Sonne, Wind und Wellen a.d. Equatorachterautobahn - 10.4.2013, 07:00h (day 3, 400nm SW of Galapagos - 2600nm til waypoint Marquesas)

Andromeda
Michael
Thu 11 Apr 2013 00:16
05:03.998S 094:40.581W
Sun & Wind on the Tradewind Highway
Sonne & Wind a.d. Equatorautobahn -
10.4.2013, 07:00h
Day 3, 400nm SW of Galapagos - 2600nm til waypoint Marquesas

Meine Nachtschicht ist fast rum, und ich komm erst jetzt zum Schreiben. Irgendwie gibt's immer so viel zu tun! Mein Tag begann damit, 38 Squids (Minitintenfische?) einzusammeln. Die Wogen haben sie an Deck gespuelt, und angeblich kann man die wunderbar zu Suppe oder Ahnlichem verwerten. Mir laeuft bei dem Gedanken nicht gerade das Wasser im Mund zusammen, aber Chef Jackie war von der Idee begeistert, also habe ich sie zu seiner weiteren Vewertung im Kuehlschrank verstaut, bevor sie an Deck festrocknen.
Der Kuehlschrank ist immer noch am ueberlaufen. Das Obst und Gemuese vom Markt haben wir je nach Art mit Salzwasser oder Wasserstoff (H2O2) gesaeubert und desinfiziert, und Jackie hat es schoen saeuberlich auf dem hinteren Deck zum Trocknen ausgebreitet. Ich war wohl schon von dem Infekt super muede und mit Papierkram fuer unser naechstes Ziel beschaeftigt, so dass ich es ihm ueberlassen habe - und wir zu spaet bemerkten, dass die schoen harten und gruenen Avocados, Bananen und Platanen in der Sonne braten, und alle am naechsten Tag auf einma reif waren! Nun gibt's Banane satt, im Muesli, als Brot, und vielleicht koche ich auch noch welche ein, damit wir auch noch i.d. 2. und 3. Wochen (laenger brauchen wir hoffentlich nicht!) auch noch was davon haben! Ob man Avocados auch einkochen kann? Ich hab's mal mit trocknen versucht, war aber ein totaler Reinfall...

Wie Seglerfreunde bemerkten, ist meine Nachtschicht eigentlich ein Witz. Sie beginnt im Morgengrauen - und dauert nur 2,5 Stunden. Aber genau deswegen haben wir ja Crew mitgenommen!
Jeder macht nur 2,5 Stunden Nachtschicht, insgesamt von 21.30 - 07:30. Ich bin gerade die Glueckliche, die ganze 7,5 Std. schlafen kann, bis ich dann um 5, kurz vor Morgengrauen aufgeweckt.werde. Was fuer ein Luxus! Alle 4 Tage routieren wir.

Bei dem Geschaukel und Geruckel der letzten Naechte kann man allerdings auch nicht wirklich gut schlafen. Die Luken kann ich nicht aufmachen, weil immer mal wieder eine Welle ueber den Bug spuelt und wir nicht ein weiteres Salzwassermalheur brauchen. So ist die einzige Frischluftzufuhr meine nun offene Tuer. Michael konnte auch nicht gut schlafen, den fand ich heute morgen doesend im Cockpit vor. Er hatte Stevie ins Bett geschickt, weil er eh nicht schlafen konnte, und es manchmal im Cockpit angenehmer ist als in den vorderen Kojen.

Inzwischen haben auch wir festgestellt, dass der Pazifik seinem Namen nicht unbedingt alle Ehre macht. In diversen Blogs habe ich gelesen, dass die meisten hier an Spinnakersegeln und 1-2 Knoten Mitstroemung (oder wie auch immer man das Gegenteil von Gegenstroemung bezeichnen wuerde) denken - und sich dann aber oft genug heraustellt, dass dem gar nicht unbedingt so ist!
Immer wieder kommen Tiefs mit Schauern und Boen von 25-30 Knoten (wir hatten gerade eine ganze Weile 25 Knoten echten Wind, und eben einen recht unruhigen etwas konfusen Wellengang)
Gestern Nachmittag kamen wir in ein riesiges Tieffrontgebiet und es regnete stundenlang, aber der Wind hielt noch eine Weile an. Am Nachmittag machte der dann fuer 2 Stunden Pause, aber seitdem pustet es wieder ordnetlich von OSO und wir sausen ueber die Wellen. Erst noch mit Kurs SWW, aber weil das Michael aufgrund der anderen Wellenrichtung zu schaukelig wurde und wir inzwischen ueber den 5. Breitengrad rueber sind, segeln wir nun immer noch mit Grosssegel und Genoa ziemlich Richtung Westen-Suedwesten.

