Tonga, Ha`apai group, Ha`afeva

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Mon 10 Oct 2011 21:08

10.10.2011 Tonga, Ha`apai group, Ha`afeva (Position Montag 10:00 Uhr  19:57.94S 176:19.20W

Wir tasten uns durch die Korallen zum Ankerplatz, eine deutsche Ketsch ist schon da, es ist inzwischen 17.30 Uhr  und wir liegen auf 7m Wassertiefe.

Paradise lost: Nächsten Morgen ist es nicht so ganz schön, wir rudern an Land. Das gestaltet sich schon etwas schwierig. Die wharf ist 1997 gebaut, eine Betonpier mit 3 grossen Duckdalben im Wasser, die schon stark verrostet sind. Ein einziger Haken dient noch zum Festmachen. Es ist halt kein Dingi-Dock. Die Strasse ins Dorf ist ein zweispuriger unbefestigter Weg, rechts und links Urwald und aufgewühlter Boden. Wir kommen an einem Friedhof vorbei, ein Grab ist frisch. Auf dem Erdhügel liegen gehäkelte Deckchen, stehen Plastikrosen, ein Herz in Zellophan liegt am Fussende, ein Kreuz steht am Kopf. Dahinter hängt eine Art Bett- oder Tagesdecke. Als Dekoration wird uns später erklärt.

Das ganze Dorf ist eingezäunt wegen der vielen vielen frei herum laufenden Schweine. 6 Kühe stehen auch angebunden an unserem Weg. Unterwegs sehen wir einige Bananen, Brotfruchtbäume, Mangos, Papayas und Pandana, daraus wird das Material für die Taveolas, die Bastmatten gewonnen. Als erstes begegnet uns ein junger Mann, der sein Gesicht mit einem Tuch verdeckt, wir sehen aber doch so viel, dass er einen riesigen entstellenden Furunkel im Gesicht hat. Wir schlendern durch das Dorf. Die Häuser sind klein und meistens aus Wellblech zusammen gezimmert. Die Leute sind nett und begrüssen uns, die Kinder sowieso. Sie laufen barfuss und manchmal in einem erwachsenen T-shirt. Es gibt zwei Läden, einer davon ist ein Chinese, mit der mageren Dosenauswahl. Montag, Dienstag, Mittwoch soll ein Versorgungsschiff aus der Hauptstadt kommen. Schweine überall, auch einige Ziegen. Müll auch überall, obwohl als Anfang mal zwei grosse Körbe im Dorf aufgestellt sind, um die Dosen zu sammeln. Dafür hat das Dorf dann 5 Kirchen, das grösste und gepflegteste Haus gehört dem Pastor. Die Mormonenkirche hat das grösste Gebäude mit gemähtem Rasen davor und sie besitzen sogar ein eigenes Boot „for meetings“ , es steht im Vorgarten auf einem Trailer. Ein Mann spricht uns an wg. Bier, Rum oder Tabak. Er bietet Papaya an, und bringt dann auch zwei riesengrosse als wir gerade wieder an Bord rudern wollen. Er möchte das Bier eigentlich natürlich gleich haben, aber das Wetter hat sich verschlechtert,  es droht zu regnen und wir haben den Outbord an Bord gelassen. Wir vertrösten ihn auf morgen, da werden wir um 10 Uhr in die Wesley-Kirche gehen. (eine protestantische) Wir werden von einer Frau begrüsst, sie heisst Linda und lädt uns für Sonntag 13 Uhr zum Tonga Lunch ein. Ihre Nichte hat an den Beinen verschiedene Wunden, ob wir Salbe hätten. Peter fotografiert die Beine und  mailt Roland die Bilder. Als wir abends keine Reaktion bekommen, quälen wir uns durch verschiedene Waschzettel von diversen Cremes. Die Situation ist schon schwierig, wir wollen gerne helfen, sind aber keine Ärzte und wollen die Wunden aber auch nicht verschlimmern. Am morgen kommt dann doch die ersehnte Antwort. Wir nehmen eine Creme mit und überreichen der Mutter das Rezept, das Roland gemailt hat. Es gibt ein helth-center auf der Insel mit einer nurse. Vielleicht kann man das Medikament auch in Neiafu oder in der Hauptstadt bekommen. Mehr können wir für das niedliche kleine Mädchen leider nicht tun.

Die deutsche Yacht verlässt den Ankerplatz, um später für die Nacht wieder zu kommen. Warum wissen wir nicht, haben auch keinen Kontakt.

Am Sonntag ist wieder strahlendes Wetter. Wir machen uns landfein für den Kirchgang. Diesmal sind wir mit Hut etwas overdressed! Keine Frau trägt einen. Ihre Sonntagskleidung sind die Ta‘ovala, die Bastmatten oder alternativ Gürtel, von denen Bastgeflecht herunter hängt.

