20. August 2019 – Eine strahlend e Mondnacht

Niki.schmidt.warc
Wed 21 Aug 2019 15:37
49:57.900N 00:50.900W

Zurück in der Marina informieren uns unsere Nachbarn, dass die Zollbehörde da war. Stimmt, wir sind ja wieder in Frankreich... letztes Mal war es in Brest vor 2 Jahren, als 5 bewaffnete Zöllner auf dem Steg neben der Aranui erschienen.

Diesmal haben sie Pech, wir waren nicht da, aber offenbar kommen sie retour.

Wir schlafen herrlich in dieser Nacht, so einfach ohne Wellengang, ohne Wachtablösung etc. Nick macht sich am Morgen auf die Suche nach Französischen Croissants und Baguette. Ich selber versuche am Morgen, da es noch windstill ist, ein paar Dinge an den Segeln zu reparieren. Zuerst hole ich die Genua herunter, verkürze den Knopf, so dass man das Vorliek wieder spannen kann. Das geht viel schneller als ich gemeint habe. Dann flicken wir den Schlitten in der Mastschiene, bei welchem sich die Schraube gelöst hat und ziehen die zwei Reffs um einen Meter nach, damit die sich langsam zeigenden Abwetzerscheinungen etwas verschieben bei den kritischen Punkten der Schot.

Inzwischen kommt ein leichtes Lüftchen auf und schon haben wir zuviel Wind im Segel, um es sauber runterzubringen. Wir müssen behelfsweise ein drittes Reff einziehen, damit die Stagreiter herunterkommen und wir das Segel wieder einpacken können. Schliesslich gelingt das und ... da hat sich doch bei der ganzen Übung ein Knopf gelöst, und zwar ein wichtiger. Es wäre der Knopf gewesen, der das Ende der Grossschot zurückbehalten hätte. Nun ist die Grosschot im Unterdeckkanal verschwunden auf nimmer wiedersehen. Trotzdem, erst gibt es jetzt Frühstück und dann sehen wir weiter. Nach dem Frühstück erfolgen verschiedene Versuche, eine Mausleine einzufedeln, um die Grossschot wieder durchzuziehen, misslingen aber alle. Rainer leiht sich von Bauarbeitern eine feste Kunststoffleine aus, aber auch das hilft nichts.

Jasmin kümmert sich um die Einkaufsliste, da wir die letzten Tage ja mit viel Frischem verbringen wollen.

Da wir wieder e-mail Empfang haben, realisiert sie, dass ihre Abwesenheitsmitteilung nicht funktioniert im mail, was natürlich sehr unerfreulich ist und einige Telefonate und mails nach sich ruft.

Für heute ist Sightseeing angesagt in Cherbourg. Ich warte den ganzen Tag auf der Aranui, um die Zöllner nicht zu verpassen. Abends um 1600 beschliesse ich das Ganze etwas proaktiver anzugehen und begebe mich auf das Marinabüro. Die nette Dame sagt mir, sie wisse nicht ob dies die Zöllner oder die Grenzwacht sei, welche zurückkommen sollten. Aber sie sucht zwei Telefonnummern raus – insgeheim hoffe ich, dass sie gleich selber anruft, aber dem ist nicht so – und ich bereite mich vor, 20 mal verbunden zu werden. In meinem freundlichsten Französisch frage ich um Rat, bei der ersten Dame die abnimmt. Diese sagt ganz einfach: ‘wenn sie nicht zurückkommen, dann können sie einfach wieder gehen!’. So einfach ist das. Gut, dann segeln wir eben wieder los.

Kurz vor dem Nachtessen kommt Rainer, unermüdlich wie er ist, mit einer neuen Art von Elektroeinführkabel und versucht es wieder, die Mausleine einzuführen und tatsächtlich, es gelingt ihm – super!

Wir beschliessen, nochmals in die Stadt zu gehen und essen ein super Curry im Melting Pot, so heisst das Restaurant. Danach gehts zurück auf die Aranui, Wasser füllen, Landstrom einholen, Schlauch einrollen, Leinen kontrollieren und dann legen wir ab. Wir fahren im letzten Licht zum Hafen hinaus Richtung Dover, resp. Ärmelkanal. Laut meinen Berechnunungen müssen wir bei Hochwasser in Dover an der engsten Stelle sein, das sind bis dorthin ca 28h. Schon bald nachdem wir zum Hafen hinausgefahren sind, beginnt der Strom uns mit bis zu 4 Knoten zu schieben. In den ersten 4 Stunden legen wir 40 Knoten zurück, das sind fast 80 km! Unglaublich.

Eine schöne Mondscheinnacht begleitet uns. Es ist kühl, aber fast windstill. Der Motor brummt...