26. August 2018 - Endlich wieder Wind.... 12.4 Knoten auf dem Speedometer!
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10:56.800S 134:16.900E Um 0230 werde ich geweckt. Ani und Peter haben vermutlich die Zeit vergessen, was ja verständlich ist, lebt der eine Bruder in der Schweiz und der andere in Australien. Wenn man da wieder mal zusammen ist, gibt es viel zu diskutieren, aber irgendwann kommt dann die Müdigkeit doch... Wir sind immer noch am Motoren, der eiserne Gustav gurgelt kontinuierlich vor sich hin. Mit 6.5 Knoten nähern wir uns Darwin. Die Dämmerung kommt ganz langsam und man möchte sagen leise, wenn da der Motor nicht wäre, und bald mal verschwinden die Sterne am Himmel. Es wird etwas heller hinter uns, im Osten, und dann kommt die Sonne über den Horizont. Das wir wieder ein heisser Tag. Wir sind jetzt etwa 10 Grad nördlicher (also näher am Äquator) und der Unterschied zwischen Mackay und hier ist wirklich extrem. In Mackay, fröstelnde Kälte am Morgen und nur an der Sonne während dem Tag etwas wärmer und hier sind wir wieder voll im tropischen Klima. Es ist heiss und die Sonne beginnt schon morgens um 9 h auf uns niederzubrennen. Es ist so feucht, dass sich Tropfen am Grossbaum ansammeln. Das Wasser wird vom Salz welches am Baum klebt richtiggehend aus der Luft aufgesogen. Es ist wieder alles klebrig und auch wenn die Luken teilweise offen sind, bleibt es auch unten feucht. Ich habe am Kartentisch den Ventilator wieder auf Dauerbetrieb genommen, ich glaub zum letzten Mal im Einsatz war dieser vor ein paar Monaten..... Ein leichtes Lüftchen von 6-8 Knoten weht, leider direkt von hinten. Die Wellen sind kurz und stroppig. Die Aranui bockt hin und her, nach vorne und nach hinten. Es ist unangenehm, vor allem für die welche versuchen zu schlafen. Gegen Mittag mach Ani Couscoussalat. Wir haben noch eine Rande gefunden und aus dem Eingemachten gibt es Peperoni und Cherrytomaten dazu. Und dann plötzlich frischt der Wind leicht auf. Es hat 12 Knoten und er hat Richtung SE gedreht. Zeit die Segel zu setzten – endlich wieder. Die ersten paar Stunden mühen wir uns ab um die Aranui auf Trab zu halten und um überhaupt einigermassen vorwärts zu kommen. Unter vollem Gross und Code 0 laufen wir 6-7 Knoten trotz der Wellen und glücklicherweise haben die Segel aufgehört zu schlagen. Dann nimmt der Wind zu und gegen Abend rauschen wir mit 8-10 Knoten durchs Wasser. Das andere Musik als gestern Nacht. Es ist zwar auch laut. Man unterschätzt den Lärm vom Wind in den Segeln und dem Wasser welches ums Boot strömt immer etwas, aber es ist natürlich verglichen mit dem Dieselmotor Musik in den Ohren jedes Seglers, auch jedes Nichtseglers. Wir sind langsam am Vorräte aufbrauchen und da Peter, nicht sicher war, ob es auf der Aranui genügend zum Essen gibt, hat er noch einen Sack voll mitgebracht so quasi als Notration. Daraus kommen die ganze Woche ab und zu Esswaren zum Vorschein. Heute gibt es Maceroni mit Pesto und weil wir ja noch so viele Eier haben, dazu hartgekochte Eier (nicht gerade ein Haut-Cuisine Menu, aber wir sind satt geworden). Der Wind legt bis auf 20 Knoten zu und wir haben immer noch den Code 0 und das volle Gross oben. So langsam wird es etwas viel, vor allem für das leichte Vorsegel. Auf der anderen Seite kommt der Wind von schräg hinten, das heisst die Kraft auf das Segel ist relativ gesehen nicht so gross verglichen mit der Windgeschwindigkeit. Jetzt sollten wir dem Autopiloten wieder mal ein Kränzlein winden. Der meistert diesen Wind mit den Wellen und der leicht übertakelten Aranui problemlos und braust in seiner üblichen ganz leichten Wellenform in die Nacht hinein. Es ist wirklich erstaunlich, wie dieses Arbeitstier einfach stetig und immer das Ruder so nachführt wie wir es gemäss Kompass einstellen. Das Wetter hat sich verändert. Mit 9 Knoten, dann 10, 11 und sogar 12.4 Knoten Bootsgeschwindigkeit preschen wir vorwärts. Nun ist aber genug, wir müssen die fast 180 m2 Segelfläche reduzieren. Wir rollen den Code 0 ein (das geht nicht ganz so einfach wie es tönt) fallen ab bis auf Vorwind und baumen die Genua aus im Luv. Die Aranui segelt immer noch 8 Knoten mit ihren 120 m2 Segel. Irendwann muss ich dann später in der Nacht sogar noch ein Reff einlegen. Bei der Kontrolle der Batterien merke ich, dass ich vergessen habe den Hydrogenerator nach dem Motoren wieder ins Wasser zu lassen und zu fixieren. Das wird sich morgen früh mit leeren Batterien rächen (leer heisst bei uns 70% der Nennkapazität). Eigentlich müssten wir jetzt in den Wind schiessen, Tempo wegnehmen und den Hydrogenerator runterlassen. Um ihn zu fixieren dürfen wir nicht mehr als 4 Knoten fahren, sonst kann man ihn trotz Flaschenzug nicht ins Wasser runterziehen. Also, das wird schon ohne gehen und vermutlich müssen wir ja morgen nochmals Motoren wenn der Wind gemäss Prognose einbricht. Wir müssen vor Hochwasser Darwin, das ist am 28. Morgen um 0735h am Cap Don sein um dann mit der Strömung in den Van Diemen Gulf einzufahren was uns eine gute Fahrt für die letzten 80 Meilen nach Darwin geben würde. Wir würden dann immer mit ablaufendem Wasser mitfahren, das ‘gratis’ 2-3 Knoten Schub von hinten gibt. Gleichzeitig kommen wir somit in der Fanny Bay gegen späteren Nachtmittag an, wenn das Wasser in Darwin bereits wieder am Steigen ist. Das ist wichtig, ansonsten kommen wir nicht über die Sanbänke, welche vor dem Cullan Hafen liegen, und dort müssen wir zur ‘Decontamination der Seewasserleitungen’ zuerst mal hin (Interessant ist, dass das nur in Darwin stattfindet, und in Mackay wo wir ankamen nicht). In Darwin muss jede Yacht erst vor diesen Hafen an einen bestimmten Ponton fahren und wird dort von zwei Muschelarten ‘dekontaminiert’. Wie das genau geht ist uns noch nicht klar. Es ist bald 6 h morgens und der Mond ist langsam am verschwinden, d.h. bald geht die Sonne hinter uns auf. Ein neuer tropisch heisser Tag liegt vor uns. |