Vollbericht von Gisela und letzter Tag in Marokko

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Mon 4 Oct 2010 19:52

Reise mit Mietwagen durch Marokko 23. – 30.9.2010

Man könnte Bände füllen über das was wir erlebt haben. Ausflug mit dem Auto ab Donnerstag den 23. September. P. holt den Wagen gegen  8 Uhr, gegen 11 kommen wir los. Fahrt zunächst nach Norden in einen „Jardin Exotique“. Nett angelegt, aber wir stellen fest, dass wir heutzutage die Pflanzen bei uns in Töpfen kaufen können. Es ist nichts Besonderes mehr exotische Pflanzen zu haben.

Nördöstlich geht es dann nach Meknès, eine der vier Königsstädte (die anderen sind Fes, Marrakesch, Rabat. Wie bei uns früher die Kurpfalzen, wo die Könige abstiegen. D.h. jede Stadt hat natürlich ihren riesigen streng bewachten Königspalast. Besichtigen konnten wir keinen. Meknès hat uns nicht sehr gut gefallen, wir sind dann schnell weiter nach Fes. Wahnsinniger Verkehr. Zuerst will uns ein Moped begleiten, später klettert ein Junge ins Auto und bringt uns zum Parkplatz, er will natürlich Dirham für seine „Leistung“ Und so geht das weiter in Marokko. Die Führer drängen sich auf und auch Fotografieren nur gegen money. Das ist uns schon etwas aufgestossen. Vom kleinen Parkplatz geht es dann zu Fuss ins Hotel Palais de Fes Dar Tazi. Wie in 1001 Nacht. Der Hauptraum im Parterre wird auch von einer Teppichcooperative als Verkaufsraum benutz. Teppiche ohne Ende! Die Wirtin erzählt, sie bewirten da schon mal 200 Leute. Und alles aus einer relativ kleinen Küche treppauf, treppab. Schwere Tabletts mit schwerem Geschirr. Unser Raum ist unglaublich hoch, dunkle Holzbalkendecke, schummerige Lichter, 2 Diwane, tausend Kissen und die ganze Kemenate wird mit hohen Türen verschlossen. Gegenüber gibt es nochmals ein solches Gästezimmer mit Dusche/WC , gemeinsam wird ein Salon benutzt. Hat schon Charme, allerdings hätte ein Mensch mit Klaustrophobie vermutlich Probleme. Zum Nachtessen sind wir dann auf der Terrasse gesessen und haben den Anblick von Fes genossen. Und dann kommt das Nachtessen!!! (Als Apéro übrigens Alkohol. War nie ein Problem in Marokko.)

13 verschiedene Vorspeisen, 1 Pastete .Hochzeitskuchen hat man uns gesagt, Füllung aus Taube, Mandeln, Obst …in dünnem Reispapier: super lecker. Als Hauptgericht kann  man dann Tajine oder Couscous nehmen. Tajine ist so ähnlich wie bei uns Römertopf, ein Tongefäss in Kegelform. Das Gericht darin kocht quasi in eigenem Saft. Meistens Huhn oder Boef, mit Mandeln, Pflaumen oder auch mal mit Quitten Schmeckte eigentlich immer gut. Couscous gibt es auch in Variationen mit Fleisch oder nur mit Gemüse.

Freitag, den 24. September. Fes. Nach einem sehr sehr süssem und reichlichem Frühstück( unglaublich! Kuchen, Galette (Eierpfannkuchen) Brot, Crèpes, Brioche uam.) kommt unser Führer und zeigt und erklärt uns Fes. Wir gehen durch die Medina (Altstadt mit ihren souks-Märkten). Wir schauen uns zwei Koranschulen an mit den klitzekleinen Zimmern und unter welchen Bedingungen die Studenten da gewohnt und studiert haben; erst den Koran und dann später ein Wissensgebiet wie Medizin, Recht etc. Der guide hat uns natürlich auch durch Läden geführt (seine Provision) um Messing, Leder Keramik oder Teppiche zu kaufen. Und tatsächlich, Peter kauft zweiten Teppich. Die Teezeremonie dabei (Minztee, sehr süss ist das Nationalgetränk) und das Handeln ist schon sehr sehr amusant. In Tanger haben wir schon eine „Apotheke“ bzw. Epicerie erlebt. Wirklich erlebenswert. Von Zahnwehmittel bis Kosmetika, Seifen, Öle, Parfüm, Gewürzen, Cremes und Salben hat der Verkäufer im „weissen“ Kittel alles erklärt. Die Sachen seien fertig (nimm 3 bezahl 2) Ich wollte einen bestimmten Tee, der wurde speziell zusammengesucht.

