31.10 2011 auf See

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Mon 31 Oct 2011 05:17

31.10 2011 auf See Position: 25:16.03S 176:47.38E 18:15 LT

Jetzt sind wir aber wirklich sauber!! Um 17 Uhr ist noch alles in Ordnung, um 18 Uhr beginnt der Zirkus. Wir segeln in tief hängende Regenwolken hinein. Rundherum. Kein Entkommen. Der Wind brist gelegentlich auf, aber höchstens für ein paar wenige Sekunden auf 25kn. Regen. Zwischendurch immer wieder Phasen mit ganz wenig Wind. Wir wechseln auf die Fock und haben gegen 20 Uhr Zeit für das Nachtessen, unten, oben ist es nass und ungemütlich. Wir denken, das war`s , aber mitnichten. Kurz nachdem ich verspätet in die Koje gekrochen bin, holt Peter mich zum Reffen. Pourring rain. Und 26kn Wind .Das Spielchen hält an: der Wind fällt zusammen und wir befinden uns umgeben von tief hängenden Gewitterwolken. Unsere Blitzableiter an den Stagen und Wanten( Kupferdrähte mit Batterieklemmen, beschreibt Peter später mal ausführlich) sind längst im Wasser. Wir werfen den Motor an, um aus diesem Dilemma hinaus zu kommen, haben aber das Gefühl, das Unwetter hält mit uns Schritt. Wir segeln nur mit Gross- weil der Wind plötzlich genau von der anderen Seite kommt, aber auch so kleben die Gewitter an uns. Ich sitze auf der Treppe im Niedergang in voller Montur, d. h. Ölzeug und Schwimmweste, beide Schiebeluken fast geschlossen, weil es reinregnet, Peter hockt an Backbord mit Blick auf die Geräte. Wir starren auf die Bildschirme. Die Regenfronten sind super auszumachen, Farbe dunkellila, nur bewegen sie sich kaum und wir mittendrin. Blitze erhellen den grauen Nachthimmel. Einem Blitz sehe ich sozusagen in die Augen, durch unsere grossen Salonfenster. Der Donner folgt sogleich. Also ist das Gewitter genau über uns. Wir warten, auf den nächsten Einschlag. In unsern Mast. Allein auf weiter Flur hier und mit dem höchsten Stängel weit und breit. Die Gedanken bleiben nicht aus: was passiert bei einem Einschlag mit der Elektronik. Wir haben ausnahmsweise keine Papierseekarte dabei (ein lapsus!). Ich entkabel noch schnell meinen laptop, da ist auch maxsea drauf und stecke unser VHF- Handheld in den Backofen (Faradayscher Käfig) Den Tipp hat  uns „West by North“ gegeben, sie haben ihn in Alufolie in den Herd getan- und vergessen. Beim nächsten Auflauf war der Apparat etwas angekokelt, soll aber noch funktioniert haben.

Gegen Mitternacht bleiben die Blitze langsam zurück – leichtes Aufatmen - und  als wir bei 1,97kn Geschwindigkeit angekommen sind, fahren wir endgültig mit Reff3 und Motor in die pechschwarze Nacht. Wir sind beide innen wie aussen patschnass, das alte Ölzeug ist „durch“, gottlob haben wir neues an Bord. Der Wind spielt noch die ganze Nacht verrückt: wenig Wind und aus andauernd wechselnden Richtungen, dazu hohe Wellen und bis zu zwei Knoten (!) Gegenstrom. Wie soll man da seine Segel ausrichten und dann noch 28 Tonnen bewegen?

Am Morgen scheint die Sonne und ab 11 Uhr haben wir wieder besten Segelwind, so gegen 8kn plus ist unsere Geschwindigkeit. Warum nicht gleich so???

Im Netz werden auch keine tollen Nachrichten verbreitet, die beiden Boote südlich von uns, schon in der Nähe von NZ, haben schweres Wetter gehabt, ein Schiff hatte einen „touch down“ (Segel kurz auf dem Wasser), sicherlich auch ein bleibendes Erlebnis.

Wir haben es so gut jetzt. Peter telefoniert mit Otto.(Dir Otto nochmals herzlichen Dank für deine immer hilfreichen Tipps.) Eines seiner Geräte oben im dashboard funktioniert nicht. Otto gibt den Hinweis, was es sein könnte. Peter findet den Fehler. Offensichtlich ist Regenwasser  durch eine Dichtung gedrungen und hat einen Kurzen produziert. Ausbau des Startblocks- das defekte Gerät liegt darüber- und weil das nicht reicht Ausbau des fishfinders- alles bei Schräglage. Fehler gefunden, Verlängerungskabel produziert und angeklemmt mit einer Krimpzange. Ich finde, das hat er super gemacht. Ich bin ja richtig stolz auf ihn! J

Ansonsten haben wir seitdem einen super Segeltag. Alle Klamotten sind wieder trocken, alles aufgeräumt. Business as usual. Und strahlend blauer Himmel (17.30 Uhr local.) Noch 630nm to go.

Tanken am Schlengel in der Marina Denarau

 

Die Regenfront um uns herum und die Blitzableiter am Heck

 

 

 

 

Jürg, du weißt doch noch welches Kabel welches ist, oder?