4. Juni 2018 – Es bleibt weiterh in spannend

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Wir verbringen eine ruhige Nacht, der Kiel scheint nach wie vor nicht abgefallen zu sein, wir sind nicht unter gegangen und die einen klagen über «Kopfmüdigkeit». Gestern Abend wurden wir alle auf die Smoke and Roses zu Dans Geburtstag eingeladen. Die Smoke and Roses ist ein angenehm grosser Katamaran aus Florida. Mit einfachen Schritten steigt man auf’s Dach um in die Lazy Bag zu schauen oder man gleitet in sanften Hüpfsprüngen über die beiden Trampolins vorne am Bug (wie heisst eigentlich die Mehrzahl von Bug? Büge?). «Niki, könnten wir auf der Aranui nicht auch so tolle Trampolins installieren? Und wir würden auch gerne so einfach in den Sack reinkucken können, ohne dass uns der Baum gleich mit ins Wasser katapultiert». Die Damen übertreiben es wieder einmal und bis jetzt ist nicht sicher, ob Nikis seltsamen Kopfgefühle von der Geburtstags-Party oder von den Wünschen der Crew herrühren. Aber unsere Aranui ist die Beste und wir wollen sie genau so wie sie ist!
Kurz vor dem Frühstück werden wir von hellen Stimmen rund um die Aranui aus unseren Kajüten gelockt. Eine Familie ist mit ihrem Boot auf Verkaufstour (Tongonesische Variante des Migros-Wagens) und zeigt uns alle ihre handgefertigten Souvenirs. Die Verhandlungen starten und die Waren wechseln die Besitzer. Zwei Limes und eine Kokosnuss erhalten wir im Tausch gegen einen Sack Penne. Unsere Tagesplanung sieht einen Besuch der Swallows Cave vor, eine vom Meer ausgewaschene Höhle direkt an den Lavaklippen. Bald dislozieren wir unter Genua ein paar Buchten weiter um mit dem Rubber Fart die Höhlen erkunden zu können. Sagt mir jetzt nicht, dass Ihr keine Ahnung habt, was ein Rubber Fart ist! Ich musste leider auch feststellen, dass mindestens in der Zentralschweiz – um genauer zu sein im Einzugsgebiet der Stadt Luzern - gewisses Vokabular komplett fehlt. Rubber Fart = Gummifurz = Schlauchboot = Dinghy. (Unsere WARC Testpersonen haben bis jetzt positiv reagiert). Die Bucht, welche für unsere Exkursion als Ausgangslage dienen wird, ist schon von mehreren WARC Schiffen belagert. Sie ist wunderschön und endlich ist das Wasser so klar, dass wir unsere Ankerkette bis zum Meeresgrund verfolgen können. Gut so, man sieht damit auch um welche Korallenblöcke sie sich gerade wieder so schlängelt. Eine kurze Schnorcheltour dient zur Erfrischung und Inspektion der näheren Umgebung um und unterhalb der Aranui. Und dann geht es in unserem Gummifurz im Gleitflug eine gute Seemeile quer durch die Bucht und um die äusserste Landzunge herum. Wir haben den Gewichtstrimm mittlerweile perfektioniert und kommen schon nach den ersten paar Metern ins Gleiten. Ich bin noch nicht schlüssig darüber wie lernfähig wir sind, aber auf alle Fälle taucht kurz nach dem Runden der Landzunge die erste Korallenbank auf und zwar zur Abwechslung wieder einmal genau vor unserer Gummifurznase. Huhuuuu, weg vom Gas und full stop! Es hat gerade noch gereicht und wir vergrössern unseren Abstand zu den Klippen merklich. Nicht mehr ganz so mutig suchen wir den Höhleneingang und werden auch schon bald fündig. Plötzlich öffnet sich ein riesiges Tor mitten in der Lavafelswand, ein imposanter Anblick in dieser wilden Landschaft. Die namensgebenden Schwalben frequentieren ebenfalls zahlreich den Eingang. Plötzlich wird es angenehm still – oder unangenehm still. Unser Aussenborder hat sich wohl bei der flotten Fahrt überhitzt und damit verabschiedet. Aber nicht einfach so, sondern richtig. Die vordere Besatzung des Dinghys ist aber vielmehr vom Höhleneingang als von der misslichen Lage fasziniert, greift unternehmungslustig zu den Rudern und steuert auf die dunkle Wölbung zu. Unser Kapitän findet das ganze nicht ganz so lustig und kümmert sich um unsere Motorisierung. Die Höhle ist gross, hat verschiedene Seitengänge und ein offenes Dach. Dort schauen die Sonne und Palmen herein, ein herrlicher Anblick. Da wir aber trotzdem nicht ganz sicher sind, ob wir den richtigen Eingang getroffen haben, rudern wir wieder hinaus und ein paar Meter weiter Richtung Norden der Klippe entlang. Es hat nun mehr Wind und es wird schnell klar, dass ein Zurückrudern eine Weile dauern dürfte. Da Niki nach wie vor mit motorentechnischen Misserfolgen konfrontiert ist, entschliessen wir uns umzukehren und das Rudern in Angriff zu nehmen. Langsam, langsam schiebt sich unser Gummifurz durchs klare Wasser. Solange nicht mehr Wind aufkommt bleibt es eine Frage der Zeit. Andere Fragen stellen wir uns nicht. Ah ja und genau: das Funkgerät haben wir logischerweise auch nicht dabei. Es wäre ja sowieso zu peinlich sich auf Kanal 72 als «Aranui mobile» zu outen. Die beiden Damen absolvieren ihre Sporteinheit und rudern abwechslungsweise Richtung Aranui, welche nach geraumer Zeit auch wieder in Sicht kommt. Während den Ruderwechseln und den Verschaufpausen wird am Anlasser hantiert was die Schnur hält, aber nichts rührt sich. Anscheinend haben wir bei Cayuse, welche mit Smoke and Roses ebenfalls in der Bucht liegt, allmälich als vermisst gegolten und werden mit dem Feldstecher gesucht. Und auch gefunden. Die beiden Katamarane schauen aus Dinghy-Perspektive noch viel grösser aus (ich möchte schon längst unter einem durchfahren, habe aber ein Verbot erhalten) und kommen auf uns zugefahren. Cayuse ist unser Resque Team und schleppt uns die letzte Viertelmeile zur Aranui zurück. Den Sprung ins kühlende Wasser haben wir uns verdient! Und siehe da, ein letzter Versuch unser Motörchen wieder in Gang zu setzen gelingt auf Anhieb. Eine philosophische Diskussion über Kismet & Co. ersparen wir uns und machen uns schleunigst auf den Weg zurück nach Neiafu. Dort erwartet uns nämlich die nächste Geburtstags-Party... Gastblogerin Susu |