13. Februar 18 – Tropische Schau er bei Nacht – titel bleibt...!!

Niki.schmidt.warc
Tue 13 Feb 2018 23:04
00:50.900N 86:21.600W

Um 0200 kommt Arjen zu mir und sagt, er wäre froh, wenn ich komme würde. Zuerst mal merke ich, wie schräg es ist und dann realisiere ich, dass es zum Luk reinregnet. Ich musste beim Schlafengehen öffnen, es war soooo heiss. Ich stehe auf und zwänge mich in kurze Hosen, T-Shirt und Bootsschuhe. Alles etwas eine Gleichgewichtsübung, da wir etwa 30 Grad Lage schieben. Nach 2 Minuten bin ich draussen, der Wind hat in den letzten paar Minuten offenbar von 10 Knoten auf 15 zugenommen, Auch auf dem Speedometer sehe ich wie er steigt und steigt. Wir legen sofort ein Reff ein und dann kommt es mit aller Gewalt: Regen wie aus Kübeln und Sichtweite, max. bis Ende Boot. Wir sind jetzt bei 25 Knoten angelangt und da wir nicht wissen wie es weitergeht, rollen wir auch die Fock leicht ein. Ein SuperSquall 😊. Es ist dunkel, aber so langsam sitzen die Handgriffe auch im Dunkeln perfekt zum Reffen und Einrollen. Ich trage zwar eine leichte Jacke, bin aber durch und durch nass. Die Schwimmweste ist etwa so nass, wie wenn sie in einem Trog getränkt worden wäre. Ich erwarte jeden Moment, dass der Luftkörper sich aufbläst (die kleine Salztablette hat sich sicher schon aufgelöst, welche dann die Pressluftpatrone triggert). Unvorsichtigerweise habe wir am Abend die Sprayhood (das ist der Wetterschutz über dem Eingang) verpackt. Der Squall erwischt uns also so richtig. Im Moment können wir nichts anderes machen, als warten was da kommt. Also warum nicht die Zeit nützen, um auf dem Radar endlich die Funktion wieder so einzustellen, dass man die Squalls auch sieht. Die werden nämlich seit zwei Tagen nicht mehr angezeigt, warum weiss nur der Neptun. Und testen kann man das ja nur, wenn eben ein Squall kommt. Also ideale Zeit: bei strömendem Regen, Windpeitschen, klitschnass und einem Touchscreen, der vor lauter Wasser immer wieder den Geist aufgibt.....

Der Squall ist bald mal vorüber  und ich gehe runter um nochmals etwas zu schlafen. Aber erst mal alle nassen Kleider weg. In der Dusche, wo ich immer das Luk geöffnet habe, auch wenn es leicht regnet, herrscht ein Überschwemmungszustand. Tja, entweder Luft zum Atmen mit Chance auf Wasser oder eben keine Luft und trocken. Ich habe mich für Luft entschieden, also muss ich auch mit der Nässe leben. Dann mal die Pumpe der Dusche anstellen, damit das meiste Wasser abgesogen wird. Den Rest mache ich dann morgen bei Tageslicht.

In 2 Tagen sind wir in Galapagos. Bis dann müssen wir noch ein paar Dinge machen als Vorbereitung. Ich habe gesehen, dass das Kühlelement des Freezers völlig mit Eis überdeckt ist, das muss heute noch abgetaut werden. Jeder weiss, was es heisst einen Freezer abzutauen. Man stelle sich das einfach vor mit 30 Grad Lage, Schütteln wie in einem Martini-Becher (Shaken, not stirred!) und 30 Grad stickiger Luft. Das liegt heute also noch an.

Ebenfalls müssen wir den Anker drehen. Beim letzten Raufholen hat es sich verkeilt und wie immer denkt man, das machen wir dann wenn es mal ruhig ist und wir Zeit haben. Zeit hat man auch auf einem Boot nie.... und ruhig ist es jetzt auch nicht mehr bis Galapagos. Also, wir holen die Axt (richtig gelesen) und gehen aufs Vorschiff. Vielleicht zum Anmerken, ich habe trockene Turnschuhe an und die nassen hängen hinten zum Trocken. Es geht genau etwa 30 Sekunden, bis der Bug eintaucht und die trockenen Schuhe ebenfalls in die Sparte nasse Schuhe gehören. Mit dem Beil ein ordentlicher Schlag auf den Ankerschaft löst den Anker aus der Verklemmung. Leider bammbelt er nun unter der Rolle und schlägt mit jeder Welle an den Bug. Ein solcher Bug sollte unbedingt eine Chromstahlplatte als Schutz haben, aber eben, das sieht natürlich designmässig nicht so schön aus... Manchmal habe ich das Gefühl die Konstrukteure sind schon ein wenig Schreibtischtäter und noch nie lange unterwegs gewesen. Ich bin im Moment dran eine Liste zusammenzutragen, was man an so einem Boot noch besser machen könnte fürs Fahrtensegeln, denn ich denke die X-Yacht Konstrukteure kommen wirklich vor allem vom Regattieren...

Inzwischen ist es Mittag geworden und wir können jede Stunde ein paar Grad anluven. Wunderschön, denn Galapagos können wir im Moment noch nicht ganz anliegen (direkt darauf zu fahren). Seit ein paar Stunden haben wir guten Wind, 13-15 Knoten, Gross mit einem Reff und Genua draussen. Ihr Schildkröten, wir kommen!

Heute ist es den ganzen Tag grau in grau: Das Meer ist antrazit, der Himmel grau, die Wolken dunkelgrau, die Sonnenabdeckung auf der Aranui ist grau.... und es bleibt auch grau. Wir können seit ein paar Stunden direkt einen Anlieger auf Galapagos fahren. Es ist ziemlich ruppig und Arjen wurde gerade ziemlich durch die Dusche geworfen im Vorschiff beim Duschen. Was mir noch nie passiert ist, ich habe Muskelkater in den Schultern; Seit 24 Stunden müssen wir uns hier auf dem Boot konstant festhalten, wenn wir uns bewegen, sonst schleudert es uns durchs Boot. Ich kann die Schultern kaum berühren.....

Die ersten Vögel begrüssen uns hier 200 Meilen vor Galappagos, nicht sicher wie sie heissen, vermutlich eine Art Möven. Sie haben bereits das Boot vollgesch..... – fängt ja gut an mit diesen geschützten Spezies.

Gerade haben wir aus dem daily Net die Instruktionen bekommen, dass wir in Galapagos einen Heckanker brauchen, was mich nicht freut. D.h. nämlich, dass wir bei Ankunft, und wir werden vermutlich nachts ankommen, erst mal unsere Anker klarieren müssen; den kleinen (33kg) von vorne nach hinten bringen, eine Leine fixieren (ohne Kette) und vorne den grossen fixieren, welcher 55kg schwer ist und sich kaum aus der Segelstaukammer herausheben lässt....... Wir werden ja sehen...

Jetzt gibts Penne mit Bolognaise und dann kommt dann bald mal wieder die Dunkelheit..

Gute Nacht.