Imponierend ist eine Färberei. Unglaubliche Arbeitsbedingungen. Ätzende Säuren. Kommt in irgendeinem Film mit M.Douglas vor. Sieht von oben aus sicherer Distanz natürlich sehr farbenfroh aus. Und unter welchen Umständen sie nicht nur Teppiche sondern auch feine Stoffe weben. Bewundernswert. Schwere „Atlasseide“, wird aus Agaven gemacht. Giselchen bekommt einen schönen nachtblauen Schal.

Nachmittags sind wir dann mit dem Auto auf einen Hügel gefahren mit Ruinen von alten Königspalästen, und haben ein sehr hübsches blaues Tor am Eingang der Medina besucht. Der Führer ist sehr nett, hat unser Interesse bemerkt, und wir können ihn alles fragen ,er gibt uns bereitwillig Auskunft.

Samstag, 25. September. Wir fahren von Fes nach Marrakesch. Über eine Landstrasse. Es ist sehr anstrengend. Ganz viele Polizisten. Immer zu zweit. Schnieke in weiss und jeder hat ein Motorrad. Sie stehen an Tempo 60. Die Reihenfolge 80- 60- Polizei. Einmal halten sie uns ein Gerät vor Augen mit 74, wollen 400 Dirham (ungefähr 40€, haben wir schon mal bezahlen müssen) . Nach Rücksprache miteinander geben sie uns das Geld überraschend und mit Verwarnung zurück. Wie uns jemand später jemand erklärte, sie hätten wahrscheinlich Angst bekommen: Presse oder was immer.

 Wir fahren durch Pinienwälder, Korkeichen und Zedern. Abholzen von Bäumen ist streng verboten. Gelegentlich sieht man Aufforstungen. Irgendwo hat es wieder eine Königsresidenz. Immer gut gepflegt und streng bewacht. In der Nähe gibt es einen Skilift. Die Häuser haben wie bei uns Spitzdächer wegen des Schnees. Sieht auf einmal seltsam aus in dieser Gegend.

Auf den Strassen treiben sich Stinker herum, man glaubt es kaum. Alle uralten Deutschen Dieseltaxis sind sowieso hier. Man wundert sich, dass die Autos überhaupt fahren. Dazwischen Esel, jede Menge Mopeds, Motorräder und auch die Fussgänger gehen munter querbeet. Selbst auf der Autobahn stehen Passanten am Rand und wollen queren. Man sieht richtige Trampelpfade. Busse und Taxis halten  einfach und lassen Leute ein- oder aussteigen. Man betet auch schon mal neben seinem Truck.

Marrakesch erreichen wir gegen 18 Uhr: Verkehrschaos. Ein Begleiter bringt uns – gegen cash- zu einer Shelltankstelle, dort holt uns jemand ab vom Hotel: Zu Fuss geht es dann mit Gepäck mitten durch die Medina, d.h. mitten durch die engen Gassen mit ihren Verkaufsständen. Und dann das Riad Eniya. (geführt von einer Schweizerin, einem Holländer, in Bern aufgewachsen und  die Tochter heisst Eniya) Ein Riad ist immer ein nobles Haus mit hohen Räumen und Patio mit Blumen oder auch mal Bäume und vor allem Wasser. Wasser bedeutet Reichtum und Macht. Wir essen zur Nacht im Patio, der fast ein Wald ist, bei Kerzenlicht und Brunnengeplätscher. Unsere Kaninchentajine ist sehr lecker, wir allerdings sehr müde, so dass wir alles gar nicht so recht geniessen können. Wir waren von 8 bis 19 Uhr unterwegs mit kurzer Unterbrechung für einen Imbiss am Strassenrand: Brochettes, Fleischspiesse auf Kohlenfeuer gegrillt. Ab in die Kiste! Aber was für eine!!!

Mehrere enge geflieste Treppchen führen zu unserer alten Tür. Öffnet man sie, tritt man in einen Vorraum, rechts das riesige Zimmer mit Himmelbett in Kingsize. Die drei Fenster sind vergittert bzw. werden zur Nacht noch mit Rollläden geschlossen, gehen auf den , nein einen Patio. An der einen Wand steht ein riesiger Diwan mit tausend Kissen in allen Formen und die Bezüge in allen orientalischen Mustern. Ein alter reich geschnitzter halbhoher Schrank dient als Anrichte. Hinter einer alten Tür steckt ein Kleiderschrank. Dazu gibt es noch ein Beistelltischchen und mehrere kleine Sessel. Der Himmel ist unglaublich hoch, geschnitztes Holz mit einem Sandsteinfries darunter. Die Wände sind geweisst, der Boden mit alten Teppichen belegt. 1001 Nacht!

