Ayura 24.06.2011

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Sat 25 Jun 2011 01:55

Sie kommen natürlich nicht mehr. Telefonate. Sie hätten das Teil nicht,(entgegen früheren Aussagen!) es käme mit dem Flugzeug und innerhalb der nächsten Stunde seien sie an Bord. Niente. Wir sitzen und warten. Unser Salon ist mit Einzelteilen belegt, auch im Cockpit steht was herum, so dass unser Bewegungsraum eingeschränkt ist. Und warten fällt mir nun besonders schwer. Als es 17 Uhr ist, wissen wir dass sie definitiv nicht mehr kommen. Kurz danach ein neuer Schreckensruf: Motor aus (war zum Strom laden an ), er bekommt kein Wasser. Peter reinigt die Wasserfilter, sie sitzen voll Algen , Muscheln und in einem ist ein relativ grosser Krebs. Kein Wunder dass sie verstopft sind. Auch das wird erledigt. Gegen 8 Uhr, es ist stockdunkel, ein  neues Abenteuer. Eines der Ausflugsboote ankert uns so dicht auf der Pelle, dass seine Ankerleine fast unter unser Heck kommt. Rufen stört sie nicht die Bohne, sie reagieren nicht. Auch als wir ein Beiboot anhalten, der Fahrer kann englisch, keine Reaktion. Die Capitania versteht nur spanisch. Wir hören aber, dass sie das Schiff, die „Guantanamera“ rufen, aber die sind entweder nicht an Bord oder reagieren einfach nicht. Don`t worry ruft einer und geht weg. Sie sind auch über unsere Heckleine und über die Ankerleine des hinter uns liegenden Trimarans gefahren. Der wird auch keine sehr ruhige Nacht gehabt haben, wenn 50t auf seinen leichten Tri zuzudriften drohten. Kein sehr tolles Gefühl. Das einzige, was Peter machen kann, ist unser Ruder so feststellen, dass wir von dem Schiff eher weg getrieben werden. Wir sind fassungslos ob solcher schlechten Seemannschaft. Peter bleibt dann noch länger auf, um die Sache zu beobachten. Heute Morgen um 6 Uhr verholt die Gunatanamera an einen anderen Platz. Auf Verlangen der Capitania? Und warum nicht gleich?

Hier ist wirklich Tohuwabohu angesagt. Auflandiger Wind und Schwell in einer ansonsten ungeschützten Bucht. In der Bucht liegen heute neben den Segelbooten 2 Dreimaster, ein Frachter, der mit Schuten be- und entladen wird, 17 Tauch- und Ausflugsboote. Sie kommen rein, lassen den Anker beim Reinfahren fallen und drehen erst dann. Ein Gummiboot hilft beim Rumdrehen und dann bringt das Beiboot einen Heckanker aus. Alles mit viel Lärm und Gestank der röhrenden Motoren. Und mehr als einmal gehen diese schweren Boote, die dem Wind viel Angriffsfläche bieten auf Drift. Da sie meist erst in Dunkelheit zurück kommen, sehen sie auch nicht die Bojen der Ankerleinen oder es interessiert sie nicht. Dann werden die Boote be- und entladen mit den Passagieren, d. h. es fahren Gummiboote und Taxis, manche mit Affenzahn, quer durch die Ankerflotte. Unser frisch geputztes Unterwasserschiff bzw. die Wasserlinie sieht wieder aus wie alle anderen: gelblich braun von einem permanenten Dieselfilm auf dem Wasser. Soweit zum Thema: Ökologie von Galapagos. Keiner liegt hier freiwillig so lange. Never ever der Hafen von Ayora again!

9 Uhr neues Telefonat: die Mechaniker seien am Dock. Unser Nachbar „Mary“ sucht noch immer seinen Anker. Ein Mitsegler mit Tauchausrüstung hilft, sie finden ihn nicht. Diesen Taucher bitten wir dann auch unsere Wassereinlässe unter dem Schiff zu reinigen. Eine Flasche Wein wechselt den Besitzer. Aber durch den stb. Wassereinlass kommt immer noch nicht genügend Wasser. Peter versucht mit einer Spirale durchzustossen, ohne Erfolg. Ein Taucher muss her. Wir warten immer noch. Das Dock ist 3 Minuten entfernt. Der diver kommt kurz vor 3 Uhr, um erstmal zu sehen, was er machen soll. Eigentlich will er maniana wiederkommen, aber wir sagen, dann wollten wir eigentlich weg sein. Er kommt dann mit seiner Tauchausrüstung und einem langen Stab und taucht wieder auf wie Neptun mit einem Fisch aufgespiesst auf seinem Werkzeug: ein 17 cm langer Kugelfisch sass in unserm Wassereinlauf! Das kann ja nicht funktionieren. Lange nach 3 Uhr kommen Mechaniker und Elektriker und bauen den Generator wieder zusammen. Die wahrscheinliche Erklärung für die gelbe Flüssigkeit ist auch gefunden. Im Generator befinden sich eingebunden in Harz oder gelben Kunststoff bestimmte Teile, der Generator hat auf stb-Bug nicht genug Kühlwasser bekommen wegen des Fisches und ist heiss gelaufen, dabei ist dann das gelbe Zeug geschmolzen. (Erklärung ist nicht begründbar! die Redaktion) Als alles wieder zusammen gebaut ist, wird nochmals gestartet. Und siehe da, es geht nix. Frust auf den Gesichtern. Da es inzwischen 8 Uhr abends ist, spricht Peter „maniana“, „no hoy“, antwortet der Elektriker. Gottlob ist der Fehler dann schnell gefunden, beim Einbau der Seitenverkleidung hat sich ein Kabel gelöst. Aufatmen.

Der Nachmittag war ziemlich kurzweilig. Kurz vor 15 Uhr rasen diverse Schlauchboote, die grossen, die bis zu 10, 12 Leute transportieren können, alle in eine bestimmte Richtung. Offizielle in aller Culeur. Ein grosser Ausflugskatamaran hat Schlagseite, er neigt sich zu uns. Dann scheint er sich zu stabilisieren, um sich kurze Zeit später auf die andere Seite zu neigen. Die Schlagseite wird immer grösser. Und es dauert keine 5 Minuten und die „San Juan“ ist gesunken! Es ging rasend schnell! Jetzt kommen die Schaulustigen. Schwimmwesten und anderes Gedöns schwimmt auf dem Wasser. Eine Ölsperre wird gelegt (was ein Witz ist hier im Hafen, wo fast permanent ein Ölfilm auf dem Wasser schwimmt) Aber sie legen ein weisses Blinklicht für die Nacht. Heute Morgen kommt Xavier, der Vermittler, und präsentiert eine „outstanding“ Rechnung für die Arbeit am Generator. Man fühlt sich über den Tisch gezogen. Na klar, für sie sind wir reiche Leute und das Leben auf den Galapagos ist teuer! Als i-Tüpfelchen hat Gisela dann noch beim Ankeraufnehmen ein Schiff gerammt. My fault, no comment! Ich ärgere mich selber genug!

Ansonsten war heute ein schöner Segeltag. Vilamil ist ruhiger, sauberer und hat hier nur 3 Ausflugsboote. Die Einfahrt in die Lagune ist etwas kompliziert, nachts möchten wir das nicht machen. Peter hat noch den Öldreck der Wasserlinie geputzt, während ich ihn am Seil führte: „Pratico“ schrie ein Matrose vom Nachbarboot.

 

      

 

 

                                                 

der Übeltäter