6 Tage durch Montenegro

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Mon 29 Jul 2013 10:41

29.07.2013 immer noch Porto Montenegro

Zur Zeit Baustopp wegen der Lärmbelästigung, ab Herbst geht der Ausbau weiter. Ehrgeiziges Ziel ist es, die grösste Marina für Superyachten im Mittelmeer zu schaffen.

Edel ist es jetzt schon, nicht nur Edelbeizen sondern auch die entsprechenden Geschäfte. Wahnsinnige Blumenpracht in Töpfen!

Die grossen bzw riesigen Yachten, meistens Motorboote, haben natürlich crew und Hilfsvehikle aller Art sausen durch die weitläufige Anlage: scooter, Fahrräder, Klappfahrräder, Golfwagen, Elektroscooter, sagway, Roller uam.

Am Abend setzt dann eine Völkerwanderung ein. Wir liegen – wie überall im Mittelmeer –

„stern to“ d.h. mit dem Heck an der Pier und oben wandern Massen mit Kind und Kegel bis nachts um 11Uhr Boote kucken. Alle , alle sind „dressed up“ .Die Frauen. Viele in lang. Bei Männern genügen Shorts und T-shirt. Sehen und gesehen werden, man trifft sich zum Spazierengehen. Und hübsche langbeinige Mädels auf highheels. Meistens lange Haare. Viele Damen tragen Bikins unter ihren sehr luftigen und durchsichtigen Kleidchen. Es gibt ein reges Badeleben Handtuch an Handtuch bzw. Luftmatratze und fast alles eng an eng, meistens auf Beton! Richtigen Sandstrand gibt es kaum, hier in Tivat (wo der Hafen postalisch zu gehört) sowieso nicht. Überall wird ziemlich viel Haut gezeigt.

Was machen wir? Sightseeing.

1.Tag. Von Tivat fahren wir nach Norden. Mit einer Fähre geht es über die Einfahrt zur „Boka Kotorska“ (Bucht von Tivat,Weltkulturerbe). Irgendwann biegen wir ab nach Nordosten nach Niksic und von dort in ein Tal im Südosten. Hoch oben liegt ein Kloster „Monastir Ostrog“  

mit einer Kirche unten, dann muss man zu Fuss zur zweiten Kapelle hoch klettern. Die Kirche ist an den Felsen gequetscht, weiss gestrichen, also weithin sichtbar und die Gebeine irgendeines Heiligen werden dort verehrt. Viele Leute. Beeindruckend sind zwei Kapellen aus dem Fels gehauen , klein dunkel und mit Wandmalereien ausgemalt.

Zurück nach Niksic, weiter nach Norden, entlang an einem Fluss und Stausee

             nach Pluzine.

Das Dorf ist eigentlich schrecklich, wir sind in einem Privatquartier ( 1-Zimmer-Haushälfte) alles neu und sauber. Nach der Anmeldung fahren wir hoch zum Stausee bzw. der Staumauer: riesig hoch, beeindruckend. Die Strassen auch! Schmal, kurvenreich. Mit unendlich vielen Tunneln, roh in den Fels gehauen. Mit traumhaften Ausblicken.

          

 Zum Abendessen gibt es Montegrinischen Vorspeisenteller (Schinken, Käse und Oliven) und dann gegrillten Trout aus dem See. Super lecker und gut gebraten. Der Barbesitzer, unser Wirt, macht auch Slibovitz und Honigwein. Danach ist uns aber nicht. Wird überall angeboten. Die Gärten sind auch alle voll mit Pflaumen- und Äpfel bäumen.

2. Tag Von Pluzine nach Osten in den Nationalpark Durmitor nach Zabljak. (Skigebiet)Luftlinie nur ungefähr 20 km, aber die haben es in sich. Nicht nur kurvenreich, steil und schmal sondern das Schönste sind die Wiesen. Unglaublich! Auf solchen Wiesen haben wir als Kinder gespielt. Bei uns gibt es sie kaum noch. Magerwiesen. Blumen in allen Farben. Wir stoppen immer wieder und können uns nicht satt sehen an der Pracht.

