28. Mai 2019 - Regen, Delphine und sogar Wind gegen den Abend
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25:25.900N 59:32.880W Heute morgen bin ich bei
Sonnenschein mit ein paar Wolken erwacht. Es ist heiss bei mir vorne. In der
zweiten Nachthälfte hatten wir eine etwas ulkige Wellensituation mit zwei sich
überlagernden Wellen oder einer Strömung, welche nicht ganz ins Bild passten.
Auf jeden Fall fühlte es sich in meiner Koje an wie in einer Waschmaschine
obwohl es draussen kein Wind hatte. Deshalb musste ich auch das Luk schliessen,
welches jetzt seit zwei Tagen offen stand. Der Bug tauchte immer wieder tief ein
– Spritzgefahr! Andreas versucht sich wiederum
beim Fischen. Der erste grosse Köder wird abgebissen und hat leider kein Petri
Heil gebracht. Jetzt ist der kleinere Köder dran. Ich spleisse ein paar
Augen/Ösen ein, damit wir die Leinen an Deck sauber führen können (ich weiss,
hätte man schon lange machen müssen, aber eben, auf einem Schiff gibt es immer
etwas zu tun...). Plötzlicht sieht Hans zwei
Delphine, es sind ganz kleine Exemplare. Und innerhalb von ein paar Minuten
sehen wir eine Schule von mindestens 15 Tieren. Sie schwimmen nicht nur, nein
sie machen wirklich hohe Sprünge. Das habe ich noch nie gesehen auf meiner
ganzen Reise. Unglaublich, wie wendig die Tiere sind und was für eine
Sprungkraft sie haben. Das Wasser ist glatt und umso mehr sieht man die
Perfektion dieser Jumps. Nach ein paar Minuten ist das Gastspiel zu Ende und sie
verabschieden sich. Dann wird es eher dunkel. Vor
uns, links und rechts sehen wir Regen. Es sind diese flachliegenden nach unten
abgeschnittenen Wolken, man sieht ‘Regenfäden’ welche nach unten hangen.
Vielleicht gelingt es uns, dazwischen durchzusegeln.. Aber wie das so ist trifft
es uns voll. Plötzlich giesste es wie aus Kübeln für ca. eine Stunde. Es ist
alles nass im Cockpit und wir essen unten im Saloon! Das gibt’s ganz selten.
Andreas verwöhnt uns mit seinem Mango Curry, welches excellent schmeckt (sogar
ohne Fleisch – Anmerkung eines Fleischianers an einen
Ex-Vegetarier). Der Regen bleibt, es is feucht
draussen, aber es kommt ein wenig Wind auf. Gerade hat Hans den Motor abgestellt
und ist mit 5.6 Knoten am Segeln. Das ist sicher nicht berauschend, aber wir
sind darüber unglaublich glücklich und hoffen das es so bleibt. Man setzt den
Standard so: Wir haben noch für 800 Meilen Diesel, müssen aber noch 1900 Meilen
vorankommen und wurden von unserem Wetterbegleiter Sebastian heute informiert,
dass ‘gar nicht viel Wind in Sicht ist’ bis auf die Azoren... da beginnt man
sich eben mit wenig zufrieden zu geben. Der Motor ist aus und das gibt mir die
Gelegenheit einen Motorencheck zu machen; ÖL, Kühlwasser, Keilriemen etc. – und
dann hoffen wir, dass uns der eiserne Gustav nicht im Stich lassen
wird. Über den Nachmittag hinweg segeln
wir streckenweise und motoren dann wieder eine halbe Stunde. Der Wind ist sehr
wechselhaft. Allerdings seit etwa 1700 haben wir konstante 7-9 Knoten Wind was
uns erlaubt zwischen 5 und 6 Knoten Fahrt zu machen. Es regnet immer mal wieder und
wir sehen es eigentlich nur noch auf dem Radar oder dem AIS, falls sich ein Boot
nähern sollte. Manchmal sind die Wolken so tief, resp. die Regenschauer so
dicht, dass es aussieht wie wenn eine graue Wand vor uns stehen würde.
Inzwischen ist es dunkel geworden. Es ist kühl und wir tragen langärmlig... Den
Spritzschutz haben wir heute auch montiert, da es nicht die letzte Regenschauer
sein wird, welche durchzieht. Heute gibts ein Walliser Znacht
mit frischem Brot und Käse. Es ist jetzt 0020 und wir sind
immer noch am Motoren. Die Segel stehen und unterstützen uns ein ganz kleines
Bisschen. Das Meer ist spiegelglatt im Vergleich zur letzten Nacht. Die Wellen
sind weg und wenn man mit der Taschenlampe auf die Wasseroberfläche leuchtet,
reflektiert das Licht wie auf Öl. Zwischendurch schwimmen die kleinen
Algenteilchen vorbei, das Saragossagras. Es riecht nach Nebel in der Luft. Wir
fahren Kurs 30 Grad N. |