Dingys Odyssee - Quepos, CR (deu) 14.5.2012
Andromeda
Michael
Mon 14 May 2012 21:31
Dingy wech!
Quepos CR
14. Mai 2012
(English Version will follow)
Michaels Unternehmergeist laesst sich von so ein paar Regentropfen, Dunkelheit und offiziellen Verboten nicht wirklich beeindrucken.
Im Gegenteil, in Quepos soll's ein paar nette Restaurants geben und im Schutze der Dunkelheit koenne man ja ganz ungestoert an Land gehen.
Wir hatten bei Tage Pangas (kleine Holzmotorboote) gesehen, die entlang des Kais der Marina und dann parallel zur Strassenpromenade anscheinend in einer Fahrrinne bis zur Flussmuendung kamen. Bis zur Flussmuendung wollten wir nicht, weil's da sicher kein oeffentliches Dingy Dock gibt, aber direkt gegenueber der Strassenpromenade ist gleich das Zentrum des Oertchens. Also packten wir trockene Klamotten, Handtuch, ein Flaeschen Suesswasser zum Abduschen und Schuhe in eine wasserdichte Tasche und machten uns auf den Weg. Klappte prima, genleman-maessig setzte Michael mich an der mit Steinen befestigten Boeschung ab und ankerte das Dingy kurz davor in der besagten ausreichend tiefen natuerlichen Fahrrinne und schwamm den Rest. Wir genossen unseren Ausflug, fanden eine Apotheke, konnten etwas frisches Gemuese ergattern und kehrten dann ein in einem einfachen peruanischen Restaurant mit wirklich unerwartet koestlichem Essen. Zum Abschluss waren wir noch auf einen Drink in einer Bar mit dem lustigen Namen Wacko Wahoo. Leider weniger lustiger Besatzung, aber wir amuesierten uns trotzdem und liessen uns von einem sehr gespraechigen (auch deutsch sprechenden!) Ami anlaesslich seines letzten Urlaubstages noch einen weiteren Drink aus sgeben. Dann wurd's aber Zeit fuer die Koje. Der Malecon war recht dunkel, aber wir hatten zum Glueck eine Taschenlampe mitgebracht.
Wir waren mittelmaessig fassungslos, als wir feststellen mussten, dass unser Dingy nicht da zu sein schien, wo wir es gelassen hatten! Wie kommen wir ohne Dingy zum Boot - schwimmen, jetzt im dunkeln... ? Und was wuerden wir in Zukunft ohne Dingy machen? Immer an Land schwimmen? Mit Andromeda dichter bei den Wellen an der Kueste ankern? 1000 Gedanken gingen mir durch den Kopf, und immer wieder, das kann doch nicht wahr sein... Ich fuehlte mich nur in dem Sinne erleichtert, dass das Ganze nicht meine Idee war. Ich hatte sogar noch unser Schloss erwaehnt, mit dem wir Dingy oft abschliessen. Ankernderweise geht sowas natuerlich leider aber nicht. Und Michael hatte auch noch vergessen, den 'Schluessel' vom Motor abzuziehen. Nicht das es viel gebracht haette, wenn jemand ausreichend kriminelle Energie aufbringt. Aber es haette das Ganze auf jeden Fall etwas schwieriger und langatmiger gemacht.
Witzigerweise verspuerte ich auch einen Funken von Abenteuer. Dies kann aber auch mit am Pisco Sour gelegen haben.
Auf jeden Fall haben wir erstmal mit den Leuten vor Ort (3 Trinkkumpels, die angeblich nix gesehen haben, 1 Schwimmer, der angeblich gerade von seinem eigenen Boot kam (was auch durchaus moeglich ist) und noch einem weiteren naechtlichen Spaziergaenger, der meinte, das sowas leider nicht unueblich ist. In der Tag haben eilt den Costaricanern ein Ruf von Klemptomanie voraus. Letzterer machte uns auf eine Polizeistreife aufmerksam, die uns dann auch zur naechsten Wache brachte, damit wir Anzeige erstatten koennen und sich dann auf die Suche machte. So behaupteten sie auf jeden Fall. Bei den Polizisten (sowohl bei denen der Streife als auch der im Buero) grassiert wohl gerade eine Erkaeltung, alle hatten sie schnupfen. Kann aber auch wirklich so bedeutungslos sein wie es sich anhoert. Der Polizist, bzw., als erstes lernten wir, dass die Polizei praeventiv unterwegs ist, seine Division ist die O.I.J., ein investigatives Organ, was ihm dann vielleicht zum OIJ'ler macht. Wie auch immer, er nahm unsere Geschichte auf und gab uns eine Kopie der Anzeige fuer die Versicherung. Viel Hoffnung machte er uns natuerlich nicht.
