Re: R11. Juni 2019 – Wir haben e s geschafft: Ponta Delagda auf d en Azoren

10. August 2019 – Ein grauer und
teils regnerischer Start Richtung Mainland Europa 37:11.100N 24:43.900W Rainer versucht mich um 0300
vergeblich anzurufen. Sein Flieger hatte mehrere Stunden Verspätung und ich war
offebar im Tiefschlaf, nachdem ich mich gestern abend mit kratzendem Hals und
Husten nicht sehr gut gefühlt hatte. So um 0320 erwache ich per Zufall
und als ich ihn anrufe ist er offenbar verzweifelt auf der Suche nach einer
Möglichkeit um auf den Ponton zu kommen, ohne Gästekarte. Wir erlösen ihn mit
einem Batch. Wir, d.h. Jasmin und Nick (der schon mal 4 Wochen auf dem Schiff
war in Vanuatu) und ich. Morgens um 0700 läutet der Wecker
und es regnet in Strömen. Der Himmel ist grau und es ist wirklich nicht das
Wetter, welches man sich wünscht um einen solchen Trip zu starten. Wir wollen ja
retour zum Festland Europa mit dem Ziel Amsterdam. Sebastian, unser Wetterguru
hat heute morgen noch den Wetterbereicht, resp. das Routing geschickt und so wie
es aussieht, werden wir erst mal Gegenwind haben. Im Verlauf der Fahrt, vor
allem im Englischen Kanal, erwartet uns dann auch stümische See mit viel Wind.
Wir werden also vermutlich nicht darum herumkommen, noch den einen oder anderen
Nothafen anzulaufen (Die Häfen im Norden Europas, welche immer und bei ‘jedem’
Wind und Wetter / Tide angelaufen werden können, heissten
Nothäfen. Um 1015 starten wir von Punta
Delgada Richtung Osten, und segeln gemütlich der Südküste der Insel entlang. Der
Wind zwingt uns leider noch mehr südlich zu laufen und im Moment liegt eher die
Westliche Sahara an, als der Englische Kanal. Es ist frisch, wir haben alle
lange Hosen, Pullover und Jacken an. Wir laufen hart am Wind so zwischen 5.5 und
6 Knoten, haben 2 Reffs im Gross und die volle Genua ausgerollt. Mittagessen für die, die sich gut
fühlen, Käse, Salami, Rüebli und Brot – und für die anderen eben nur Rüebli und
Brot. Aber es halten sich trotz etwas Wellengang alle Crewmitglieder ziemlich
gut. Der Aranui geht es nach dieser
Pause wieder gut. Wir haben sie eigentlich im tadellosen Zustand angetroffen:
Der einzige Schreck war, dass der Wassermacher immer noch nicht funktionierte,
aber nachdem der Techniker dann gestern nochmals da war und sogar am Schluss
zugegeben hatte, dass er einen Programmierfehler gemacht hat, war auch dieses
Problem gelöst. Am Nachmittag beschliesse ich noch, den Geschwindigkeitsgeber
(ein ganz kleines Rädchen under dem Schiff) zu reinigen. Dazu zieht man diesen
Geber aus der Schale raus und das Wasser spritzt rein (vorne vor dem Kiel). Mit
einem Stopfen verschliesst man das Loch blitzschnell wieder (oder einfach so
schnell wie umgekehrt proportional zur Putzlust). Das Rädchen ist fast nicht
mehr sichtbar vor Schlamm und Krustentierchen, welche sich dort abgelagert haben
und erst Einlegen im Essigwasser und abkratzen mit einem Schraubenzieher bringen
das Ding wieder zum Drehen. Das Unterwasser ist allerdings
auch nicht rosig, es hat schon etwas Schlamm dran und vermutlich auch ein paar
Muscheln. Ich habe das Gefühl, dass wir nicht so schön dahingleiten wir sonst,
vermutlich einen halben Knoten weniger.... Zum Nachtessen koche ich Pasta
mit Tomatensauce, wobei die nicht so viel Anklang finden.... Das Wetter ist
miserabel, die Wellen relativ unangenehm und dazu regnet es noch. Das einzig
Positive an der Sache ist der Wind, der ist immer bei 4 bis 5 Bft.
Um 2110 ist es stockdunkel. Das
macht es aber nicht besser bez. Regen und Wellen. Wir kämpfen uns durch die
Nacht und können leider den Kurs nicht halten Richtung Kanal. Wir fahren zu
stark nördlich. In zwei Tagen sollte der Wind drehen und wir kommen dann in ein
Tief hinein, welches uns mit schönem achterlichen Wind in Richtung der
Französischen Küste bringen sollte. Jetzt ist es 0030 und der Wind
dreht immer mehr Richtung Norden. Als ich schlafen ging waren wir bei Wind aus
Osten, jetzt kommt er nur noch aus 65 Grad. Als Barfussroutensegler ist man sich
solches Wetter schon nicht mehr so gewohnt. Wir waren auf der ganzen
Weltumseglung wirklich verwöhnt mit dem Wetter (bis auf die paar
Flauten). |