30. Mai 2019 - und nochmals einer ohne Wind ...

Niki.schmidt.warc
Fri 31 May 2019 00:31

29:31.800N 54:10.100W

Um Mitternacht war dann fertig mit Wind und der Motor musste wieder ran ans Werk. Eine seitliche Dünung lässt die Aranui in der Flaute unter Motor von links nach rechts schaukeln, so ca +-20 Grad, was die Nacht auch nicht besser macht. Es wirft einem in der Koje so richtig hin und her. Das Gute daran ist, haben wir gestern gelernt von Hans, unserem Arzt, dass dies die Mobilität der Gelenke fördert. Man sollte eigentlich diese Schaukelplätze an Rheumakranke verkaufen, damit sie 24h Training bekommen.

Erwachen mit Motorengeräusch, ein wunderbarer Morgen. Hans lässt uns etwas die Monotonie des Motorens vergessen indem er alte Geschichten aus seiner Laufbahn als Teamarzt einer Schweizer Nationalmannschaft erzählt. Spannend, unterhaltend, unglaublich manchmal und wir amüsieren uns köstlich.

Jetzt ist es bereits wieder heiss, 32 Grad unter Deck. Auf Deck im Schatten eher kühl, da sofort der kalte Fahrtwind einem um die Ohren zieht. Ich weiss, das ist bei diesen Temperaturen schwierig zu verstehen, aber es ist wirklich so.

Heute morgen haben wir einen Frachter gekreuzt, d.h. er fuhr ca. 5 Meilen vor uns durch in Richtung Amerika, die Emma. Aber er wollte nicht mit uns sprechen. Wir haben versucht ihn aufzurufen, aber keine Antwort bekommen. Tja, manchmal sind die Frachtercrews sehr gesprächig und interessiert und manchmal ignorieren sie eben die kleinen Segelboote. Die Emma ist so eine!

Gegen Mittag kommt ein Funkspruch über UKW aus dem nichts. Wir sehen absolut kein anderes Schiff weder auf Sicht noch auf dem Kartenplotter. Aranui, Aranui, Aranui, this is Susi...... . wir funken dann mal zurück und ich rufe die Susi ‘irgendwas’ auf. Offenbar auch ein Segelboot, die treiben hier seit 5 Tagen, weil sie Diesel sparen müssen. Das Boot heisst Susi Wong und ist offenbar ziemlich von der Umwelt abgeschnitten. Sie fragen uns nach einem Wetterbericht, welchen wir gerne übermitteln – er ist ja relativ einfach. Wir beschreiben ihm auch die Grib Files, welche wir haben, damit er sich ein Bild machen kann, wo der Wind kommen könnte. Ich frage ihn dann noch, ob er genügend Wasser hätte, was er bejaht. Auf dem AIS können wir ihn nicht sehen, weil es defekt ist. Hans und ich versuchen uns vorzustellen was das für ein Boot und was für eine Crew sein könnte...

So langsam, gegen heute Nacht oder morgen früh beginnen wir nach Osten abzubiegen. Wir müssen ja schliesslich irgendwie diese 28 Grad nach Westen segeln (hoffentlich)! Das sind immerhin 8% des Erdumfanges...

Es ist spiegelglatt am Nachmittag und wir beschliessen jetzt bereits auf Kurs 50 Grad zu gehen, also abzuzweigen. Immerhin machen wir dann mit jeder gefahrenen Meile wieder etwas Kurs Ost gut. Und so wie es jetzt aussieht, wird der Wind in den nächsten Stunden sowieso noch nicht kommen.

Und es bleibt spiegelglatt...

Andreas macht einen Brotteig mit dunklem Mehl und Barbara zaubert einen Brotring mit Füllung aus dem Ofen: Gewürze, Mozarella, Ei. Es schmeckt wunderbar. Zum Dessert, mit dem gleichen Brotteig gemacht, gibt es noch Apfelküchlein. Ein wahres Festessen. Wir werden kulinarisch also wirklich verwöhnt, vor allem mit viel Abwechslung. Ein Hoch auf die Köche und vorallem auf die Köchin!

Ein wolkenloser Sonnenuntergang begleitet uns in die Nacht hinein. Dann kommen aber schon bald mal Wolken von hinten aufgezogen, vielleicht bringen die ja etwas Wind mit sich.