 

Wir sind mittags da, das Hotel Soa ist modernerer Art. Es stehen aber noch einige Bauten aus dem Sozialistischem Realismus verlassen da. Die Dame an der Rezeption empfiehlt uns ein Bergrestaurant am Ende des Skilifts zum lunch- im Stil einer Schweizer Berghütte J Peter hat Lamm , ich so etwas wie Polenta mit Yoghurt (scheint ein übliches Gericht zu sein.)

Von der Hütte ausgehend gibt es eine Strasse nach Nordwesten, die in einem Ort namens Crna Gora endet. So heisst auch Montenegro als Land, Schwarzer Berg. Und die Strasse zieht sich und zieht sich, ist eng und wieder überall Blumen. Endlich endlich kommen wir zu einer recht grossen Hochebene mit vielen Bauernhäusern, eingegrenzt mit Steinmauern. Die Leute machen Heu. Mit Sense, Holzrechen und Gabel aus Ästen. Ein Laster voll beladen kommt uns entgegen, Peter muss mindestens 5 Minuten rückwärts fahren bis sich eine Möglichkeit des Passierens ergibt. Diese Häuser sind teilweise nur im Sommer bewohnt, traditionell aus Holz gebaut. Davon gibt es aber nicht mehr viele.

          

Wir folgen der Strasse weiter… und tatsächlich endet sie auf einem Hof. Finito. Wie in der Karte angegeben. Fortsetzung auf der anderen Seite der Schlucht, fast in Greifnähe ein anderes Dorf, aber keine Möglichkeit von hier dorthin zu kommen.

Zurück zum Hotel und ein Spaziergang zum „Schwarzen See“ .Er ist nicht schwarz sondern grün und für uns nicht so ganz etwas Besonderes. Nachtessen im Hotel. Mir ist schlicht nach Pasta.

3. Tag von Zabljak fahren wir nach Osten zur Taraschlucht. Der Fluss Tara bildet eine Schlucht mit bis zu 1300m hohen Wänden. Es ist die tiefste Schlucht in Europa und die Brücke bei Tara Most ist sehr eindrücklich. Weltkulturerbe. Der Nationalpark Durmitor folgt der Tara-Schlucht nach Süddosten.  

              

Auf einer Nebenstrasse fahren wir entlang des Flusses. Als wir ein Hinweis auf eine „Monastir“ 3km sehen, biegen wir ein in einen schmalen Schotterweg. Und er nimmt und nimmt kein Ende. Steil hinab, fast auf Flussebene kommt dann endlich eine Kirche zum Vorschein. Sie ist neu aufgebaut, nebenan gibt es noch ein Wohnhaus. Eine Nonne und ein Mann sitzen auf der mit Wein umränkten Terrasse. So, können wir sowieso nicht in die Kirche. Peter wechselt in lange Hosen und ich binde mir schnell einen Pareo um. Halt eine kleine wieder aufgebaute Kirche. Der Weg ist das Abenteuer. Gottlob kommen erst später drei Autos als wir fast schon oben sind.

Bei Mojkovac/ Polja biegen wir nach Süden auf die Hauptstrasse. Linker Hand liegt ein kleiner Nationalpark „Biogradska gora“. Mittelpunkt ist ein See. Es hat geregnet und sieht etwas grau aus. Wir haben erstmal lunch. Peter bestellt eine Wurst und bekommt 5!!! Ich nehme ein Thunfisch-Sandwich und bekomme Pommes dazu! Die Portionen sind überall immer sehr üppig. Am See im Wald stehen kleine Zelte. Was treibt Campingleute hierher???  

        

Nach dem Essen kommt die Sonne hervor und wir wandern um den See herum. Das dauert ca eine Stunde und erinnert mich sehr an meine Kindheit: Mischwald mit vielen Buchen. Sehr schön. Nächster Ort ist Kolasin., ebenfalls ein Skiort im Winter. Das Hotel „Bianca“ ist riesig gross und soll wohl einem Schweizer Chalet ähneln, innen ganz aus Holz. Der Ort selber ist etwas trostlos. Im ältesten Restaurant am Marktplatz ( ein Bretterverschlag, wäre bei uns sicher nicht erlaubt) fragen wir nach Eiskaffee. „Ja“, hätten sie. Wir bekommen kalten türkischen Kaffee mit Eiswürfeln. Na bitte! ( In ganz Montenegro gibt es kein Filterpapier. Man trinkt türkisch oder „moderner“ Neskaffee.)

