8. Juli 2018 – Unterwegs mit vie l Wind und vor allem grossen Wel len

Niki.schmidt.warc
Sun 8 Jul 2018 07:50

19:05.600S 173:37.900E

Man glaubt es kaum, was das Meer so für Wellen produzieren kann. Sie kommen zwischendurch von allen Seiten und man meint wirklich man sei auf einer Achterbahn. Die Aranui ächzt und stöhnt, die Gläser scheppern (obwohl ich doch wirklich überall Halterungen gemacht habe oder Tüchlein eingeklemmt habe), das Trinkwasser und der Diesel in der Bilge glutschern und die Bierbüchsen rollen irgendwo hin und her, das Problem ist nur wo weil es an verschiedenen Orten Büchsen hat – es könnten auch die Colabüchsen sein...

Wir sind den ganzen Tag über mit 7-8 Knoten gesegelt, der Wind war gut, einfach etwas zu stark von Achtern (das bringt Unruhe ins Boot bei Wellengang – man sagt die Aranui geigt) und das Wetter herrlich. Es ist aber nicht mehr so warm wie auch schon. Zwischendurch tragen wir eine Jacke oder einen Pullover, der Wind ist relativ frisch trotz der Sonne. Gestern Nacht hatte ich seit etwa einem Jahr zum ersten Mal wieder die Ölzeughosen an auf meiner Schicht. Es war richtig frisch.

Die Farben im Meer haben heute wieder eine ganze Palette gefüllt. Manchmal war es Azurblau, dann wieder Stahlgrau und um den Mittag rum war das ganze Meer wie flüssiges Silber, es war unglaublich den Wellen zuzuschauen, man hatte richtig das Gefühl, dass sich da ein flüssiges Silbermeer bewegt.

Wir sind gestern gut vorangekommen und haben fast 190 Meilen gemacht. Heute werden es weniger sein, da der Wind am einbrechen ist. Die Vorhersage meint, Motorenwind ab 0300 morgens, was bei diesem Wellengang nicht gerade sehr angenehm sein wird.

Wellengang auf einem Segelschiff macht eigentlich nichts, sofern man Seebeine hat. Aber unsere Crew ist noch jung und hat sich diese noch nicht so angeeignet, mit Ausnahmen. Heute Abend haben aber alle sogar vom Risotto gegessen, wenn auch teils in der Koje liegend. Wenn man nämlich liegt, wird einem weniger schlecht, und wenn man näher am Mittelpunkt des Schiffes liegt, ist das Geschaukel noch weniger schlimm.

Wir haben soeben ausgerefft, nachdem wir den ganzen Tag mit dem dritten Reff gesegelt sind. Der Wind hat auf 18 Knoten abgenommen und wir versuchen noch soviel Weg zum Ziel zu machen wie möglich, bevor der Wind vollkommen einschläft.

Die Nacht ist dunkel und mondlos, die Sterne sind sichtbar, zumindest dort wo es keine Wolken hat. Hoffentlich werden mit dem abnehmenden Wind auch die Wellen zunehmend angenehmer... die Hoffnung stirbt zuletzt. Im Moment knallt die Genua etwa alle 30 Sekunden, was mir nicht gefällt. Das ist immer eine Belastung für Segel und Nähte und Beschläge, aber wenn wir noch mehr anluven segeln wir noch mehr vom Ziel weg... und so werden wir den Rest der Nacht verbringen, mit Optimieren von Weg und Ruhe im Boot bei gleichzeitigem tiefhalten der Belastung für das Material.

 

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