Als wir gestern das Grosssegel wieder setzten, passierte das naechste Malheur. Damit sich die Reffleinen nicht im Windgenerator verheddern, halten wir ihn an und binden eins der 6 Blaetter mit 'nem Bindfaden fest. Als ich selbiges tun wollte sah ich, dass Stevie den Bindfaden beim letzten Mal nicht gesichert hat, sondern er lose runterhing. Zum Glueck nur runterhing, denn wenn der Wind ihn ergreift fliegt er hoch in die Blaetter vom Windrad und verheddert sich. Ergo mein freundlicher Hinweis, beim naechsten Mal doch bitte drauf zu achten.
Ich hatte gerade den letzten Regenschauer genutzt, dass Deck zu schrubben, damit wir wieder die Wassertanks oeffnen koennen und sie mit dem naechsten Guss fuellen koennen. Als ich mir trockene Klamotten aus meiner Kabine holte, hoerte ich sehr lautes Rufen draussen, was ich nichth genau deuten konnte, denn Wind, Wellen od. unser Kurs schienen okay. Stellt sich heraus, dass Stevie dass mit dem Baenzel schon wieder vergessen hatte, und selbiges einfach loslies, als er den Windgenerator losband. Dieses wickelte sich prompt um eins der Blaetter - und brach es inzwei und ab, und es flog im hohen Bogen ueber Bord! Riesengrosser Aerger. Und wirklich extrem aergerlich, denn bei dem guten Wind den wir haben, beschert uns der Windgenerator ca. 100 Ampere am Tag. Und da es oft bewoelkt zu sein scheint, helfen die Solarpanele nur bedingt. Da ging also ein wirklich essentielles Teil kaputt, und die Aufregung war entsprechend gross.
Mit nur 5 von 6 Blaettern koennen wir es gar nicht gebrauchen. Wenn's etwas ruhiger ist, oder jetzt zumindest bei Tag und ohne Regen, muss jemand hochkrabbeln und versuchen, dass Teil abzumontieren, ohne irgendeine Schraube zu verlieren. Dann koennen wir versuchen, ob es ein Ersatzblatt tut. Angeblich muessen die gegenueberliegenden Blaetter jedoch grammgenau uebereinstimmen, und Michael hat kein neues Set. Und wir haben keine Waage an Bord. Diese, als auch irgendeine andere Methode funktionierten eh nicht bei dem Wellengang.
Wenn also das Ersatzblatt nicht passt, sprich der Generator ungleich laeuft, muessen wir es mit der Alternative versuchen, mit nur 4 Blaettern statt 6. Das sollte problemlos funktionieren, gibt uns aber viel weniger Elektrizitaet.
Wie ihr seht, Langeweile kommt hier nie auf! Aber selbst abgesehen von solchen Malheurs und normalen Reparaturfaellen wuerde es so schon nicht langweilig werden.
Dabei habe ich mehr als genug Sachen, um mich zu beschaeftigen. Neben normalem Haushalt (putzen, kochen, pflegen) hatte ich mich gefreut, Zeit fuer mehr 'private' Beschaeftiung zu haben: hatte mit Gitarrennoten runtergeladen, um weiter Gitarre spielen zu ueben, muss unbedingt unser Logbuch aktualisieren, alle runtergeladene Info v.d. Marquesas lesen, mich bei div. Leuten mal wieder per email melden, und eigentlich wollte ich nun auch mit meinem Buch beginnen, und Seife herstellen, und Zinkkreme, und meine Strandgutschaetze zu Schmuck verarbeiten, und mit meinen Franzoesischstunden anfangen, und, und, und... die Liste ist lang! Aber irgendwie kommt immer wieder was Neues dazu.
Die beiden Belgier sind in Vielem eine grosse Hilfe, aber in diversen Sachen bedeuten extra Leute an Bord eben auch ein zusaetzlicher Aufwand, und das nicht nur, wenn was kaputt geht.

Allem in allem ist die Stimmung an Bord allerdings prima, auch wenn niemand mit mir Karten spielen mag...


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