10. Jan. 18 - Tag 5 – Gennaker segeln
11:55.500N 73:06.800W Kurz bevor ich mich um 0200 in meine Koje lege, geht der Mond noch auf. Zuerst ein ganz kleines Licht und dann steigt er langsam über den Horizont. Interessant ist, dass der Mond hier, wenn er zu und ab nimmt, dies waagrecht tut. Es ist also nicht eine stehende Sichel wie bei uns, sondern eine liegende Sichel, die eher wie eine Schale aussieht. Heute Nacht ist die Schale aus purem Gold. Ein unglaubliches Schauspiel, welches da vor sich geht. Aber dann geh ich schlafen. Der Kurs ist gut, der Wind auch und heute schlafen wir glaube ich alle richtig gut. Kurz nachdem ich im Bett bin, werde ich geweckt, weil ein 300m langes und 52m breites Frachtschiff genau Kurs auf uns zu nimmt. Tja, dem müssen wir wohl oder übel weichen, der ist glaube ich wirklich stärker. Wir fallen noch etwas ab und dann fällt der Frachter tatsächlich auch ab. Super, also los ins Bett. Morgens um 6 bin ich wieder dran – das ist eine schöne Zeit weil so gegen 0630 fängt es an zu tagen. Man kann einfach aufs Meer rausschauen und sich einen Film eines Naturschauspiels reinziehen – so quasi abonniertes Netflix – eine richtige Serie morgens und abends. Wir sind gerade bei der Halbinsel angekommen, auf welcher die Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela verläuft. Wir segeln ca 10 sm nördlich davon durch. Nachdem alle aufgestanden sind, starte ich den Generator, da wir mit den Batterien bereits auf 75% unten sind. Der läuft wie ein Örgelchen, leider aber nur 30 Minuten, dann steht er still..... Hmmmm, erst mal frühstücken. Dann Diesel in den Tagestank pumpen, der ist nur noch bei einem Drittel, sollte aber eigentlich nicht das Problem sein. Nachdem Markus trotz seiner Grippe den Motor inspitziert hat, versuchen wir ihn wieder zu starten und tatsächlich, er läuft wieder (für eine Stunde.... dann wieder das Gleiche). Dann fängt der Wind an nachzulassen und wir werden langsamer. Die Sonne scheint, es ist heiss und feucht und wir versuchen die Schattenplätzchen auszunützen. Gegen Mittag ist der Wind so zusammengebrochen, dass wir beschliessen den Gennaker zu setzen. Thomas, Rita und ich. Markus ist leider krank und mit Grippe in seiner Koje. Er kommt gelegentlich kurz rauf z.B. zum Fruchtsalat Essen. Sobald der Gennaker steht, geht es wieder flott voran. Wir segeln zwischen 7 und 8 Knoten, obwohl es sehr wenig Wind hat. Nach etwa 2 h ist die Pracht aber vorbei, weil der Wind auffrischt. Bei 16 Knoten haben wir definiert, den Gennaker runter zu nehmen (wir sind ja nur zu zweit an Deck), ansonsten wird es dann plötzlich schwierig, den Bergeschlauch runterzuziehen. Das Manöver klappt bestens und bald sind wir wieder mit Genua und Gross direkt Richtung Ziel unterwegs. Es wird Abend, eine der schönsten Zeiten auf dem Meer. Es ist nicht mehr ganz so heiss und das Licht ist unglaublich schön. Der Wind natürlich auch. Wir haben nocht etwa 90 Meilen bis nach Santa Marta. Wenn es so weitergeht, sind wir frühmorgens dort. Jeden Morgen um 0900 und am Abend um 1800 gibt es eine Funkrunde, bei welcher Positionen, Windverhältnisse, Notfälle und sonstige vorallem auch unwichtige Dinge ausgetauscht werden. Z.B. wie gross all die Fische waren, die gefangen wurden. Ich nerve mich etwas, weil je nachdem, wer diese jeweils leitet, unglaublich viel Zeit benötigt wird für unnütze Dinge und für Administratives, weil die meisten keine Ahnung haben vom Funken. Eigentlich habe ich keine Lust jeden Tage 90 Minuten am Funk zu verbringen... werden sehen wie wir das lösen können. Zum Nachtessen gibt es Resten und das letzte Fleisch, aber eigentlich ein Festmal. Wir geniessen den Sonnenuntergang bei Wein und Bier und müssen leider mitansehen, dass der Wind etwas dreht. D.h. wir müssen Anluven und wir können nicht mehr direkt auf Santa Marta zufahren. Also heute nacht oder frühmorgens gibt es nochmals eine Halse. Thomas und ich teilen uns die Wache durch die Nacht und Rita übernimmt dann die Morgenwache, sobald es hell wird. Markus ist ziemlich krank und wird jetzt mal durchschlafen. Gute Nacht!
|