16. August 2019 – Starker Wind, hohe Wellen aber wir kommen schn ell voran

46:45.700N 10:12.600W Es windet die ganze Nacht
hindurch mit 20-24 Knoten. Die Aranui legt sich manchmal bedenklich von einer
Seite auf die andere... bis man es sich wieder gewohnt ist. Dann ist es gar
nicht mehr so extrem. Bei diesem Wellengang und relativem Wind von 170 Grad also
fast von achtern ist eigentlich nichts anderes zu erwarten. Die Aranui pflügt
sich etwas stöhnend und ächzend (neben mir hat es irgendwo ein Holz, welches auf
Kuststoff reibt - und das Gefühl eines alten Holzhauses bei Sturm ergibt) durch
die Wogen. Immer vorwärts, mit nur noch wenig Segel oben. Am Morgen ist es kalt, auch im
Schiff drin und vor allem ist alles etwas feucht. Der drizzle Regen und Nebel
lassen grüssen. Ich beschliesse, die Heizung wieder mal anzustellen (ein Diesel
Gebläse, welches warme Luft zirkuliert in den verschiedenen Räumen). Und
tatsächlich, kurz darauf ist es ein paar Grad wärmer und man hat ein wohliges
Gefühl, sofern man nicht auf Wache draussen ist... Zum Mittagessen gibt es
Käseschnitten. Jasmin und Nick waren so begeistert beim Käseeinkauf, dass wir
etwas zu viel Käse haben... deshalb jetzt die Verwertungsstrategien wie z.B.
Bretonische Käseschnitte. Heute morgen habe ich die ganzen
Berechnungen gemacht, wann wir wo sein müssen, wegen den Strömungen. Um die
Strömung richtig zu erwischen, dort wo wir erstmals in der Nähe des Landes sind,
Ile Quessant im Westen der Bretagne, müssen wir optimalerweise morgens um 0200
durchfahren. Vorher kreuzen wir noch den Ausgang eines Verkehrstrennungsgebietes
(TSS), welches dort Richtung Süden aufhört. Wir werden versuchen etwas Südlich
davon reinzufahren um uns irgendwie zwischen den Tankern durchzuschlängeln. Wir
hoffen natürlich drauf, dass es nicht allzu dicken Nebel hat, sonst sind wir da
im Blindflug und nur auf unsere Elektronik angewiesen. Der zweite Grund, warum wir bei
der Ile Quessant um diese Zeit durchfahren müssen mit der Strömung ist, dass wir
ca 18 h später an den Kanalinseln Guernsey und Alberney vorbeifahren sollten,
auch wieder mit optimaler Strömung. Wenn wir länger brauchen, dann haben wir die
Strömung gegen uns. Man nennt das dann ‘Wind gegen Tide’, was bei viel Wind und
starker Strömung sehr unangenehm, unter Umständen auch gefährlich sein kann.
Wenn wir also sehen, dass es nicht geht, werden wir in Rosscop einen
Zwischenstop machen. Übrigens die Strömungen, von
denen wir sprechen sind irgendwo zwischen 3 und 5 Knoten. Je näher man am Land
ist, desto stärker sind sie und dann können sie auch mal 7 Knoten stark werden.
Im Süden also die Strömung, die stärker wird und im Norden der TSS Ausgang
(Autobahnausfahrt), der die Frachtschiffe und Tanker nur so ausspuckt Richtung
Doverstreet, sagt man. Irgendwo dazwischen, die kleine Aranui am sich
vorwärtstasten durch den Nebel... so jetzt hoffen wir, dass all diese
unerfreulichen Eventualitäten nicht eintreffen werden. Trotz dem vielen Wasser und der
fehlenden Sonne ist die Stimmung sehr gut an Bord. Allen ist wohl,
Stugeronabsatz fast 0 und alle ‘gsund und gfräsig’ Um 1600 habe ich wieder Wache.
Ich lege mich jetzt nochmals hin für 2 Stunden. Nachtessen und bereitmachen für
die Nacht. Wir sind genau platt vor dem Wind, wenn wir auf unseren Wegpunkt
zusteuern. Nicht sehr gemütlich. Wir entscheiden uns zu schiften und nochmals
etwas Richtung England zu fahren. Dann kommen wir genau in dem Winkel auf die
Bretagne zu, wo wir auf keine Tanker treffen sollten, da diese entweder
geradeausgefahren sind, oder abgebogen sind. Wir wären dann in diesem Dreieck
dazwischen... wenn es überhaupt noch andere Boote gibt ausser unserem. Das
letzte haben wir heute morgen auf dem AIS gesehen. Wirkliche Boote, haben wir
heute noch nie gesehen, die haben sie wegen schlechtem Wetter vermutlich alle
reingenommen. Gute
Nacht! |