20. August 2019 – Eine strahlend e Mondnacht

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Zurück in der Marina informieren
uns unsere Nachbarn, dass die Zollbehörde da war. Stimmt, wir sind ja wieder in
Frankreich... letztes Mal war es in Brest vor 2 Jahren, als 5 bewaffnete Zöllner
auf dem Steg neben der Aranui erschienen. Diesmal haben sie Pech, wir waren
nicht da, aber offenbar kommen sie retour. Wir schlafen herrlich in dieser
Nacht, so einfach ohne Wellengang, ohne Wachtablösung etc. Nick macht sich am
Morgen auf die Suche nach Französischen Croissants und Baguette. Ich selber
versuche am Morgen, da es noch windstill ist, ein paar Dinge an den Segeln zu
reparieren. Zuerst hole ich die Genua herunter, verkürze den Knopf, so dass man
das Vorliek wieder spannen kann. Das geht viel schneller als ich gemeint habe.
Dann flicken wir den Schlitten in der Mastschiene, bei welchem sich die Schraube
gelöst hat und ziehen die zwei Reffs um einen Meter nach, damit die sich langsam
zeigenden Abwetzerscheinungen etwas verschieben bei den kritischen Punkten der
Schot. Inzwischen kommt ein leichtes
Lüftchen auf und schon haben wir zuviel Wind im Segel, um es sauber
runterzubringen. Wir müssen behelfsweise ein drittes Reff einziehen, damit die
Stagreiter herunterkommen und wir das Segel wieder einpacken können.
Schliesslich gelingt das und ... da hat sich doch bei der ganzen Übung ein Knopf
gelöst, und zwar ein wichtiger. Es wäre der Knopf gewesen, der das Ende der
Grossschot zurückbehalten hätte. Nun ist die Grosschot im Unterdeckkanal
verschwunden auf nimmer wiedersehen. Trotzdem, erst gibt es jetzt Frühstück und
dann sehen wir weiter. Nach dem Frühstück erfolgen verschiedene Versuche, eine
Mausleine einzufedeln, um die Grossschot wieder durchzuziehen, misslingen aber
alle. Rainer leiht sich von Bauarbeitern eine feste Kunststoffleine aus, aber
auch das hilft nichts. Jasmin kümmert sich um die
Einkaufsliste, da wir die letzten Tage ja mit viel Frischem verbringen wollen.
Da wir wieder e-mail Empfang
haben, realisiert sie, dass ihre Abwesenheitsmitteilung nicht funktioniert im
mail, was natürlich sehr unerfreulich ist und einige Telefonate und mails nach
sich ruft. Für heute ist Sightseeing
angesagt in Cherbourg. Ich warte den ganzen Tag auf der Aranui, um die Zöllner
nicht zu verpassen. Abends um 1600 beschliesse ich das Ganze etwas proaktiver
anzugehen und begebe mich auf das Marinabüro. Die nette Dame sagt mir, sie wisse
nicht ob dies die Zöllner oder die Grenzwacht sei, welche zurückkommen sollten.
Aber sie sucht zwei Telefonnummern raus – insgeheim hoffe ich, dass sie gleich
selber anruft, aber dem ist nicht so – und ich bereite mich vor, 20 mal
verbunden zu werden. In meinem freundlichsten Französisch frage ich um Rat, bei
der ersten Dame die abnimmt. Diese sagt ganz einfach: ‘wenn sie nicht
zurückkommen, dann können sie einfach wieder gehen!’. So einfach ist das. Gut,
dann segeln wir eben wieder los. Kurz vor dem Nachtessen kommt
Rainer, unermüdlich wie er ist, mit einer neuen Art von Elektroeinführkabel und
versucht es wieder, die Mausleine einzuführen und tatsächtlich, es gelingt ihm –
super! Wir beschliessen, nochmals in die
Stadt zu gehen und essen ein super Curry im Melting Pot, so heisst das
Restaurant. Danach gehts zurück auf die Aranui, Wasser füllen, Landstrom
einholen, Schlauch einrollen, Leinen kontrollieren und dann legen wir ab. Wir
fahren im letzten Licht zum Hafen hinaus Richtung Dover, resp. Ärmelkanal. Laut
meinen Berechnunungen müssen wir bei Hochwasser in Dover an der engsten Stelle
sein, das sind bis dorthin ca 28h. Schon bald nachdem wir zum Hafen
hinausgefahren sind, beginnt der Strom uns mit bis zu 4 Knoten zu schieben. In
den ersten 4 Stunden legen wir 40 Knoten zurück, das sind fast 80 km!
Unglaublich. Eine schöne Mondscheinnacht
begleitet uns. Es ist kühl, aber fast windstill. Der Motor
brummt... |