8. Juni 2019 - Strom Problem

Niki.schmidt.warc
Sat 8 Jun 2019 22:31

38:46.300N 35:30.200W

Das Gute am Motoren ist, man hat endlich wieder mal Zeit all das zu machen, was so anfällt. Auch Duschen ist wunderbar, da das Wasser ohne mit dem Fuss zu scharren (Wasser in den Ablauf bringen weil die Aranui ja schräg steht beim Segeln) abläuft – obwohl es ja im Moment nur mit Salzwasser geht... Schlafen ist etwas schwieriger, weil es einem mit der Dünung immer von links nach rechts wirft, man kann sich nicht im Lee verkeilen so wie wenn man Lage schiebt. Kochen und Abwaschen gehen besser, ausser, dass wir jetzt mit Salzwasser abwaschen. Und auch am Kartentisch muss ich mich nicht mehr mit dem Rucksackgurt anschnallen.

Also zurück zum Unterhalt. Heute stehen die Filter für den Salzwasserauslass in der Küche und den Kühlkreislauf des Freezers an. Der Freezer Filter ist komplett zu, nimmt mich wunder wie der überhaupt Wasser ansaugen konnte. Eine 2mm dicke Schlammschicht liegt über dem Filter. Die wird nun mit einer alten Zahnbürste abgeschrubbt. Barbara und Andreas nehmen sich der verschiedenen Türschlösser an, welche nicht mehr ganz so gehen wie sie sollten. Eine Feder fehlt und unter fachkundiger Anleitung der Uhrenmachermeisterin (Barbara) erstellt der Stahlbauer (Andreas) eine neue Minifeder aus einer Bulldog-Klip (das sind die schwarzen kleinen Papierklammern). Und wie nicht anders zu erwarten war, nach einiger Zeit ist das Werk vollbracht und alle Türen und Schlösser tun ihren Dienst wieder wie neu.

Das Wetter hat etwas geändert. Der Wind ist ziemlich konstant bei 8 Knoten, leider von hinten und am Himmel ist es ziemlich bewölkt, auch wenn die Sonne manchmal durchdrückt. Heute morgen haben wir einen kurzen Stop gemacht und sind rückwärts an so eine Segelschiffqualle hingefahren. Mit einem Eimer haben wir sie dann ‘gequallt’ und raufgenommen. Ein unglaubliches Naturspiel so eine Qualle. Das ‘Segelboot’ hat unten so Tentakel, welche in einem kobaltblau leuchten, deshalb kann sie sich auch wieder so schnell aufrichten. Eigentlich bleibt da nur noch die Frage; was macht so eine Qualle den lieben langen Tag ausser sich treiben lassen? Aber dieser doch eher philosophischen Frage werden wir vermutlich auf diesem Törn nicht mehr auf den Grund gehen können.

Hans und ich fressen zurzeit einen Kriminalroman am andern. Barbara liest eher etwas sinnvollere Literatur (ausser dem von uns empfohlenen Krimi ‘Zoe und Zara in Marseille’) und Andreas liest den Zauberberg von Thomas Mann... da kann ich nur neidisch hinschauen. Für mich muss es easy und fast reading sein auf solchen Segelfahrten. Alles andere ist mir zu schwierig und zu mühsam. Langsam wird es aber Zeit, dass wir ankommen, das Büchergestell ist bald mal durchgelesen.

Und dann.... leider nicht so gute News für uns. Plötzlich haben wir ein Strom Problem. Ein Teil der 12V Geräte, 12 V Steckdosen, Ventilatoren und leider auch das Gerät, die sogenannte RedBox, (welche es erlaubt auf hoher See e-mails und Blogs zu schreiben) etc. laufen nicht mehr. Einer der DC/DC Convertoren läuft nicht mehr heiss (im Dauerbetrieb sind die immer ziemlich heiss) und ich vermute, dass dies das Problem ist. Ein weiteres Problem ist die Sicherung der Ankerwinch: wenn man versucht diese reinzutun, dann dröhnt es nur noch im Ankerkasten und es funkt im Schütz drinn, welcher den Kontakt macht für den Anker.... schnell wieder rausnehmen.

Ich getraue mich nicht, irgend etwas wirklich aus und einzustecken um mal die Spannungen am DC/DC Converter zu messen oder e.g. die Redbox an die andere DC/DC Box zu schliessen, denn wenn wir diese überlasten, fällt vielleicht alles zusammen: z.B. der Kartenplotter, der Autopilot etc.  Also lieber so stehen lassen, die nächsten zwei Tage keine mails schreiben und aber gut über die Runden kommen.

Es scheint mir fast, wie wenn die Aranui etwas den Schnupfen hat zurzeit. Vermutlich braucht sie jetzt dann auch mal eine Pause und ein paar Services.

In etwa 50 h sollten wir Horta erreichen und dann werden wir entscheiden ob wir Diesel brauchen oder ob es noch reicht bis San Miguel.

Nun hoffen wir auf eine gute Nacht ohne Überraschungen, es brummt der Yanmar seit 2 Tagen ununterbrochen...