und er läuft und läuft

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Wed 10 Oct 2012 05:25

10.10.2012 at anchor vor der Insel Besar Tinggi   

Freitag Wir fahren mit Tonys Fahrer zu Carrefour, um unsere Bestände aufzufüllen. Ich taue den Kühlschrank ab,  Peter macht nochmals Ölwechsel. Zum Abschied haben wir Tony mit Familie und Mannschaft zum Nachtessen eingeladen. Diesmal kein Fisch, es gibt Huhn, Saté uam und Reis in Takeaway-Schachteln, dazu Bintang. Tonys Frau schenkt mir zum Abschied ein Kleid, einen Sarong und snake fruits aus dem Garten. Wieder an Bord machen wir TeApiti seeklar und holen unsern Gummiwilli hoch, nehmen alle covers ab.

Samstag Start gegen 8 Uhr. Zuerst wird motort, später gesegelt. Durch einen Düseneffekt an einem Kap haben wir teilweise 30 kn Wind und machen manchmal 10 kn Fahrt. Schön, wieder unterwegs zu sein. Wir kommen an vielen Resorts vorbei. An einem Strand liegen dutzende von den einheimischen Auslegerbötchen mit bunten Segeln. Sieht hübsch aus. Wie die alle ihr Geld verdienen wollen, ist uns ein Rätsel.

              

Einheimische Auslegerboote, bei einem resort

In der Amedbay, NE-Seite von Bali, ankern wir auf 24 m Tiefe und gehen baden, wobei das Schiff unterwasser schrecklich aussieht: so einen Bewuchs haben wir noch nie gehabt. Kein Wunder bei 27 Grad Wassertemperatur und vier Wochen ohne Bewegung. Offensichtlich lachen sich die Tierchen über unser Sonar-Antibewuchs-System kaputt, oder die Kupferfarbe ist nach 5 Jahren (10 Jahre Garantie) hinfällig.

         

Amedbay, NE Bali

Sonntag Wir segeln auf die Nordseite von Bali, nach Lovina Beach, wo wir ja schon mit dem Auto waren. Der Wind schläft ein bzw. kommt von vorne, so dass wir wieder motoren müssen. Und der Motor macht Schwierigkeiten. Es ist nicht zum Aushalten!!! Er kommt nur auf 1800 rpm im Vollgas und geht aus im Leerlauf. Abstellen. Etwas warten. Neu anwerfen. Das Spiel wiederholt sich dreimal. Mein Herz rutscht in die Hose. Wie ist es bloss möglich. Alle Geräte sind in Ordnung bzw zeigen die richtigen Temperaturen an, trotzdem keine volle Kraft. Wir brauchen das Ding! Singapur ist noch weit und die Strömung hier treibt dich bei oft wenig Wind sonst wo hin. Um 15.30 sind wir in Lovina beach. Ein einziges Schiff liegt noch dort, alle anderen sind schon weiter. Wenigstens das Wasser ist einigermassen sauber. Peter putzt die Wasserlinie und telefoniert mit Tony, der kann das gar nicht glauben, verspricht aber am Montag mit dem Auto zu kommen, einmal quer über die Insel 2-3 Stunden Fahrt. Wir hören von „Comedie“, die haben etwas in die Schraube bekommen. Das hat die Gearbox zerstört und jetzt haben sie überhaupt keinen Motor mehr. Die mail haben sie bei 1-2 kn drift abgesetzt mit der Bitte, wer in der Nähe ist, möge ihnen doch bitte helfen. Sie wollten auch zu den Orang Utans, haben aber abgebrochen und sind auf dem Weg nach Manggar in der Hoffnung die Flotte dort zu treffen. „Da geht`s uns ja noch gold.“

Montag Ab 8 Uhr wird unser Unterwasserschiff gesäubert und zwar der Teil, den man nur tauchend erreicht. „Dean“ hat sich angeboten. Lässt dann aber seinen Schwager tauchen, während er im Auslegerbötcchen sitzt und raucht. Er und noch „my friend“ versorgen uns am Nachmittag dann auch noch mit 240 l Diesel: Kanister im Auslegerboot, umladen in unser Dingi, dann an Deck hieven und einfüllen.

