gendarmerie, Peter hat ja seine Kaution bezahlt und braucht einen Stempel dafür. Die Geschichte mit dem Geld ist eine eigene und eine längere. Running gag, seine Kreditkarte ging nicht und wir haben dann alle Karten zusammen gekratzt und immer wieder bestimmte Beträge abgehoben, bis die Summe zusammen kam. Die Dame in der Bank, die die Kaution entgegen nehmen muss, hat sich jede Quittung zeigen lassen, jede Scheckkarte und den Pass und irgendein Papier mit zwei Unterschriften war für jeden Betrag auszufüllen. Sie kann ja auch nichts dafür. Hat aber mindestens zwei Stunden gedauert.

Wir fahren Richtung Nordwesten zum Flughafen. Es ist eine steile gut ausgebaute Betonstrasse, oben ist alles sehr sehr feucht. Wir sehen wieder Farnbäume, eine Kieferart, es wird Holzwirtschaft betrieben und dann gelangen wir auf eine Hochebene mit Pferden und Kühen. Sieht aus wie im Jura oder in den Alpen, nicht wie auf einer Südseeinsel. Je höher wir klettern umso nebliger wird es, aber irgendwann sind wir über den Berg und es geht appe. Die asphaltierte Strasse hört auf- wahrscheinlich hat Paris das Geld gesperrt- und eine Schotterpiste zum Flughafen beginnt. Unglaublich! Die Gegend heisst „terroir désert“ und das ist es: trockene Wüste mit Gestrüpp. Am Flugplatz stehen tatsächlich zwei Maschinen und wir fragen nach der Küstenstrasse, die nach Osten führt. Wir sollen einem Taxifahrer folgen, er zeigt uns dann, wo sie abbiegt. Er sagt aber auch, la route est speciale. Und das ist sie dann auch. Wir hoppeln mit 4wd 2 Stunden mit 20kmh über eine Piste mit tiefen Rillen, durch ein Flussbett, rauf und runter und ohne irgendwelche Sicherungsbegrenzungen. Aber unglaubliche Ausblicke.

Gegen 13 Uhr sind wir an unserem Ziel, die Bucht von Hatiheu im Norden der Insel. Bei “Chez Yvonne“  hat Peter heute morgen ein Zimmer bestellt. Im dazu gehörenden Restaurant sind alle Tische eingedeckt- ich ahne schon Böses- und so ist es, die Boatpeople werden erwartet. 2mal im Monat ist dann auch Lifemusik, es gibt Strassenhändler und die Gäste bekommen ein Menü aufgetischt, dass man nur Staunen kann. Es gibt Fisch, Gemüse, Schwein, in einem Erdofen gebacken usw. Bis zu 10 Gänge sollen bei einheimischen Festessen gereicht werden. Kein Wunder, dass sie alle so schrecklich dick sind. Aber alle sind total nett und freundlich, jeder wird gegrüsst. Wir bekommen dann auch etwas zu essen und beziehen unser Cottage. Eins von der einfacheren Sorte, Bett und Schrank und Dusche und Toilette hinterm Vorhang.

In der Nähe sind verschiedene archäologische Ausgrabungsstätten aus früheren Jahrhunderten: Kultplätze von Einheimischen. Es wurden unglaublich viele Steine versetzt, aufgeschichtet, es gibt grosse Areale, terrassenförmig angelegt, vermutlich für Tanzveranstaltungen, für Kulthandlungen, für Opfer usw.  Es gab Kannibalismus auf den Marquesas, wobei Frauern und nicht so hoch gestellte Personen kein Menschenfleisch gegessen haben.3 Anlagen sind ausgegraben, man vermutet insgesamt 50 verschiedene auf der Insel. Sie sind Zeugen einer grossen Vergangenheit und von einer zahlreichen Bevölkerung. Einige Riesensteine haben Zeichnungen, Petroglyphen. Wir erkennen die typische Darstellung eines Menschen: Arme nach oben, Beine nach unten und ein Punkt als Kopf. Wir sind total beeindruckt, alles höchst interessant. Sonnenuntergang am Rande der Bucht. Nachtessen wieder  bei „Chez Yvonne“ aber diesmal sind wir fast die einzigen Gäste. Das Meer rauscht, der Horizont ist rosarot, der Tag klingt aus. Der andere Gast entpuppt sich als eine Dame (Ruth Balmer) aus Basel (!) die in Papeete Freunde hat, die sie besucht und von dort aus zu kurzen Ausflügen von deren Freunden weiter gereicht wird.