Das Hotel hat Halbpension, also essen wir dort. Alles o.k., vielseitig und wohlschmeckend.

4. Tag Von Kolasin geht es auf einer Nebenstrasse Richtung Südwesten. Die Strasse hat wieder jede Menge Haarnadelkurven und wahnsinnige Aussichten. Nördlich von Podgorica sehen wir die berühmte Eisenbahn: von Tito gebaut, er wollte ans Meer. Die Strecke führt von Belgrad nach Bar in Montenegro und dauert 11 Stunden und hat unendlich viele Tunnel und Brücken.

                

Podgorica lassen wir links liegen, sprich fahren hindurch bis wir bei Vukovic von der Hauptstrasse abbiegen. Eine Nebenstrasse führt uns nach Zabljak Crnojevica, Ruinen einer Festung der einst regierenden Njegos- Dynastie. Wir erklettern den schroff aus der Ebene erhobenen Hügel und geniessen den Ausblick auf Wasser ringsum. Mit einem flachen Boot fahren wir anschliessend 1 Stunde durch Seerosen und auf den See hinaus.

Zurück zur Hauptstrasse. Brücke bei Lesendro über den Skadar See ( in der Mitte verläuft die Grenze zu Albanien). Der See selber ist auch Nationalpark, trotzdem soll es Pläne geben am Ufer irgendwelche riesige Resorts zu bauen. Am südlichen Seeufer fahren wir auf einer kleinen schmalen Strasse nach Südosten bis es nicht mehr weiter geht. Diese Gegend ist muslimisch. Viele Dörfer sind verlassen, aber Minarette stehen noch. Scharfer Knick nach Südwesten. Wir erreichen Ulcinj, die südlichste Stadt Montenegros an der Westküste. Die Stadt liegt um eine Bucht herum, diesmal mit etwas Sandstrand- Entsprechend ist das Gewühl dort mit Restaurants und Geschäften mit Strandbedarf. Man liegt auch hier wie überall Handtuch oder Luftmatratze an Luftmatratze. Auf einem Felssporn liegt die alte Stadt mit Festung, ein Teil ist ins Meer gesunken.

 

 Gebaut und renoviert wird allenthalben. Es gibt ein wunderbares Hotel „Palatium Venitianum“ mit traumhaften Ausblick aufs Meer und auf die Badebucht. Leider sind wir gebucht im Hotel „Mediteran“, es liegt an Land in der Mitte der Bucht hoch oben, Bau Realistischer Sozialismus, allerdings renoviert. Insgesamt gehören 5 Häuser zu dem Komplex. Das Zimmer ist ganz o.k. wenn auch mit einem relativ kleinen Bad und unnötigem Vorraum. Der Service ist miserabel. Man fühlt sich doch sehr an frühere DDR-Zeiten erinnert. Die Örtlichkeiten der Lobby und des Speiseraums sind auch schrecklich, nicht zu sprechen vom Essen. Zum Dinner gibt es nur ein Menue, alles mehr oder minder kalt und das Frühstück ist kaum zu essen. Schimpft sich 4 Sterne Hotel! Wir kraxeln aber erstmal die Bucht hinunter und auf den Felsen von Stari Grad (Altstadt). Die Strassen sind eng und überall stehen Autos. Und was für welche!!! Die neusten und grössten Modelle. Alles Schweizer Nummern: Zürich, Luzern, St. Gallen…Alle schweizer „pimps“ (zu Deutsch Zuhälter die Red.) machen hier Urlaub! Viele kommen aus Albanien und/ oder dem Kosovo und hier in Ulcinj an der Grenze zu Albanien macht man Urlaub und trifft sich mit Familie (in Albanien selber gibt es ja noch keine rechte westliche touristische Infrastruktur) Wir werden direkt von zwei Leuten angesprochen, seit 25 Jahren in der Schweiz, Treffen mit Familie, relativ gesehen preiswert und man fühlt sich wie zuhause. (keine pimps sondern Familienväter mit schwyzerdütsch sprechenden Kindern) Schon lustig.