Gegenüber liegt das Badezimmer, ein Traum in schwarzem Marmor. Badewanne freistehend mit vergoldeten Füssen. Im Bad führt ein Treppchen auf unseren privaten Dachgarten mit Liegen, Sonnenschirmen und vielen vielen Palmen, Kakteen, und blühenden Büschen in Tontöpfen. Von dort geht es auf verschlungenen Pfaden zum Swimmingpool. Das ganze ist eine Wucht! Die Adresse hatten wir von Franz und Ursula. Danke für den Tipp.

Sonntag, 26. September. Nach Bad im Pool und reichlichem Frühstück, auch wenn nicht ganz so üppig wie in Fes geht es mit Führer in die Altstadt. Peter ersteht mal wieder einen  Teppich! sein dritter, ein Kelim. Wir haben ja so viel Platz im Schiff und zuhause gar keinen Teppich!!! Lustig, lustig. Leider schlägt Montezuma zu und wir gehen zur Siesta ins Riad. Nachmittags gehen wir noch ins Judenviertel, ins neue Marrakesch und auf den grossen Hauptplatz von Marrakesch, wo der Bär tobt. Wir halten einen Weinplausch mit Björn, er gibt uns Tipps für einen Ausflug in die Berge. Spaghetti steht auf dem Speiseplan. Bitte keine marokkanischen Gewürze.

Montag, 27. September Ausflug in die Berge. 8 Uhr Abfahrt mit Fahrer und fourwheeldrive. Abends um 19 Uhr und nach 360km sind wir zurück. Todmüde. Der Fahrer fährt wie ein Berserker und was wir sehen ist Schotterwüste und unglaubliche Landschaften. Die Strecke ist kurvenreich, dass einem fast schlecht wird. Die Häuser sind je nach Landschaft aus Stein und hell oder aus Lehm und rot. Wir fahren über Baustellen – gewühlt wird in Marokko überall- und fast durch ein Flussbett, weil wir einer Brücke nicht trauen. Wir besichtigen eine ziemlich verfallene Kasbah, bei der der Führer dann auch Teppiche von den Berbern verkaufen möchte. Eine andere Kasbah in rot und ziemlich gross und imponierend , können wir nur erreichen, indem wir durch ein Flussbett stapfen. Giselas Premiere auf einem Esel. Jürg rutscht vom Stein ins Wasser und auf dem Rückweg ziehen dann  gleich alle die Schuhe aus. Leider hier ganz besonders das Betteln bzw. Anhauen. Unglaublich wie die Berber hier leben. Mittags essen wir dann in so einer Touristenfalle. Aber da rächt sich Montezuma auch bei mir. Zum Nachtessen gibt es dann Gemüsecouscous nach Art des Hauses Riad Eniya.

Dienstag, 28.September Abfahrt nach Essaouira .Nach ausgiebigem Plausch mit Björn kommen wir gegen 12 Uhr los. Der Gepäckträger nimmt 2 falsche Gepäckstücke mit und wir merken das gottlob beim Stauen bei der Garage. Gegen 15 Uhr sind wir in Essaouira und finden auch relativ schnell das Riad Villa de l’O, ein wunderbares kleines Riad im Kolonialstil. Jedes Zimmer war anders. Wir erhalten ein relativ kleines Zimmer, das fast wie eine Schiffskabine aussieht mit Blick aufs Meer und privater Liegeterrasse. Wir bummeln dann noch durch die Stadt  - eine weisse Stadt am Meer- mit Badetouristen und sind zum Nachtessen im El Elzir, ein ital.marokanisches Restaurant, das zunächst aussieht, als seien wir in einem Trödelladen gelandet., ein fantastischer Trödelmix. Das Steak und die Tajine schmecken gut, allerdings machen wir einen grossen Bogen um Salat und Zitronensorbet.

 Es ist hier an der See abends recht kühl und wir haben zum ersten Mal eine lange Hose und ein langärmeliges Tshirt an.