Alles wird gewebt aus Blättern der Pandanusnuss, sieht so ähnlich aus wie eine Yuccapalme. Die Blätter liegen  an diversen Stellen zum Trocknen, sie werden aufgrollt auf den Märkten in Tonga verkauft. Wir setzen uns in die Kirche. Während des Gottesdienstes hören wir gelegentlich Gesang und die lautstarke Predigt der „Konkurrenz“, denn drei Kirchen sind nur einen Steinwurf entfernt auseinander. Zwischendurch wird eine Kollekte eingesammelt, die 1 oder 2 Dollarascheine werden nach vorne gebracht, wo eine Dame das Geld zählt und ordnungsgemäss aufschreibt. Peter macht eine grössere Spende, indem er seine restlichen Paanga-Dollar einbringt. Die Frau des ministers lädt uns nach der Kirche zum lunch ein, aber wir sind ja schon bei Linda eingeladen. Es ist aber noch viel zu früh, wir schlendern noch mal durchs Dorf. Very very poor und überall Schweine. Da es sehr warm ist gehen wir schon etwas frühzeitig zu Linda und warten bei ihrer Schwester im Wohnzimmer während Linda husch husch in dem Kochhaus verschwindet. Sie ist Mormonin und der Kirchgang dauert drei Stunden, daher der späte lunchtermin. Sie gehen allerdings nur einmal in die Kirche, die anderen gehen  zweimal. Wir sitzen in dem Zimmer, es gibt zwei alte Sofas, einen Fernseher für CD`s, zwei grosse Lautsprecher, einige Fotografien an den Wänden und einen alten Plastikweihnachtsbaum. Lindas Schwägerin hat ein Baby auf dem Arm und noch zwei weitere Kinder sind natürlich entzückt von Peters Kamera und ihren Bildern.. Ein ganzer Trupp von Jungen und Mädchen von weiteren Schwestern und Schwägerinnen ist neugierig und setzt sich auf den Boden dazu. Zwei Mädels, ein Zwillingspärchen und ein Junge, vielleicht 7 bis 8 Jahre „kloppt Skat“! Alle sind ziemlich dreckig, will sagen die Füsse inkl. die der Mutter sind rabenschwarz, die Fingernägel auch. Mir wird etwas unheimlich, wenn ich an das Essen denke. Später kommt der Ehemann, er hat uns schon bei der Mormonenkirche angesprochen und auch eingeladen. Linda is my sister. Er zeigt uns, wie man mit einer Tonga-Harpune Lobster fängt: ein langer Stab mit drei Spitzen vorne wird an einem Gummistropp nach vorne geschleudert.  Sie wollen heute Nacht raus aufs Riff, dann kämen die Lobster, sie werden dann nach Tonga verkauft.

Irgendwann werden wir dann in die Küche gebeten: ein Wellblechhaus mit Tisch und einer Sitzbank, für uns ist gedeckt. In der einen Ecke ist der „umu“ der Erdofen und eine Art Grill, mehr oder minder auf dem Boden. Wir bekommen Teller und eine Gabel und wir sollen jetzt essen, wobei alle zusehen. So hatten wir uns das eigentlich nicht gedacht. Welch ein Gegensatz zu unserem Tonga- Essen am Beach. Hier gibt es verschiedene roots , Fisch, Muschelfleisch, Wassermelone und für uns wohl speziell Würstchen (wir haben im Vorfeld extra gesagt: no tin food, denn für sie ist das etwas besonderes.) Dazu gibt es Wasser mit Zitronengeschmack. Richtig gross ist mein Appetit nicht, Peter hat kräftig zugelangt. Die Wurzeln (taro, yams ) werden im Erdofen gebacken und für mich schmecken alle ohne ein Gramm Salz gleich, nämlich nach gar nix. Das Essen sei nur für uns und wir sollten doch die Reste mitnehmen. Das können wir mit dem Hinweis auf Fiji „no fruits no vegetables alowed“ dankend ablehnen. Wir machen  noch etwas smalltalk bis wir dann unser Geschenk – tin food, na klar auspacken. Linda braucht ein paar Erklärungen, woher soll sie auch mushrooms kennen. Irgendwann treten wir  den Heimweg an. Es ist wirklich Tongan food: roots und fish. Jeden Tag.

Mir bleibt dieses Erlebnis noch lange lange in den Kleidern.

An Bord macht Peter Wetter und verkündet, dass eine Gewitterfront unsern Weg nach Fiji kreuzen wird. Wenn wir jetzt aufbrechen können wir die umgehen bzw. auf zwei Stunden beschränken. Also Schiff seefest machen- was eine Stunde dauert- und Anker heben. Richtung Fiji, Suva, 415 nm auf direktem Weg, die Umwege zählen wir später zusammen.

 

 

Das Dorf Ha`afeva im Mittagsschlaf

 

Nach dem Gottesdienst ein Gespräch mit der Frau des Pfarrers / Kinder in der Mittagsruhe

 

 

Der für uns gedeckte Tisch im Küchenhaus und Linda die stolze Köchin

 

Links der Umu mit Deckel hinten und rechts im Bild das offene Feuer für Grill u Fritieren

Die Familie Lindas grosser Schwester