Blog 4.12.10

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Sat 4 Dec 2010 16:03

 

Position: 19:16.74N 21:02.50W  Datum 04.12.2010  15:00 UTC

Eine schreckliche Nacht! Der angesagte Schwachwind ist noch schwächer. Die Nacht ist rabenschwarz, feucht-warm und nebelig. Die Sterne verstecken ihren Glanz hinter Dunst, man kann kaum unterscheiden, wo fängt der Himmel an, wo ist noch Wasser. Das Schiff ist nass. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 72%. Wasser 25 Grad. Fast Sauna. Wir „treiben“ mit 3-1,9 ktn im Schneckentempo voran. Eine seltsame Stimmung. Wir gleiten so sanft durch das Wasser, dass wir nicht einmal Gischt mit ihren Leuchttierchen produzieren. Ab und zu blubbern Entlüftungsrohre ansonsten ist es seltsam ruhig. Und dann, in einer Welle, knallt das Segel von einer Seite auf die andere, Schäkel klappern, der Baum ruckt, ein Höllenlärm. Pedro und Francois im Vorschiff leiden besonders. Die Windex auf dem Mast turnt herum. Das absolute Minimum unser Geschwindigkeit beträgt1 kn in der Stunde. Alle müssen das aushalten. „Wir lagen vor Madagaskar…“ Die alten Rahsegler lagen manchmal bis zu 6 Wochen in den Kalmen, dem Schwachwindgürtel. Streit unter den Matrosen und Meuterei entstanden dort, nicht bei Starkwind. Ich bin froh, wenn ich Peter zu seiner Wache wecken kann. Der nimmt die Genua weg und schmeisst mal für 2 Stunden den Motor an, um vielleicht doch etwas Wind weiter südlich zu catchen. In der nächsten Wache, d.h. die ganze Nacht dasselbe schreckliche Spiel. Selbst der Mond ist kaum auszumachen. Gegen Morgen, kurz bevor die Sonne aufgeht, sieht Francois, dass sich unsere 3 Segellatte, – war ja schon mal in Calero-  zu Dreivierteln aus der Tasche geschoben hat und ganz rauszufallen droht. Wenn sie über Bord geht, ist sie weg. So schnell könnte man sie gar nicht greifen. Etwas Hektik ist angesagt. Peter wecken, den Bootsmannstuhl unter seiner Koje hervorzurren – auch nicht ganz einfach mit tierisch schwerer Matratze und Obstnetz über unserm Bett – ihn in den Mast hieven, die Latte retten. Das gelingt gottlob. Anschliessend klettert Peter auf den Baum, rutscht zum Ende und kontrolliert beim Einrollen alle Taschen. Sie sind soweit in Ordnung. Aber das Knallen und Schlagen des Segels hat so viel Kraft, dass die Tasche wieder durch ist. Ist ärgerlich, aber alles noch mal gut gegangen. Wir können auch ohne diese Latte segeln. Leider muss der Skipper nochmals hoch, denn von unserem wavefinder (pers- Rettungssender in den Schwimmwesten) haben sich die Antennendrähte etwas verbogen. Aufräumen und Frühstück. Die neuen Wettermeldungen verheissen weiterhin keinen Wind. Wir beschliessen im Trödelgang, um nicht nächtens anzukommen, von 1500U/min die Kapverden anzulaufen und dort auf Wind zu warten. Montagmorgen sollten wir dort sein. Sind gespannt, was uns dort erwartet. Unser diesbezügliches Buch ist nicht mehr ganz taufrisch.

Wir werden zukünftig diesen ausführlichen Blog ca um 14:00 UTC versenden. Der Abendversand hat unsere Küchenarbeit beeinträchtigt. Heute kommt er mit einer Std Verspätung weil Desserts und Kaffee uns aufgehalten hat.