R11. Juni 2019 – Wir haben es ge schafft: Ponta Delagda auf den A zoren

37:44.285N 25:39.938W Als ich nachts auf meine Wache
gehe ist der Sternenhimmel vor mir absolut klar, aber dunkel. Ich sehe die 100
Milliarden Sterne, und vor mir eine riesige schwarze Wolkenfront. Es sieht so
aus wie wenn San Miguel gerade mal schlechtes Wetter hat... Die Wolken hangen bis wenig übers
Meer runter und der untere Rand bildet fast eine Linie. Das ist ein Zeichen für
Regen. Wir haben heute wieder mal die Sprayhood oben, weil es nachts wirklich
kälter geworden ist (Faserpelz, Daunenjacke, dicke Socken und lange Hosen...).
Und so kommt es dann auch bald schon. Es regnet leicht, eigentlich hätte ich
einen richtigen Platzregen erwartet, aber ich glaube wir werden davon verschont
bleiben. Der Wind nimmt zu, und also ich an Andreas übergebe, denke ich, dass er
bald mal zumindest die Genua setzten kann (was dann auch
geschah). Am Morgen weckt mich der Duft von
frischen Pancakes. Das Mehl ist noch ein Überbleibsel von den Amerikanischen
Zeiten an Bord (man erinnere sich an Konfitüre mit Peanutbutter). Mike hat das
mal in Kapstadt angeschafft und Barbara hat dieses nun zu den letzten Pancakes
verarbeitet. Dazu frische! Äpfel mit Bromberen und Kirschen aus den Gefrierer.
Ein wunderbarer Tagesanfang, leider unter stark bewölktem Himmel. Mit dem Wind gehts dann eher
bergab. Wir müssen bald mal die Segel streichen und sind wieder unter Motor. So
wie es jetzt aussieht, reicht der Diesel gut und wir fahren mit einer etwas
höheren Tourenzahl. Wir möchten ja gerne noch vor der Dunkelheit ankommen.
Plötzlich sehen wir Wale vor uns.
Wir fahren langsam auf sie zu und bleiben im Abstand von etwa 100 m stehen. Die
kümmern sich nicht im geringsten um uns, sondern gleiten ruhig durchs Wasser.
Gerne hätten wir natürlich, dass einer springt, aber wie das so ist... (sie
springen natürlich nicht). Wir folgen ihnen etwas, merken aber bald mal, dass
sie uns eher ausweichen. Die sind also nicht so zutraulich wie die Haiwale auf
St. Helena. Dann lassen wir sie in Ruhe und drehen wieder auf unseren
ursprünglichen Kurs Richtung Ponta Delgada. Und wieder, wie seit 5 Tagen
schon, sehen wir diese Quallen schwimmen. Und es sind Tausende, ja Millionen.
Wir wissen inzwischen auch, dass es nicht einfach so schöne Tierchen sind,
sondern es sind Portugiesische Galeren, eine der sehr giftigen und gefährlichen
Quallen. Auf Englisch nennt man sie auch Terrorquallen. Schwimmen wäre hier
absolut unmöglich. Gegen Abend haben wir das
westliche Kap von San Miguel quearab und haben noch ca 8 Meilen vor uns. Wir
beschleunigen nochmals etwas. Grade mit der Dämmerung kommen wir an. Kaum sind
die Leinen fest, ist es Dunkel. 2700 Seemeilen sind wir gesegelt und
gemotort.. Da wir ja aus der Karibik kommen,
müssenm wir zuerst an den Zoll und Immigrationssteg. Wir sind abgeschottet vom
Rest der Insel durch einen hohen Stahlzaun. Auf der anderen Seite flanieren die
Leute und geniessen den lauen Abend. Wir hingegen sitzen wortwörtlich auf dem
Trockenen. Eine Dieseltankstelle hat es zwar, aber keinen Wasseranschluss, jetzt
aber Champagner, Wein..... Am nächsten Morgen ist es dann
soweit, wir können einklarieren und sind nur wieder offiziell in der EU. Die
Zöllner lassen sich allerdings nirgends sehen und deshalb muss ich später noch
einen Gang in die Stadt machen um ein offizielles Entry-Dokument zu erhalten,
mit einem Zollstempel der Azoren. Ponta Delgada ist ein sehr
schönes kleines Städtchen mit wunderschönen Häusern, Gassen, Plätzen und gutem
Essen (Salat....). Die nächsten zwei Tage verbringen
wir mit Inselbesuchen und mit Instandsstellungsarbeiten auf der Aranui. Es gibt
wieder mal viel zu tun, da die Aranui in Amsterdam ja verkauft wird. Deshalb
fallen viele kleine Arbeiten an, wie z.B. polieren der Armaturen. Die sehen
katastrophal aus, zerfressen vom Salzwasser.... und siehe da, was fast an ein
Wunder grenzt, nach extensivem Schruppen und Polieren – wie neu! Ich rüste die
Gasanalge wieder um auf ‘nur Butan’ Gas, etc. etc. Gut befestigt, mit vielen Fendern und Leinen, Doppelleinen lassen wir die Aranui im Hafen von Ponta Delgada. In sieben Wochen sind wir zurück, zur letzten Etappe (10. August geht es wieder los). |