Segeln nach Kuba, Marina Cabo de San Antonio, 1.4.2011 (deu)
Andromeda
Michael
Sat 2 Apr 2011 05:13
Marina Cabo de San Antonio, Cuba
1.4.2011
Auf nach Kuba! Ich glaube, ich habe mich bisher noch ueber kein Land so viel informiert wie in diesem Fall.
Dies liegt zum Einen daran, dass Michael so mit anderen Dingen beschaeftigt ist, mir die komplette Organisation ueberlassen hat und Kuba mit ca. 1300km Laenge nicht gerade klein ist.
Zum Anderen auch an seiner besondere Situation.
Extrem neugierig machen Ueberschriften aus Reisefuehrern wie:
"... eine romantische Mischung aus Genie und Chaos, Mythologie und Selbstwiderspruechen."
"Gruen aus Versehen" (durch eine Mischung aus visionaerer gruenen Politik, weit verbreiteter oekonomischer Inkompetenz und einem Schuss roter Brutalitaet)
"Weltmacht aus dem Hinterhof" (zum Thema erfolgreichste Boxnation der letzten zwei Jahrzente)
oder Adjektive wie
grosszuegig und kaempferisch, prinzipientreu und ruiniert, hitskoepfig, barfuss und mitreissend lebendig
und der angeblich kubanische Witz:
Die drei groessten Errungenschaften der kubanischen Revolution?
Bildung, Gesundheit und Sport
Die drei groessten Misserfolge?
Fruehstueck, Mittagessen und Abendessen
Wegen einer dieser Errungenschaften (den besten Aerzten in ganz Suedamerika - und man mags's kaum glauben, wir haben seeehr gute Erfahrungen in Guatemala und Mexiko gemacht!) habe ich auch Tage damit verbracht, eine spezielle OP fuer Michaels Loch im Ohr in La Habana zu organisieren. Hoffen wir, dass es klappt.
Es gibt unendlich viel ueber Kuba zu lesen, aber nun wollen wir selber mal gucken.
Das Wetterfenster war gut, und wir haben fuer die ca. 130 Seemeilen (etwa 240km) 15-20 Stunden eingeplant. Wollten Donnerstag gegen Mittag los aber dann hat doch alles laenger gedauert: Beim Hafenmeister auschecken, eine Stunde auf den Beamten von der Imigration warten, noch mal Proviant holen (haben mangels Gelegenheiten in Kuba den Tag vorher bereits einen Grosseinkauf in Cancun gestartet), Geld wechseln, ein letztes Mal Internet fuer eine Weile, Klar Schiff machen (im wahrsten Sinne des Wortes), etc. ...
Letzendlich haben wir erst um 14.30 Anker gelichtet - und zum Glueck! Denn wir waren mal wieder viel schneller als gedacht.
Zu Beginn brach sich Andromeda bei 20 bis zu 30 Knoten Wind den Weg durch die Wellen. Mit unseren 15 Tonnen sausten wir trotz gerefften Grossegel und Genua die ersten Stunden mit 8-10 Knoten durch den Yucatan Kanal. Mal mit einer Stroemung von 2-3 Knoten, mal gegen die Gegenstroemung.
Dies hat auch eine kleine Herde von Delfinen begeistert. Riesige dunkle Leiber mit runden Nasen tollten im Gegenlicht um unser Heck. Ein faszinierendes Schauspiel. Wir raetseln immer noch, was das fuer eine Art war - in unseren Fischfuehrern sind sie auf jeden Fall nicht gelistet.
Waehrend meiner ersten Nachtwache wurde es dann etwas ruhiger und angenehmer. Abgesehen von ein paar Schiffen, die weit hinter uns unseren Kurs kreuzten und einer dunklen, mondlosen Nacht war nicht viel los. Zum Lesen oder Schreiben wars allerdings immer noch zu schaukelig, sodass ich mich mit einem wunderschoen traurigen Film vergnuegt habe (Seven Pounds (Sieben Pfund auf Deutsch, nehme ich an - sehr empfehlenswert).
In meiner zweiten Nachtwache erspaehte ich dann kurz vor Daemmerungsbeginn das Leuchtfeuer von Cabo des San Antonio.
Als wir die grosse Sandbank weiter noerdlich umfahren mussten hatten wir dann zum Glueck gutes Tageslicht. Der Wind hatte wie angekuendigt ueber die letzten Stunden stark nachgelassen, sodass wir die letzte Stunde motort sind und letzendlich nach 17 Stunden und 110 Seemeilen sicher angekommen sind.
Wir ankerten neben einem Oesterreicher und machten so unsere eigenen Erfahrungen mit dem Einklarieren. Per Dingy haben wir als erstes den Hafenkapitaen und die (wasserscheue und quiekende Aerztin) an Bord geholt. Letztere attestierte uns beste Gesundheit und meinte, Michaels Herz sei stark wie das eines Pferdes. Sie gab uns auch den Tipp, alles Obst und Gemuese in Zellophanfolie einzuwickeln, damit die Herren von der Agrar- und Veterinaerbehoerde nichts zu meckern haben.
Der Naechste Besuch war der ebenfalls extrem freundliche Herr von der Immigrationsbehoerde. Dieser Ruf eilt den Kubanern voraus und kann von uns bisher nur bestaetigt werden. Und einen Sinn von Humor haben sie auch, selbst wenn's um Bush, USA und Castro geht. Als man uns mitteilte, dass wir unsere Uhr nun um zwei Stunden vorstellen muessen, hielten wir es allerdings zunaechst fuer einen Aprilscherz. Wir sind doch nur 240km gen Osten gesegelt - und dann gleich durch zwei Zeitzonen durch...?
Bevor dann die letzten beiden Inspektoren kamen und ihre Pflicht erfuellten hatte wir zum Glueck Zeit fuer Fruehstueck und ein kleines Nickerchen.
Als das letzte Dokument ausgestellt war durften wir dann auch an Land. Ausser einem Hotel in 3km Entfernung gibt's hier allerdings so gut wie nix zu sehen. Also machten wir uns auf den Weg durch die immer noch heisse Nachmittagssonne. Der Spaziergang war sehr nett, aber ein laengerer Aufenthalt lohnt sich nicht. Morgen geht's weiter, zurueck ums Cap und dann in den Sueden nach Maria de la Gorda.
Am Nachmittag traf noch ein dritter Katamaran von der beruehmten Marina Hemmingway in Havanna kommend ein.
Petra und Roland (aus Neumuenster!!!) segeln seit zehn Jahre auf ihrer Avalon. Wir wurden kurzerhand zum Essen eingeladen und verbrachten zusammen mit ihren drei Segelgaesten einen aeusserst unterhaltsamen Abend.
Mehr Info zu den beiden unter www.sy-avalon.de
Ich muss jetzt naemlich zusehen, dass ich in die Koje komme. Ist bereits nach Mitternacht und morgen wird wieder ein langer Segeltag.
Die naechsten Wochen sind wir nur unter unserer sailmail erreichbar!
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