Was für ein Tag!

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Sun 29 May 2011 16:16

Blog 29.05.11

Man könnte mehrere draus machen!

6.30 Uhr holt uns Mario, ein englisch sprechender Taxifahrer, am Hafeneingang ab. Es regnet. Als ich auf dem Markt die Wagentür öffne, weiss ich, die falschen Schuhe! Nur ein Teil des Marktes ist geteert, aber auch dort hat es grosse Pfützen, ansonsten ist der Boden aufgeweicht und matschig. Ich werde hinterher bis zu den Knien Dreckspritzer haben, aber das weiss ich jetzt noch nicht. Wir kaufen Gemüse: Zwiebeln, Kartoffeln, Möhren, Paprika und und und. Als unsere beiden Fahrradtaschen voll sind und wir noch Säcke tragen geht es zum „Depot“, Marios trunk. Noch ein Rundgang für Obst. Wir wollen natürlich grünes Obst, was manchmal etwas schwer zu vermitteln ist. Nächster Anlaufmarkt ist ein chinesischer Laden, der exquisites anderes Obst hat und auch noch eine ganze Menge andere Dinge. Und dann ist der Supermarkt dran. Wir fahren die Gänge ab, laden ein und als zwei Wagen voll sind, beschleichen uns Zweifel, ob wir alles in Marios Auto bekommen. An der Kasse gibt es boys, die einladen, die Tüten alle an einen fahrbares Gestell hängen und nach draussen bringen.

Gegen 11.30 Uhr sind wir wieder in Flamenco. Es regnet immer noch. Viele Hände entladen die Tüten auf zwei Wagen, es geht einen steilen Weg hinunter – es ist Ebbe – und wird dann in eine „barge“ umgeladen und per Wasserweg zum Boot transportiert. Dort ist Jimmy-der Mechanikerboss himself, mit zwei boys, die den Rahmen der neuen Vangpumpe im Cockpit installieren. Mir werden die tausend Plastiksäcke nach unten gereicht und ich fange an zu sortieren und zu verstauen. Überall steht etwas im Weg. Und dann fängt es an zu giessen. Ich habe es unten kühl, trotzdem rinnt der Schweiss. Ich bräuchte Peter, aber der ist oben gefordert, also muss ich allein wurschteln. Wir sind dabei gewesen Fleisch einzuschweissen. Ich koche parallel noch Gulasch für schweres Wetter. Ich putze Frühlingszwiebeln, Porree – um die Ausmasse zu verringern- und Petersilie, ein Riesenstrauss. Zunächst werden kleine Portionen gemacht und dann kommt eine „Petersilienmühle“ ins Spiel, dank sei Betti Bossi.Wir hätten nicht gedacht, dass dieses Ding wirklich mal in Aktion tritt. Aber es ist toll und gehackte Peterli kann ja gut eingefroren werden. Der Kühlschrank ist inzwischen voll und auch die Kühltruhe. Trotzdem steht noch ganz viel Gemüse und Obst herum. Muss man Möhren, Auberginen, Gurken, Paprika in den Kühlschrank tun? Wohin damit. Ich probiere unser bewährtes Obstnetz im Vorschiff aus, aber das ist unbefriedigend, man kann es nicht recht ausbreiten.

Und dann kommt von oben die Hiobsbotschaft: der neue Vang funktioniert nicht! Kann doch nicht möglich sein! Er ist neu und die Fabrik hat alle Masse gehabt. Er hebt den Baum weniger als der alte, nämlich nur 10 cm, soll aber 21 heben, damit unser neues Segel besser eingerollt werden kann. Freitagnachmittag um 4 Uhr, Wochenende und am Montag in den USA auch noch Labourday, also Feiertag. Wir sind k.o., haben ausser Muesli am Morgen noch nichts gegessen, und sind eigentlich zu sprachlos um uns aufzuregen. Und es giesst immer mehr. Jimmy, er ist leicht behindert, kommt dann endlich nach unten, geniesst es als alter Segler hier an Bord zu sein. Sie machen smalltalk „working without bones“(das sei ein spanisches Sprichwort), derweil ich mich weiter unserem Gemüse widme. Es schüttet dermassen, so haben wir es erst einmal auf unserer Tour erlebt. Als es irgendwann etwas abebbt, frage ich, was denn noch zu machen sei? Nein, Jimmy hat nur keine Lust im Regen die 300 m Steg zu gehen. Ich biete ihm dann einen Schirm an und der wird dankend angenommen. Jetzt können wir zu zweit noch weiter stauen: Büchsen, Obstdosen, Pelati, Mehl, Zucker, und und und  Jetzt haben wir schon ein 55feet-Schiff und alles ist voll!

Die Obstnetzfrage wird dahingehend beantwortet: es muss wieder an die Haken bei uns in der Aftcabin. Morgen.

Wir sind hungrig, aber haben keine Lust mehr zu kochen und essen das frisch gemachte Gulasch. Ist ja egal. Als bis auf das Obst und das Gemüse alles verstaut ist, falle ich k.o. ins fast zu kühle Bett. Peter geht noch ins internet. Morgen ist Netz aufhängen dran und Liste machen, wo was „versteckt“ ist. Und der Realität ins Auge sehen: wir hängen weiterhin hier herum. Wir sollten spätestens im November in Neuseeland sein, weil sonst die Hurrikan-Saison beginnt. Und die Entfernungen sind riesengross. Warum haben wir immer so viel Pech?!