25. Mai 2019 - Segeln im herrlichen Ost-Passat

Niki.schmidt.warc
Sun 26 May 2019 05:12

15:52.400N 60:45.500W

Mit einem wunderschönen Passatwind gleiten wir gegen Norden. Heute ist es wieder einmal ‘Segeln vom Schönsten’. Der Wind ist sehr konstant mit 10 und 15 Knoten und hat uns schnell vorwärts gebracht. Mit diesen Winden ist es herrlich, mit einer X-Yacht zu segeln. Man merkt wie leicht die 16 Tonnen sind und wie agil das Boot sich verhält, trotz der Wellen.

Generell führt unser Kurs nach wie vor nach Norden. Wir haben nachts immer noch ein Reff eingebunden, da uns die gestrigen Squalls etwas zur Vorsicht abgemahnt haben.

Am Morgen habe ich versucht, Wasser zu machen und siehe da ‘System Blocked’. Dann blinken alle 4 Bedienungsknöpfe so richtig schön blau und leuchten einem entgegen ‘wir wollen nicht mehr’... Normalerweise ist diese Situation mit zweimaligem Neustart schnell behoben, aber diesmal will er nicht anlaufen. Das ist eine ganz unschöne Situation. Wenn wir kein Wasser machen können, resp. nicht mehr entsalzen könnten, müssten wir sofort das noch existierende Wasser als Trinkwasser rationieren. Wir haben noch etwa 400 L in den Tanks. Wir haben zur Not noch einen handbetriebenen Entsalzer, welcher aber pro Stunde nur 4 L Wasser liefert. Da wäre dann also jemand immer am Pumpen (was eigentlich gutes Armtraining wäre). Wasser wird entsalzt indem es unter hohem Druck durch eine Membrane gepresst wird. Diese lässt das Wasser durch, aber nicht die Salzkristalle. Mit 10% des sauberen Wassers werde die Salzkristalle dann wieder von der Membrane abgewaschen und neues Wasser wird in die Membrane hineingedrückt.

Ich nehme also das Manual raus, was ich ja sehr selten mache. Ich bin immer noch überzeugt, wenn ein Gerät für die allgemeine Bevölkerung auf den Markt gebracht wird, muss es so einfach zu bedienen sein, so dass man nicht erst nachlesen muss, was zu tun ist. Aber eben, in diesem Fall komme ich nicht darum herum. Ich gehe also zum Trouble Shooting Teil und siehe da, ein bekannter Fehler. Nach einer halben Stunde Schweiss, wegen der Hitze, oder vielleicht auch Angstschweiss (Wasser ist doch relativ wichtig auf so einer Überfahrt), gelingt es mir tatsächlich diese Deutsche Qualitätsmaschine wieder zum laufen zu überreden und der feine Strahl sauberen und entsalzten (und entmineralisierten) Wassers fliess wieder ins Lavabo. Ein kurzer Fingertest, of das Salz wirklich weg ist überzeugt! Geschafft und damit darf ich den Schlalter umlegen, und das entsalzte Wasser fliesst wieder in den Tank.

Andreas liegt auf dem Achterdeck hinter den zwei Steuerrädern und plötzlich tropft es ihm auf den Kopf. Damit beginnt unsere Tomten- und Gemüseuntersuchungsaktion. Nachdem die Tomaten gestern noch grün waren, sind die meisten heute bereits rot und die ersten beginnen zu faulen. Unglaublich! Wir beschliessen, die meisten Tomaten in den Kochtopf wandern zu lassen. Barbara schneidet alle fein säuberlich und kocht sie mit Knoblauch und Zwiebeln. Dann werden sie in Konfigläser abgefüllt. Somit sind wieder mal 8 Essen vorgekocht.

Den Früchten geht es etwas besser, aber auch diese sind im Schnellzugsreifeprozess. Wir essen also soviel wir können. Frische Mangos, Ananas, karibische Aprikosen (die haben zwei Steine?) und karibische Äpfel: das sind so ganz glänzige, pink-weisse keine Früchtchen die wunderbar schmecken.

Morgen ist Sonntag und Andreas backt einen Zopf. Gegen das Versprechen, schon heute den Anschnitt zum Probieren zu bekommen, gehe ich nach dem Nachtessen runter zum zöpfeln : - ).

Das Wetter zeigt sich etwas von der besseren Seite, sogar die Sonne scheint wieder etwas durch die Wolkendecke und sobald die Sonnenstrahlen durchkommen wird es wieder tropisch heiss (im Gegensatz zum Warm von gestern). Generell ist es grau in grau, aber abends sehen wir in der grauen Suppe doch tatsächlich die Sonne, wie sie gerade über dem Horizont (der auch grau ist) ins Meer sinkt. Ein schönes Bild. Um 1900 ist es dunkel. Wir haben beschlossen, dass wir versuchen werden, noch bei Tageslicht zu essen. Es gibt Risotto mit Tomaten (was denn sonst) und Tomaten/Apfelsalat.

Schon bald mal gehen die Sterne am Himmel auf. Es hat noch ein paar Wolken aber dreiviertel des Himmels ist offen. Wenn der Wind so weiter bleibt, steht uns eine wunderschöne Nacht bevor. Es ist jetzt 0200 und wir haben immer noch 10 Knoten Wind. Laut Wetterbericht sollte der noch bis am Montagabend bleiben und dann langsam zurückgehen. Ab dann gilt es wohl wieder mal, das Yanmarsegel aufzuziehen (Yanmar hat 80 Pferde und ‘säuft’ Diesel).

Im Moment geniesse ich den Sternenhimmel und die laue schöne Nacht. Leider sehe ich das Kreuz des Südens nicht mehr. Es hat mich doch die grösste Zeit meiner Weltumseglung begleitet (auf der südlichen Hemisphäre) und es mutet etwas fremd an, dass es weg ist.