Die vielen krähenden Hähne wecken uns. Nach dem gemeinsamen Frühstück ist noch Foto- Session mit Yvonne. Sie ist nicht nur seit vielen vielen Jahren die Besitzerin des einzigen Hotel/Restaurants sondern auch die Bürgermeisterin des Ortes. Wir schätzen sie auf ungefähr 60. Sie ist 81 Jahre alt und wieselt noch herum. Die Vorbesitzer unseres Bootes sind vor 3 Jahren dort gewesen, (mit einem anderen Boot) haben ein Foto von ihr in ihrem Buch veröffentlicht. Wir haben es Yvonne gezeigt, sie hat sich riesig gefreut und schenkt uns beiden dann noch eine Kette. (Peter mit Kette, ist nicht so häufig J )

Wir besichtigen noch ein kleines Museum, liebevoll unterhalten und gestaltet von dem Archäologen, der die ganzen Ausgrabungen begonnen hat und noch beaufsichtigt. Seine Frau erklärt uns die Exponate fast zwei Stunden lang. Höchst interessant. Besonders auch die Tätowierungen. Alles alles hat eine Bedeutung. Frauen dürfen nur von Frauen tätowiert werden. Die Behandelten werden isoliert, dürfen nur bestimmte oder gar keine Speisen essen und es wird in Etappen gearbeitet. Es gibt eine bestimmte Frucht, die ist sehr ölhaltig. Sie werden aufgespiesst und verbrannt wie eine Kerze, es bleibt Russ übrig. Dieser wird mit sterilem Wasser aus der Kokosnuss (!) verarbeitet. Marquesanisches Essen wird mit der Hand gegessen und ist eine Hand nicht tätowiert, so wird sie aus Höflichkeit hinterm Rücken versteckt. Und Peter erzählt, sein Vater hat ähnliche Dinge im Schrank stehen gehabt wie hier die Exponate. Keiner hat ihnen eine Bedeutung zugemessen. Fort mit all dem alten Krempel!

What a pity.

Wir fahren auf der „Autobahn“ zurück zu unserem Hafen Taiohae. ( Aussprache erfragt: jeder Buschstabe einzeln), ist auch nicht durchgängig Beton, sondern wieder teilweise Schotterpiste. Laut Buch sollen wir noch an Melvilles Hole vorbei kommen, finden hier aber nirgendwo einen Hinweis. Melville (Moby Dick & Billy Budd) hat hier 1842 drei Wochen gelebt.

Was wir finden ist ein Ort, wo Kopra produziert wird. Die Kokosbäume sind hier alle riesenhoch, die Nüsse werden aufgelesen. Auf einem Spiess wird die faserige Schale aufgebrochen und Stück für Stück abgelöst. Sieht nicht kinderleicht aus. Mit einem Hieb wird die Nuss dann geteilt und zum Trocknen ausgebreitet. Wenn sie etwas angetrocknet ist, wird das eigentlich Nussfleisch aus der braunen Schale gelöst und weiter getrocknet, das ist dann das, was als Kopra bezeichnet und hauptsächlich in der Kosmetikindustrie weiter verarbeitet wird.

Nächste Sehenswürdigkeit ist der höchste Wasserfall in Französisch Polynesien.350 m.

Zurück in unserer Bucht schauen wir uns noch die Kathedrale an mit hübschen Schnitzereien, wir müssen noch Tanken. Es gibt eine Tankstelle auf der Insel und wir kaufen noch ein. Erstaunlich, was es in den drei Supermärkten gibt, z. B. milles feuilles (alles nicht gerade billig.) Der Yachtservice, über den wir auch das Auto gemietet haben, hat ja Ferien. Zurückgeben heisst, stehen lassen mit Schlüssel und telefonieren.

Unser Dingi ist noch da und voll bepackt geht es zurück. Nächste Amtshandlung: TeApiti wird mit Motor an einen ruhigeren Platz verholt. Descripción: m_P1100590Descripción: m_P1100577

Der Fischkopf der Gisela das Fischen verleidet und Peter auf der Bank im Kampf um Cash

Descripción: m_DSC_8020Descripción: m_P1100670Descripción: m_P1100719

Luxussuite in Hatiheu

Descripción: m_DSCN5795Descripción: m_P1100728Descripción: m_P1100739

      chez Yvonne der Bürgermeisterin von Hatiheu  Gisela, Yvonne Katupa und Peter mit Ketten von Yvonne  / Im Museum

Descripción: m_DSC_8215Descripción: m_DSC_8307Descripción: m_P1100679

Gisela mit der Mdm. Ottino, Restauratorin                Krieger mit Waffen

Descripción: m_DSC_8247Descripción: m_DSC_8246Descripción: m_P1100757

Ein Kopra Mitarbeiter

Descripción: m_P1100753Descripción: m_P1100786

Mittagessen in der Perl Lodge