28. Nov. 17 - Tag 10 – Ein rausc hender Segeltag im Passat...

Niki.schmidt.warc
Tue 28 Nov 2017 20:20

16:10.064N 032:54.109W

Um zwischendurch unsere Kapitano ein bisschen zu entlasten, schreibe ich sehr gerne den Blogg zu unserem 10 Tag auf See.  Wir segeln mit Kurs 285 und einem Passatwind von 17-20 kn bei einer angenehmen 2 m Atlantikwelle. Die Aranui zeigt sich sehr laufwillig und zeigt im Surf Spitzen bis 10.6 kn. Gleich nach dem Morgenessen (ca. 10.30h) passierte uns die Segelyacht Capo di Fora, die allerdings nicht im ARC unterwegs ist und mit 30 Grad abfällt. Jedoch funkte uns der Kapitän, dass er uns über das AIS nicht auf seinem Plotter sehen kann. Über das AIS können alle Schiffe mit Informationen über Grösse, Länge, Speed, Kurs etc gesehen werden und was noch wichtiger ist, ob sie auf Kollisionskurs sind oder eben ‘safe’. In diesem System nicht gesehen zu werden ist nicht lustig und so suchten wir die «falsche» Einstellung auf unserem Plotter, die wir nicht fanden....und nach einem Neustart des System meldete uns die Capo di Fora, dass sie uns nun auf dem Bildschirm haben. Somit sind wir einigermassen berühigt aber eben nur einigermassen für den Moment.

Wir kommen mit dem Passat sehr gut voran. Aller Voraussicht nach werden wir im Laufe von morgen die Hälfte der Meilen nach Saint Lucia geschafft haben. Der Passatwind ist eines der grossen Windsysteme der Erde. Die Luft steigt über dem Äquator durch die Sonneneinstrahlung bis auf 18km auf und stömt zu den Polen ab. Unser Passat wird über das (in der Regel) konstante Hoch über den Azoren bestimmt. Die aufgestiegene Luft fliesst zum Azorenhoch, sinkt und kühlt sich ab und kommt zum Äquator zurück. Eigentlich sollte sie ja aus nördlicher Richtung zurück fliessen, aber die Corioliskraft lenkt den Wind nach Osten ab (durch die Erddrehung). Somit können wir mit dem Wind aus Ost-Nord-Ost oder Nord-Ost segeln....soviel zum Passat, unserem grandiosen Ökomotor.

Nun zum Bordleben: die Stimmung ist prächtig, gegessen wird köstlich und getrunken reichlich...damit wir nicht austrocknen. Nach dem Verzehr des täglich frisch gebackenen Brotes zückt der Kapitano seine gefürchtete ToDo-List....die dann zum Glück doch nicht so viel zu tun gibt....ich z.B. musste heute nur die Eier (es hat noch ca. 80 von ehemals 120) drehen und mit Martin die Stahlkabel der Ruderanlage sowie den Hydrogenerator überprüfen. Die Aufgabe der Kohlkontrolle unter meinem Kajütenbett wurde mir abgenommen, zu gross war die Befürchtung ich könnte wieder in der Koje liegenbleiben, sprich eindösen 😊. Der grosse Schläfer heute war übrigens Martin, hat er doch fast seine ganze Nachmittagsschicht verschlafen. .....Upps jetzt haben wir 11.4 kn in einer Böe geschafft...ich glaube das ist Speedrekord der Aranui...und das mit einem Reff im Gross und voller Genua.

Übrigens wurde die Open-Air-Dusche auf dem Vordeck geschlossen (zu hohe Wellen). Ab sofort wird achtern im Cokpit geduscht und das mit schöner Regelmässigkeit (die Regel sei hier nicht verraten) aber da wir ja ca. alle drei Tage einen «Sutt» in der bordeigenen Waschmaschine machen, reicht auch ein gezieltes Wechseln der Bekleidung um unserem hohen Hygiene-Standard zu genügen.

So, jetzt spitzt der Hämpe schon die Härdöpfel fürs Nachtessen und ich rüste den Bratkäse von der Alp Chretzen (hinter dem Pilatus, von der Lütolzmatt aus zu erreichen) von der Älplerin Anita von Atzigen, die sich übrigens sehr gefreut hat, ihre erste Lieferung in den Atlantik zu machen. Nach diesem währschaften Essen werden wir die Bordzeit eine Stunde zurück drehen (UTC – 1h) und dann werde ich bald den Schlaf des Gerechten in der Koje suchen um pünktlich mit Wachmeister Martin die 3-6Uhr Schicht in Angriff zu nehmen. Aber vorher hoffe ich doch noch sehr auf einen oder zwei Kaffee Zwätschge.

Übrigens bereitet mir das Einschlafen immer grosse Freude, kann ich doch am Seidenschal meiner Amour schnuppern, welchen sie mir mit ihrem Lieblingsparfüm bestäubt in den Seesack geschoben hat. So hält sie meinen Trennungsschmerz gezielt unter Kontrolle....sehr clever diese Marseillaise!

Um noch kurz zu erwähnen, dass mein Kajütenkollege Adi durch diesen lieblichen Frauenduft betört, vorletzte Nacht berichtete er habe herrlich geträumt.....von was sei der Vorstellungskraft des Lesers überlassen.