Mittwoch, 29. September Nach Frühstück auf der Dachterrasse fahren wir an der Küste entlang nach Hause. In Safi schauen wir uns den Hafen an: Industrie, riesig gross und dreckig aber für uns wohl möglich. El Jadida zu klein und zu flach. Die Landschaft an dieser Küstenstrasse ist sehr abwechslungsreich und gefällt uns sehr gut. Zum Teil gibt es eine Geröllwüste mit absolut nix wie beim devils golfcourse, dann hat es ein Hochufer und eine fruchtbare Ebene mit Landwirtschaft. Wunderhübsch ist eine Lagune, grün und mit Flamingos. Ein Stückchen weiter wird Salz in Salinen gewonnen. Highlight ist unser Mittagsmahl: Brochettes (Fleischspiesse) mit Brot und gegrillten Tomaten. Das Essen wird auf einem grossen Teller serviert, ohne Besteck. Also benutzen wir unsere Hände. Surprise,surprise! Der Tee ist nicht gesüsst- und die Pfefferminze fehlt auch mehr oder weniger. Wir stellen fest, dass der marok. Minztee wirklich grüner Tee ist und pur wie Mate schmeckt. (Zimmerli hast du das gewusst?) Um 18 Uhr sind wir in Rabat und quälen uns durch den Verkehr. Peter fährt inzwischen wie ein Marokkaner! Schlichter Reis mit Gemüse schmeckt uns  abends köstlich.

Donnerstag 30.September Peter und ich fahren nach Casablanca und zum Flughafen,. Der Verkehr in Rabat ist gegen den in Casablanca gesittet und ordentlich. Am nächsten Tag besteht Peter sein Stempelabenteuer s.o. Zur Nacht essen wir im Hafenrestaurant. Es gibt keinen Alkohol, also für mich “Jus de Pomme“. Da ich schon einmal daraufhin ein weisses schaumiges zuckersüsses Getränk bekommen habe, also meine Frage“pure?“ Qui: Es kommt natürlich wieder so ein Milch/Schaum/Getränk und nachdem wir moniert haben bekomme ich frisch gepressten Apfelschaum, der zuckersüss schmeckt und ein Tütchen Zucker gibt es noch extra. Für Montezumas Rache auch nicht gerade ideal.

Ein Tag mit TeApiti of Chriska in Essauira

Montag,4.Oktober  Die Nacht war etwas schaukelig. Tagsüber wird am Boot gebastelt. Der Erhaltungsaufwand für ein Schiff dieser Grösse ist unglaublich. In Portugal hat Peter die Wasserfilter vom Motor und Kühlschrank gereinigt, jetzt sind sie schon wieder zu, wohl weil wir uns so lange nicht bewegt haben, hatten sich schon Barnacles festgesetzt. Jürg muss den Stecker der Fernsteuerung reparieren der Tags zuvor durch Peter demoliert wurde. Mit der Fernsteuerung lässt sich das Boot von irgend einem Platz aus wo die Sicht am besten ist, steuern. So z.B. wenn die Sicht vom Steuer aus, durch Bimini und Babyverdeck nicht ausreichend ist, können wir lässig im Stehen auf der Sitzbank, manövrieren. Um 15 Uhr ist Landgang angesagt. Da wir von hier aus den Sprung auf die Kanaren machen, brauchen wir noch Brot und wir müssen uns ja auch abmelden. Ein- und Ausklarieren am gleichen Tag war ja nicht möglich!  Die Partie  gestaltet sich etwas schwierig. Es nieselt (in Marokko!) und der Schwell hat so zugelegt, dass man gerade durchs Schiff fliegt. Bei der Schaukelei Gummiwilli runterlassen und den Outbord hineinhieven, geschweige denn uns selber, das ist schon fast ein Hochseilakt. Der Fischerhafen ist voll und geschäftig. Polizei geht erstaunlich schnell. Jetzt sind 6 marokkanische Stempel im Pass. Die letzten Dirhams in Euros umtauschen geht nicht (!) nur in eine Richtung, zumindest bei einer Wechselstube. Peter hat Glück, Amerikaner wollen einheimische Währung und wir brauchen irgendwann Dollars. Die letzten Dirhams werden noch in Tomaten, Brot und Eier angelegt, in Souvenirs (wunderbare Holzgegenstände aus Thuja) und dann geht es zurück zum Hafen. Ein kleiner Schreck, das Dingi ist weg. Klärt sich aber auf, war nur verlegt, von dem Typ, der gestern nicht aufgepasst hatte. Heute bekommt er dann doch ein kleines Trinkgeld, Jetzt ist Schluss mit Dirhams. Morgen fahren wir los Richtung Lanzarote. Wir rechnen ca 40 Stunden, also zwei Nächte. Wobei diese heute wird ganz furchtbar werden, wir schaukeln unglaublich, ohne Antirutschmatten geht gar nichts. Ich weiss nicht, wie es den beiden andern geht, aber mir reicht Marokko jetzt auch und ich freue mich mal auf eine Super-Marina auf Lanzarote, die ist so vornehm, dass man keine Wäsche aufhängen darf, was wir selbst im königlichen Yachthafen von Rabat an einem Freitag gemacht haben.