                           

Auslegerboot ohne Segel, oft mit starrer Motorachse (Rasenmäher) aus China

 

Einlaufende Yacht nagelt fast ein Bötchen über

 

Gegen 11 Uhr kommt Tony, mit Fahrer und Monteur. Im Gebirge hat es geregnet, insofern brauchten sie drei Stunden von ihrer Werkstatt aus auf Serangan. Sie justieren den Leerlauf nochmals neu, machen alle Leitungen mal auf und wieder zu und ansonsten machen sie nicht viel. Wir glauben, Tony glaubt uns nicht so richtig. Die Herren geniessen jedenfalls eine Stunde seatrial und den Ausflug sehr. Der Motor läuft, er kommt auf Touren. Alles scheint o.k. Erleichterung.

Peter lädt uns alle an Land zum Essen ein. Tonys Bezahlung erfolgt auf die alte chinesische Art: hält der Motor bis Singapur wird die Rechnung bezahlt, streikt er wieder, gibt es kein Geld. Alle sind zufrieden.

Dienstag Der Wecker klingelt um 5 Uhr, aber es ist wirklich noch zu dunkel. Um viertel vor sechs kann ich den Anker, den ich herauf hole, dann auch sehen. Um uns herum Dutzende von Fischplattformen. Sie sind in der Dunkelheit nicht auszumachen und bilden unbeleuchtet eine echte Gefahr. Ein bisschen Bambus auf Tonnen, ohne Licht, so schwappen sie auf Tiefen von bis zu 4-600 Metern. Was dort genau gefangen wird ist uns nicht ganz klar. Die letzte, die wir gesehen haben, war 26 nm vor der Küste! Ein ganz fragiles Ding!

 

hunderte von den Dingern! Vor der Küste

 

Kurz nach unserm Start sehen wir 4 bis 5 Wale und später auch Delfine, die kurz unseren Bug umspielen. Das ist doch ein gutes Omen. Oder?!

Wind haben wir keinen. Aber unser Motor läuft und läuft und läuft.

Am Nachmittag fahren wir durch die Inselkette bei Raas, O,1kn Wind. Plattes Meer. Nur der Fahrtwind bringt etwas Erfrischung. Soo wenig Wind hatten wir überhaupt noch nie. Seltsam. Es hat hier keine Fischflösse und nur wenig Fischerboote. Und die sehen auch wieder total anders aus als auf Bali. Seltsam, seltsam.

Und dann bei Dunkelheit um 19 Uhr wissen wir auch, warum wir keine Fischer gesehen haben. Die sind alle jetzt unterwegs. Auf unserer linken Seite sind mehr als 50 (!!!) Lichter auszumachen. Wie eine Armada liegen sie dort. Furchterregend. Bereit zuzuschlagen. Später sehen sie wie eine Perlenkette aus. Das Radar sieht aus, als sei dort ein Fischschwarm versammelt. Die Lichter auf der rechten Seite habe ich gar nicht mitgezählt. Manchmal haben die Indonesier in ihren kleinen Bötchen nur so Blinkfunzeln rot,grün,blau ohne helle Arbeitsscheinwerfer. Gottlob verhalten sie sich „friedvoll“ und bewegen sich nicht. Ich bin dem erstmal nicht gewachsen und tausche mit Peter die Wache. Als er mich um 22 Uhr holt, liegt die Streitmacht hinter uns, nur einige wenige sind um uns herum. Und auch grosse „normale“ mit AIS kreuzen meinen Weg, easy zu händeln.

Um 7:45 setzen wir den Anker auf 10 Meter Tiefe in einer idyllischen Bucht, etwas entfernt vom Dorf (meistens dreckiges Wasser und Muezzin) vor der Insel Besar Tinggi.

Der Motor ist genau 26 Stunden gelaufen. Ohne Fehl und Tadel. Wunderbar. Weiter so!