4. Juni 2019 - Wind und wunderschönes Segeln ...

Niki.schmidt.warc
Wed 5 Jun 2019 04:18

38:15.400N 47:18.900W

... wäre da nicht dieses Azorenhoch zwischen uns und den Azoren. Immerhin, wir haben genügend Wasser und Essen (auch wenn es etwas eintöniger wird – Mangel an Salat und Gemüse – obwohl, es lassen sich immer noch ein paar Rüebli oder Birnen hinzaubern). Beim Diesel sieht es nicht so rosig aus, aber je näher wir den Azoren kommen, desto besser wird auch diese Situation relativ gesehen, da wir im Moment ja segeln.

Heute morgen haben wir plötzlich auf dem AIS ein Segelboot neben uns gesehen, etwa 10 Meilen entfernt. Wir haben die ‘Bloodshot’ dann aufgerufen und hatten ein kurzweiliges Gespräch mit ihr. Ein Solosegler, gestartet in den Bermudas, und auch auf dem Weg zu den Azoren. Da er besseren Wind hatte, hat er auch noch mehr Diesel und fährt jetzt geradewegs durchs Hoch hindurch. Wir gehen nochmals einen Tag Richtung Norden.

Gestern mussten wir den Hydrogenerator hochnehmen, weil sich so viele Algen darin verfangen hatten. Die Vibrationen sind weder für die ARANUI noch für uns erträglich gewesen. Heute ist all das Seegras wie weggewaschen. Der Hydrogenerator (und die Solarzellen) produzieren genügend Strom dass wir sogar ohne die Batterien zu entladen den Wassermacher laufen lassen können (zusätzlich zu Freezer, Kühlschrank, Instrumente und Autopilot). Das ist für mich immer wieder ein Phänomen. Ohne den Hydrogenerator hätten wir auf dieser Weltumseglung jeden Tag den Motor etwa 4h laufen lassen müssen...

Als ich heute den Wassermacher laufen lassen wollte, hat er gestreikt. Erst dachte ich, er könne kein Meerwasser ansaugen weil wir zu schnell sind. Das geschieht ab und zu. Dann aber, beim ‘abbremsen’ gings nicht besser und das System war immer blockiert. Nun kommt also wieder mal das Manual zum Zug und ich gehe Schritt für Schritt vor. Normalerweise lese ich keine Manuals – was man kauft, muss so einfach bedienbar sein, dass man es ohne Anleitung benützen kann! Leider ohne gutem Ergebnis. Das Ganze also nochmals von vorn und nochmals... Und irgendwann, tatsächlich rinnt das Wasser wieder aus dem Röhrlein. Aufschnaufen.... der Tank fült sich.

Zum Mittagessen gibt es Gulasch Stroganof mit Polenta – wunderbar. Ich muss mich einfach etwas an diese umgekehrte Welt gewöhnen: grosses Mittagessen und kleines Nachtessen (für mich, Niki).

Da ich, Barbara, meistens die Köchin bin, habe ich diesen Tagesablauf eingeführt. Ich finde es so auf jeden Fall sehr gemütlich.

Meine Wache beginnt um 04h. Oft macht mir Andreas noch einen Tee und dann begebe ich mich ins Cockpit, schaue was alles so läuft und wie wir voran gekommen sind. Ich starte ein umfassendes Turnprogramm, wodurch alles etwas bewegt und das Gleichgewicht trainiert wird. Danach wird es schon bald Zeit um Frühstück zu machen. Früchte schnippeln und so weiter.

Pünktlich um 06h kommt meine Wachablösung (Hans) aus der Koje.

Wir frühstücken gemütlich zusammen - manchmal ist auch Andreas dabei, Niki nimmt den zweiten Frühstück Service.

So gegen 09h ziehe ich mich zurück für einen Schönheits- und Menu-Inspirationsschlaf. Und wie schon von Niki erwähnt, gibt es dann zwischen 12 und 13h ein warmes Mittagessen auf der Terrasse!

Das kleine Nachtessen nehmen wir bevor es dunkel wird. Ich finde wir haben gut eingekauft und wir müssen gar nicht darben.

Es ist Nachmittag und der Wind bläst ununterbrochen mit 13 Knoten. Wir segeln wunderschön und mit hoher Geschwindigkeit. Wenn das so weitergeht, kommen die Azoren doch bald mal noch in Sicht, so in etwa 7-8 Tagen...

Wir wollen noch 100 Meilen in den Norden und dann nach Osten, mit Glück durch den nördlichen Teil des Azorenhochs hindurch. Heute haben wir die Uhren umgestellt, es wird eine Stunde länger hell sein am Abend.

Der Wind nimmt zu und um Mitternacht haben wir bereits 16 Knoten. Ich glaube jetzt muss ich nochmals die Wetterdaten herunterladen, diese 16 Knoten überraschen mich doch etwas und wir möchten ja nicht unvorbereitet in irgend etwas hineingeraten. Also bevor ich mich in die Koje zurückziehe um 02h hole ich mir nochmals Gribfiles aus dem Cyberspace...

Draussen scheinen die Sterne am Himmel, der Mond lässt sich nicht blicken.