Auf unsere Frage, ob er 'ne Idee haette, wie wir nun zurueck zu Andromeda kaemen zuckte er mit den Schultern. Rief uns aber ein Taxi, dass uns zur (praeventiven) Polizeistation bei der Marina bringen sollte, die wuessten da besser Bescheid.
Der Taxifahrer (ein ruhiger, zuvorkommender Mann, erst seit wenigen Monaten hier in Quepos) brachte uns aber auf unser Bitten direkt nach Mantencillo, dem Ufer in der Flussmuendung, wo die Wassertaxis ablegen. Netterweise blieb er auch, bis das erste Wassergefaehrt kam. Das war aber nur ein groesseres Metallfloss, dass einen zur anderen Seite des Ufers brachte. Er duerfe auch gar nicht aus der Lagune raus und die anderen wuerden schon schlafen. Er koenne versuchen einen anzurufen und zu wecken. Das war dann doch zu umstaendlich, so baten wir den Taxifahrer, uns zur Marina zu bringen. Inzwischen war's halb zwoelf und Michael argumentierte recht logisch, dass jeder, der uns dor vielleicht haette helfen koennen sicher schon schlief, und die Sicherheitleute uns sicher weder durchlassen wuerden, ganz geschweige einen Transport zu Andromeda organsieren koennten.
So blieb uns nur eine Alternative: Uns um den Zaun rumzuschmuggeln und entlang des recht hellerleuchteten Pfad darauf, am Wachthaeusschen vorbei zur Aussenmauer zu gelangen, und von dort zu schwimmen. Ich schwimme ja wirklich gerne, und dass Wasser ist auch sehr angenehm warm (verrueckt 33Grad!), aber die Aussicht nachts von einer Betonmauer ins Dunkle nass zu springen war trotzdem nicht bsd. lustig. Der nette Taxifahrer wirkte ob der ganzen Geschichte etwas unglaeubig, leuchtete uns aber mit seinen Scheinwerfern den Weg um den Zaun. Er blickte auch recht verdutzt drein als ich beschloss, dass Avocados und Bananen zu viel zusaetzliches Gewicht beim Schwimmen verursachen und sie kurzerhand auf dem Beifahrersitz plazierte.
Am Wachtposten kamen wir unversehrt vorbei - der gute Mann machte gerade ein Nickerchen. Und wir wollten ja auch gar nicht rein, sondern dran vorbei und raus. Die Aussenmauern sind gigantische Betonhalbringe, praktischerweise mit einem begehbaren Vorsprung auf Springfluthoehe. Auf dem konnten wir uns noch weiter Andromeda annaehern, die wir zum Glueck recht nah bei der Marina geankert hatten. Beim Sprung ins dunkle Tief ueberliess ich Michael gerne den Vortritt. War aber tatsaechlich nur halb so schlimm und das Schwimmen war ein Klacks. Nachdem sich mein aufgeregt pochendes Herz wieder beruhigt hatte, konnte ich's sogar einigermassen geniessen. Das Wasser hatte ein besonders hoche Dichte fluoreszierender Algen/Plankton, was auch immmer, auf jeden Fall glitzern die, wenn sich das Wasser bewegt und wir fuehlten uns beide magisch erleuchtet.
Ziemlich k.o. aber gluecklich unversehrt zurueck an Bord einer unversehrten Andromeda zu sein kam uns der ganze Abend irgendwie unwirklich vor.
Am nachsten Morgen nach nur 6 Stunden Schlaf versuchten wir uebers Radionetzwerk der Segler und emails an div. Bekanntschaften in diesem Raum unsere Optionen auszuloten. Der Polizei hatte ich nachts noch 'ne email mit der Seriennr. geschickt und bitte um Hilfe, wo man vielleicht einen schwimmbaren Untersatz, auch gebraucht bekommen koennte. Ein Kayak waere auch eine gute Zwischenloesung. Leider hat das alles nicht so schnell zu einer Loesung gefuehrt. Michael ueberlegte, einen der Fischer/Wassertaxi Menschen herzuwinken und zu bitten, ob er mit uns dass Ufer und den Fluss abklappern koenne, als eins der Pangas uns direkt ansteuerte. Er haette als er heute morgen rausfuhr ein aufblasbares Beiboot gesehen, dass verlassen vor sich hin duempelte - ob das unseres sein koenne...!