5.Tag Von Ulcinj fahren wir entlang der Küstenstrasse (NW). Erster Stopp ist Bar mit der Altstadt „Stari Bar“. Interessanterweise liegt die Stadt in den Bergen, etliche Kilometer vom Wasser entfernt. Wir kraxeln durchs Gelände. Alles hübsch gemacht. Mit üblichem Uhrturm (Muslime mussten die Zeit zum Gebet wissen), aus der türkischen Zeit und mit diversen Kirchen, Palästen, Haman uam. Der Hafen von dem modernen Bar ist ziemlich unspektakulär. Als Segelboot kann man dort einklarieren, aber sonst lohnt eigentlich kein Aufenthalt.

          

Nächster Stopp ist Petrovac na Moru. Wir fahren hinein und gleich wieder heraus. Alles voll und keine Parkplätze.. Bei Rijeka versuchen wir nochmals hinunter zu kommen: einspurig, kleine Kirche und letzter Parkplatz- noch lange nicht am Meer. Der Ausblick: eine riesige Protzvilla und andere im Bau.

klein aber mein

Sveti Stefan ist eigentlich ein Dorf aber bekannt durch seine kleine gegenüberliegende Insel, ursprünglich ein Fischerdorf, inzwischen mit Damm zum Festland verbunden. Verbliebene Bewohner wurden ausquartiert und heute ist die gesamt Insel ein Hotel „Aman Sveti Steafan Resort“ für sehr Betuchte und mit Eintritt für Besucher. Sieht allerdings hübsch aus.

 

 

Wir ergattern keinen Parkplatz, also weiter nach Budva. Übliches Venetianisches Baumuster aber nicht soo interessant, etwas tot. Dafür Strand unterhalb der Burg, entsprechend voll.

Zurück nach Tivat zum Porto Montenegro, Übernachten auf TeApiti.

6. Tag Es geht rechtsherum um die Kotor Bucht. Wir erklimmen das Nationalheiligtum der Montenegriner: das Mausoleum von P Njegos: auf einer Bergkuppe gelegen, 1 Stunde Fahrt. Von einem Parkplatz muss man dann den Rest heraufklettern. Schlicht aber monumental mit Superausblick eher ins Landesinnere. Über Kotor fahren wir nach Perast, ein Strassendorf mit Badeleben (Betonpier ins Wasser gleich Porta genannt) und halbtägiger Einbahnstrasse. Nicht ganz so nobel. Wir parken aussen und wandern hindurch. Gefällt mir sehr. Gegenüber liegen die beiden sehr malerischen Inseln Sveti Dorde (St. Georg) , ein Kloster und  Gospa od Skrpjela (Unsere liebe Frau vom Felsen) Die erstere mit ihren Zypressen erweckt Erinnerungen an A. Böcklins Bild der „Toteninsel“. Zubringerbötchen fahren Touris hinüber. Wir wollen irgendwann mal mit TeApiti davor ankern. In Perast im Hotel/ Restaurant „Conte“ haben wir lunch. Peter isst das beste Meeresfrüchte-Risotto seines Lebens. Der Chef ist sehr erfreut über das Lob.

 

 

 

       

Übliches Badeleben    /Perast

Risan, Bijela mit Schiftswerft und hochtrabenden Plänen (Porto Montenegro will die Werft

ausbauen für Superyachten) sind als Orte nicht sehr aufregend und deutlich ärmer. Ebenso Herceg Novi unsere letzte Station. Zurück zu TeApiti. Viel gesehen. Interessante Gegensätze. Unglaubliche Landschaft. Karstgebirge, Schluchten und Blumen, Blumen, Blumen. Wir sind sehr angetan.