15.07 Der fliegende Holländer.

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Sat 16 Jul 2011 04:33

Position:  19:30LC.  09:51.61S 139:21.03W

Peter weckt mich um 10 vor 4 Uhr. Kurz vor meinem Wachbeginn. (Wir haben die Uhrzeit wieder eine Stunde nachstellen müssen.)Ich schlafe  nach wie vor im Vorschiff, - übrigens prima- auf dem Ersatzteillager. Er braucht einen Dieselfilter. In der Nacht kommt endlich Wind, er setzt die Genua und stellt den Motor auf Leerlauf, um ihn auszumachen. Da stellt der Motor schon von alleine ab und springt nicht mehr an. Nachdem der skipper gestern die Separ-Filter gewechselt und gesäubert hat, überlegt er sich, vielleicht braucht es auch einen neuen Dieselfilter. Gesagt getan, der Motor springt trotzdem nicht mehr an. Sch… Auch geht der Satellit seit mindestens 36 Stunden nicht. Wir sind ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeit. Gottlob klappt das dann irgendwann wieder. Telefonate mit Jimmy in Panama und Philipp in HH. Der gibt genaue Anweisungen, was zu tun sei, der Motor schweigt weiterhin. Um Mitternacht wird Philipp in die Koje gejagt, er braucht ja auch seinen Schlaf, zumal er in Klausuren ist. Jimmy, fast gleiche Zeitzone, kann auch nicht wirklich weiter helfen. Inzwischen ist schon die Batterie in die Kniee gegangen, ob der vielen Startversuche. Peter ist davon überzeugt, dass die Dieselpumpe defekt ist. Und das kann er nun wirklich nicht selber reparieren und schon gar nicht auf See. Gegen 15 Uhr legt er sämtliche Werkzeuge zurück und um 15.30 Uhr hat er schon wieder einen Schraubenschlüssel in der Hand. Ohne Erfolg. Er ist mit den Unterbrechungen für die Mahlzeiten die ganze Zeit am Basteln. Jetzt ist Schluss!

Tom, sein Cousin, wird angemailt und gibt ihm drei Namen in Tahiti/ Papeete, die uns sicherlich helfen können. Sie hätten auch Leute in den Marquesas. Wir segeln viel zu schnell!. Wir laufen bei 19-22 kn Wind ohne Genua, die haben wir eingerollt, immer noch 5bis 6 kn speed. Das heisst, morgens zwischen 5 und 6 Uhr wären wir bei der ersten Insel: Fatu Hiva. Da ist es noch stockdunkel. Und wir sollen ohne Motor in eine Bucht hinein und ankern. Ich habe jetzt schon Magenschmerzen. Gegen 3 Uhr tut sich vor uns eine schwarze Wand auf, wir haben die Südspitze der Insel erreicht und segeln an der Westküste hoch zu dem angepeilten Ankerplatz. Trotz Vollmond bietet sich die gesamte Insel als schwarzes Gebirge dar. Die Folge davon ist, der Wind wird einerseits abgehalten und andererseits hauen Fallböen in die Segel. Ein Eiertanz zwischen Flaute- auch noch mit 2 kn Strömung- und fullspeed beginnt. Es gibt zwei Orte auf der Insel. Es brennen drei Lichter aber es ist nicht wirklich etwas zu erkennen. Der vorgesehene Ankerplatz Hanavave ist eine tiefe Bucht, umgeben von hohen bizarren Felswänden. Sehr hübsch wie wir am Tage feststellen. Das ist jetzt alles viel zu gefährlich. Wir müssen aufs Tageslicht warten. Draussen auf See kreuzen wir ca zwei Stunden herum, bis es hell genug ist, dass wir einen neuen Versuch der Annäherung wagen können. In der Bucht liegen 3 Segelboote. Wir kreuzen uns so ganz ganz langsam heran. Die Grossschot hat sich total vertörnt, sie muss erst neu eingeschoren werden. Dazu Segel einrollen, Baum sichern, Grossschot ausscheren und neu wieder einfädeln. Die Schot muss im Bedarfsfall schnell gefiert oder dichtgeholt werden können und das geht nicht, wenn sie sich selber bekneift. Dazu hat das Radar noch eine Macke. Aus irgend einem Grund sagt es immer, es hätte kein „heading“, was nicht stimmt. Alles wird korrekt angezeigt, aber es piept ohne Unterlass. Enervierend! Der Anker ist in Startposition, wir kreuzen mit Fock und Gross aber es wird und wird nicht flacher. Und dort, wo die andern Boote ankern ist die Bucht verdammt eng und es hat keinen Wind. Wahnsinn! Zu riskant. Wir brechen das Manöver ab. Es dauert noch eine Ewigkeit, 2 Stunden, bis wir aus dem Windschatten der Insel heraus sind. Jetzt segeln wir nur mit gerefftem Gross und sind wieder zu schnell! Verkehrte Welt. Es ist verrückt, herrlicher Wind. Den hätten wir auf der Überfahrt brauchen können und jetzt sind wir mit 6 kn wieder in den noch dunklen Morgenstunden an unserem nächsten Ziel: Nuku Hiva mit der Hauptstadt Taiohae. Was erwartet uns da?! Vorbei mit Hiva Oa, mit Gaugin und Brel. Pläne…Wir sind der „Fliegende Holländer“.