11. August 2019 – ... uf de Rä ge schiint d’Sunne

40:24.800N 24:16.600W Das ist wieder mal so eine Nacht,
wo ich denke, warum mache ich das eigentlich. Es gab nicht viele von diesen
Nächten auf der ganzen Route, aber das ist definitiv eine. Daneben gab es ja
auch ein paar hundert andere... Die See ist aufgewühlt und uns
machen die ganz kurzen Wellen zu schaffen. Die Aranui stampft durch die
aufgewühlte See, es knirscht und ‘chrosed’ im Rumpf und es herrscht gar keine
Freude! Pro Bootslänge sind es ca. 2 Wellen welche etwa 1m hoch sind. Das heisst
Bug und Heck gehen rauf und runter und das Resultat schlägt sich dann eben auf
die Mägen der Crew nieder und auf eine reduzierte Geschwindigkeit. Es sind alle
tapfer am Durchhalten. So geht es bis weit in den Morgen
hinein. Ich werde so ca jede zweite Stunde geweckt, weil es im Saloon – ich
schlafe im Saloon, da man im Vorschiff bis zur Decke angehoben wird im
Sekundentakt – plötzlich strahlend hell ist. Alle Lichter brennen. Ich brauche
eine Weile, bis ich merke warum. Die Bocksprünge, welche die Aranui macht,
schlagen sich auf die Elektronik nieder, unglaublich. Wen man einen Schalter
betätigt, dann gibt dieser ein elektronisches Signal an einen Microswitch
(Relais) weiter, welches dann den Strom für die Lampe einschaltet. Diese
winzigen Schlalter sind mechanisch und die Beschleunigung, welche die Aranui
zurzeit macht, genügt um diese kleinen Microswitches
umzuschalten! Zum Frühstück gibt es wunderbares
Birchermüesli mit frischen Früchten, Haferflocken, Grichischem Youghurt und
gefrorenen Beeren. Wunderbar, für die welche es bereits
vertragen. Ich war viel auf heute Nacht und
versuche am Morgen so gut es geht zu schlafen. So langsam beruhigt sich die See
und irgendwann erwache ich so gegen Mittag und wir segeln auf einem sehr ruhigen
Meer. Mit etwa 10 Knoten Wind sind sind wir am Kreuzen. Die See ist ziemlich
flach und wir kommen gut voran. Wie es so geht, wird man natürlich sofort wieder
etwas unvorsichtig bez. Festhalten und so kommt es, dass ich mit beiden Händen
beladen mit leeren Guezlischachteln, Fläschchen etc. im Niedergang ausrutsche
und mich ein paar Tritte weiter unten wieder aufrapple. Nochmals gut gegangen;
ein paar blau Beulen wird es aber schon hinterlassen. Mein sonstiger
Gesundheitszustand ist so-so la-la. Ich mache immer noch an meiner Sommergrippe
rum (für den eiligen Leser, NICHT Männergrippe), verbringe also den Tag
vorwiegend mit Schlafen. Am frühen Nachmittag backe ich
noch ein Brot. Wie üblich bei diesen Passagen,
kommt man am Anfang kaum voran. Wir sind jetzt erst bei 220 Meilen und haben das
Gefühl schon sehr lange unterwegs zu sein. Das ist immer so, und ich frage mich,
worin hier der psychologische Effekt ruht. Wir alle schlafen heute meistens,
wenn wir keine Wache haben. Das Stugeron zeigt bei fast allen seine Wirkung –
als Schlafmittel. Mittagessen und Nachtessen gehen
etwas unter, weil fast niemand Hunger hat. Wir leben von Früchten, Brot und Käse
und ich von einem Peanutbutter (natürlich, vegetarisch und VEGAN – steht drauf)
Sandwich. Ich denke, diese Unsitte habe ich mir auf dieser Umseglung zugelegt
und ich werde sie hiermit heute auch wieder begraben. Das war somit das letzte
Peanut Butter Sandwich. Trotz Vegan, vegetarisch und super natürlich, war es
nicht so gut – dann lassen wir es doch ganz sein. Es ist jetzt wieder morgens um
0100. Der Wind hat stetig abgenommen, die Wellen ebenfalls und ich habe den
Motor gestartet. Die Segel lass ich oben, wir sind immer noch hart am Wind und
die geben trotz wenig Wind etwas Vorschub. Eine wunderschöne und helle
Mondscheinnacht begleitet uns Richtung
Kanal. |