11. Januar 2019 - Ein schöner Segeltag

Niki.schmidt.warc
Fri 11 Jan 2019 23:48
27:55.000S 015:17.700E
Heute morgen um 0830 haben wir eine kurze
Diskussion bez. der Routenwahl. Wir sind eine Gruppe von etwa 6 Booten, die
zurzeit zuvorderst sind, welche nordwärts motoren und segeln. Wir sind uns
ziemlich einig, dass der Wind sehr leicht sein wird in den nächsten Tagen und,
dass wir deshalb erstens genügend nördlich sein müssen um in die Trade-Winds
reinzukommen, die sind aber erst ab ca 15-20 Grad südlicher Breite zu erwarten,
und zweitens vermutlich bis St. Helena relativ viel motoren müssen. D.h. wir
sollten nochmals Diesel auffüllen können bevor wir den ersten Teil des
Südatlantiks überqueren.
Dazu bietet sich Walvis Bay an in Namibia.
Dort einen Zwischenhalt einzulegen bedeutet zwar einen Umweg zu
machen von ca 200 Seemeilen, aber dann von dort mit vollen Tanks (und als
Nebeneffekt mit frischen Früchten und Gemüse) wieder in See zu stechen Richtung
der 1200 Meilen entfernten Insel St. Helena.
Wir rechnen, dass wir am Montag Morgen in Walvis
Bay ankommen werden. Leider kann man mit einem Boot nicht einfach an die
Tankstelle fahren, sondern man muss erst mal einklarieren, d.h. wie immer Zoll,
Immigration etc. zu durchlaufen und dann natürlich auch wieder ausklarieren. Man
sagt und liest aber, dass dies in Walvis Bay relativ flüssig gehen
sollte.
Heute haben wir versucht den Radar zu flicken,
zumindest softwaremässig. Wir haben alle verschiedenen Varianten ausprobiert,
welche die Masken auf dem Bildschirm bieten, aber obwohl wir auf dem Bildschirm
sogar die Wellen sehen, sehen wir keine Boote um uns herum (physisch sehen wir
sie...). Ich habe dann dem Support von B&G geschrieben, die kennen mich ja
langsam, da ihr Kartenplotter ja nach wie vor auch nicht richtig läuft, und
wurde dann durch eine Serie von Fragen durchgeleitet. Diese haben wir nun
beantwortet und es sieht so aus, wie wenn tatsächlich der Radar im Mast oben
defekt ist. Das wäre unschön, denn vor Brasilien (und ob dort ein Austausch
möglich ist, ist natürlich ebenfalls fraglich) wird der sicher nicht wieder zum
Laufen gebracht werden.
Wir haben den ganzen Tag etwas Wind, wenn auch
nicht viel, 6-9 Knoten und da der Wind von Norden kommt (Eigentlich war der
nicht so angesagt) fahren wir einen Kreuzkurs, das heisst hart am Wind. Dadurch
kann man auch mit wenig Wind etwas segeln und wir machen zwischen 5 und 6 Knoten
Fahrt. Wir sind hier irgendwie in einen kleinen Gegenstrom gelangt.
Der drückt uns mit bis zu einem Knoten zurück nach Süden. Während fast 5 Stunden
haben wir den Strom gegen uns obwohl keine der Strömungsvorhersagen dies
angekündigt hat. Langsam aber sicher nähern wir uns Walvis Bay. Heute morgen
sind wir über die virtuelle Grenze im Atlantik gefahren zwischen Namibia und
Südafrika. Das Wetter ist wunderbar, Sonne und blauer Himmel soweit das Auge
reicht, aber dazu eine kalte Brise. Wir tragen fast den ganzen Tag über Jacken
oder sogar Daunenjacken. Aber es ist etwas wärmer geworden. Man kann nachts
jetzt auch gut mal 10 Minuten draussen sitzen, ohne gleich an Winter denken zu
müssen. Hier am Kartentisch ist es heute bereits 24 Grad (morgens um 2), gestern
war es nur mal gerade 22 Grad. Mit der zusätzlichen nächtlichen Müdigkeit,
erscheint dies fröstelnd. Aber es sollte besser werden, je weiter wir nach
Norden kommen. Die Zeit, wo ich über die Hitze klagen werde ist nicht mehr weit
weg.
Nach einem 'Kartoffel/Steak/und etwas zuviel rote
Chili Nachtessen' schläft der Wind ein und wir nehmen die Segel runter. Heute
war dies relativ früh verglichen mit den letzten beiden Nächten, wo der Wind
erst bei Dunkelheit eingeschlafen ist. Ich nütze die Gelegenheit und mache eine
Rundgang übers ganze Deck. Schrauben und Muttern kontrollieren, Knöpfe
überprüfen und losen Enden anknüpfen (die gibt es irgendwie immer).
Die Technik lässt uns im Moment etwas im Stich.
Auch der PC hat seinen Geist aufgegeben. Seit etwa 6 Monaten benütze ich eine
externe Tastatur, da die Tasten auf dem Notebook vermutlich korrodiert sind vom
Salzwasser. Auf jeden Fall funktionieren sie nicht mehr. Als ich ihn heute
aufstarten wollte, ging er gleich in eine Schlaufe, hat sich selber
diagnostiziert (so auf dem Bildschirm angeschrieben), geflickt mit dem Resultat,
dass der Bildschirm schwarz wird und dann.... läuft gar nichts mehr. Ich
versuche ihn mindestens 10 mal neu zu starten, aber er will nicht. Hmmmm, das
letzet Backup ist leider auch nicht ganz frisch, sondern schon 10 Tage
alt.
Zum Glück habe ich noch einen backup PC, muss
aber dann bald mal feststellen, dass hier die Lizenz abgelaufen ist und ich
deshalb die mail und word Programme nicht mehr benützen kann....
Den Blog kann ich direkt im Satelliten Mail drin
schreiben. Eigentlich ist mir nicht ganz klar, warum die Lizenz ohne Warnung
abläuft? Aber auch dafür wird Microsoft einen Grund
finden.
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