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TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Fri 10 Dec 2010 15:21

Position: 17:03.73N 30:45.46W  Datum 10.12.2010  15:15 UTC Wind NNE, 19 kn Kurs 260

Wir segeln mit 8, 9, 9,5 ktn durch die kabbelige See. Noch keine langgezogene Atlantikwelle sondern Hexenkessel. Das Schiff wird gehoben, das Heck zur Seite gedreht, mal zur einen, mal zur anderen. Dann rammt eine Seitenwelle TeApiti und das Boot macht eine ganz unösige Bewegung (HHer Ausdruck, unrund,unvorhergesehen) In den Schränken klappert`s, ich stopfe Handtücher vor das Geschirr bzw. vor die Lebensmittel. Öffnet man einen Schrank in Luv kommt einem der ganze Krempel entgegen. Es ist ein Lavieren zwischen etwas raus nehmen und nicht den ganzen Schrank wieder einräumen müssen. Die Mittagssuppe wird in Mueslischalen gegessen und beim Servieren muss man schon im rechten Moment die Treppe hoch, so ähnlich wie bei Dinner for one. Francois und Peter haben nochmals nach unserem Sorgenkind watermaker geschaut, das ist ihnen etwas auf den Magen geschlagen. Der Appetit ist nicht ganz gross. Aber wir kommen zügig voran. Das geht bis gegen 16 Uhr. Der Wind wird stärker, Main und Genua etwas gerefft, dann knallen die Segel nicht so doll, aber die Schaukelei wird nicht unbedingt weniger. Da es mir am besten zumute ist, bereite ich das Nachtessen. Gottlob konnte ich den skipper davon überzeugen, dass einige vorgekochte Mahlzeiten nicht schlecht seien. Es gibt also Spiralen tricolor mit roter Sosse. Letztere hatte ich eingefroren, ist also nur aufzutauen. Das mache ich im Schnellkochtopf, weil der Deckel so gut schliesst. Es sind „nur“ Nudeln zu kochen. Eine banale Angelegenheit. Zwei Töpfe auf dem halb kardanisch aufgehängtem und schaukelndem Herd müssen mit speziellen Haken befestigt werden und man muss aufpassen, dass einem das heisse Wasser nicht über die Füsse schwabbt. Auch das Abgiessen muss im rechten Moment geschehen. Alles etwas schwierig. Und die Nudeln dürfen mit einem Löffel gegessen werden! J  Unten 30 Grad und die Fenster bleiben besser geschlossen, weil ab und zu eine Seitenwelle hoch leckt. Zitat eines Seglers „in solchen Momenten ist einem die Schönheit des Segelns nicht unbedingt ersichtlich“. In der Nacht passiert nicht viel. Zweimal ein Fischer, wahrscheinlich ist es derselbe. Ein Schiff vor uns backbord voraus auf gleichem Kurs, nur sichtbar auf dem Schirm. Wir sind doch nicht allein! Seit Tagen kein Mond, dafür das Kreuz des Südens. Und dann fliegen noch Fische durch die Luft! Seltsame Tiere. Man schaut auf`s Wasser und fragt sich, was sind denn das für Vögel? Dann tauchen die Vögel ins Wasser und sind wieder Fische. Die Seeleute auf den alten Rahseglern haben immer erzählt, sie hätten morgens die toten fliegenden Fische aufgesammelt. Wir haben zwei an Bord, einer flog unter das Biminiverdeck. Diese haben Glück, sie werden ihrem Element zurück gegeben.

Unsere Wetterberatung empfiehlt, dass wir einen südlicheren Kurs nehmen und zwar vom 17 auf den 16. Breitengrad, um ein Flautenloch zu umgehen. Der Passat verspätet sich noch mehr. Von wegen „Barfuss-Route“. Nachts ist eine lange Hose angesagt, allerdings ist es tagsüber wirklich warm und angenehm. Gerade wird der Gennaker herausgeholt, mal sehen, ob er steht und das Schiff etwas stabilisiert.