Wir konnten es gar nicht glauben, sind aber nur zu gerne mit dem netten Herrn zur Lagune zu fahren um der Tatsache auf den Grund zu gehen.
Und als wir in die Flussmuendung kamen trauten wir unseren Augen nicht - am anderen Ende Ufer erspaehten wir tatsaechlich Dingy! Beim Naeherkommen stellte sich heraus, dass Motor, Tank, die beiden Paddel und auch Michaels heissgeliebten Ecco-Sandalen aus Bad Segeberg (man gut, dass wir bald dort neue kaufen koennen) fehlten. Aber wir waren trotztdem uebergluecklich. Deutlich einfacher einen Aussenbordmotor zu finden als ein Dingy!
Zwei etwas zugekiffte aeltere Damen, die wohl in dem Haeuschen am Wasser wohnten machten darauf aufmerksam, dass sie doch das Boot am Morgen haben rumduempeln sehen und es an ihrem Ufer sicherten. Wir waren etwas irritiert, weil das Dingy ueberhaupt an nichts festgemacht war und ich tat als wuerde ich sie nicht richtig verstehen und bat Jonnie um Hilfe. Sollten wir den dubiosen Gestalten ein Trinkgeld geben? Oder sind die viellecht eh gerade erst aufgewacht...? Zum Glueck hatte ich 'nen kleinen Schein in der Tasche und mit DIngy im Schlepptau ging's zurueck zu Andromeda.
Jhonathan/Jonnie, unser Gluecksbringer brachte uns nicht nur bereitwillig zurueck zu Andromeda sondern boot uns auch an, mit uns in seinem Auto mit einem Motor zu suchen. Er machte auch beim oeffentlichen aber streng bewachten Dock klar, dass wir (ja immer noch ohne offizielle Einreisepapiere) fuer ein paar Stunden mit ihm an Land durften. Als er den Wagen holte machten wir Bekanntschaft mit seinem Vater, der schneller (spanisch) redet als alle Chilenen, die ich je kennen gelernt hatte und uns aufklaerte, dass da wo wir ankerten ein denkbar schlechter Platz sei. Vor vier Monaten wurde Seglern das gesamte Boot ausgeraeumt als die auf 'nem Landgang waren. Es gibt wohl viele Leute hier, die Alkohol und anderen Drogen zugetan sind. Ankern sei besser suedlich vom Mooring Feld, oder direkt an einer der Moorings. Deutlich guenstiger als die Marina (mit 125 Dollar / Tag) und auf jeden Fall sicherer als wo wir waren. Die Info geben wir nur zu gerne an die anderen Cruiser weiter.
Ja, und dann ging alles ganz schnell. Wir fanden tatsaechlich einen geeigneten Motor beim Yamaha Dealer - witzigerweise auch ein 15 PS Yamaha... Und der einzige Bootsmotor in dem Laden. Mir kam schon der Gedanke, ob das nun wirklich Zufall sein kann, oder es nicht vielleicht doch ein abgechartertes Spiel ist... Jonnie erklaerte spaeter aber gerne bereitwillig, dass der Motor schon seit Monaten dort im Laden steht. Nicht gerade ein Schnaeppchen, aber wir waren happy, und da Michael im Herbst eh geplant hatte, unseren alten zu ersetzen war's nicht ganz so schlimm, jetzt schon einen neuen zu haben. Ich die Tatasache genutzt, dass wir Taxiservice an Land und am Dock zu Andromeda haben und bin noch schnell im Supermarkt geflitzt und habe drei Tueten Obst und Gemuese gekauft. Erstaunlich, wie man sich ueber so normale Sachen freuen kann. Wenn man aber alles schwimmenderweise zum Boot, zumindest zum vor den Wellen geankerten Dingy bringen muss, wird sowas einfaches wie Einkaufen ploetzlich zum Erlebnis - und Sachen wie Wassermelonen fast ein Ding der Unmoeglichkeit.
Mit Jonnies und seines Vaters Hilfe brachten wir dann alles vom Auto in deren Panga und von dort zu Andromeda. Wir konnten den beiden gar nicht genug danken und machten nur zu gerne eine kleine Tour durchs Boot und bedankten uns mit ner Erfrischung und nem guten Trinkgeld.
Jonnie strahlte und bat uns, auf der Ruecktour im Dezember auf jeden Fall wieder vorbei zu kommen.
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