4. Juni 2019 - Wind und wunderschönes Segeln ...

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wäre da nicht dieses Azorenhoch zwischen uns und den Azoren. Immerhin,
wir haben genügend Wasser und Essen (auch wenn es etwas eintöniger wird – Mangel
an Salat und Gemüse – obwohl, es lassen sich immer noch ein paar Rüebli oder
Birnen hinzaubern). Beim Diesel sieht es nicht so rosig aus, aber je näher wir
den Azoren kommen, desto besser wird auch diese Situation relativ gesehen, da
wir im Moment ja segeln. Heute morgen haben wir plötzlich
auf dem AIS ein Segelboot neben uns gesehen, etwa 10 Meilen entfernt. Wir haben
die ‘Bloodshot’ dann aufgerufen und hatten ein kurzweiliges Gespräch mit ihr.
Ein Solosegler, gestartet in den Bermudas, und auch auf dem Weg zu den Azoren.
Da er besseren Wind hatte, hat er auch noch mehr Diesel und fährt jetzt
geradewegs durchs Hoch hindurch. Wir gehen nochmals einen Tag Richtung
Norden. Gestern mussten wir den
Hydrogenerator hochnehmen, weil sich so viele Algen darin verfangen hatten. Die
Vibrationen sind weder für die ARANUI noch für uns erträglich gewesen. Heute ist
all das Seegras wie weggewaschen. Der Hydrogenerator (und die Solarzellen)
produzieren genügend Strom dass wir sogar ohne die Batterien zu entladen den
Wassermacher laufen lassen können (zusätzlich zu Freezer, Kühlschrank,
Instrumente und Autopilot). Das ist für mich immer wieder ein Phänomen. Ohne den
Hydrogenerator hätten wir auf dieser Weltumseglung jeden Tag den Motor etwa 4h
laufen lassen müssen... Als ich heute den Wassermacher
laufen lassen wollte, hat er gestreikt. Erst dachte ich, er könne kein
Meerwasser ansaugen weil wir zu schnell sind. Das geschieht ab und zu. Dann
aber, beim ‘abbremsen’ gings nicht besser und das System war immer blockiert.
Nun kommt also wieder mal das Manual zum Zug und ich gehe Schritt für Schritt
vor. Normalerweise lese ich keine Manuals – was man kauft, muss so einfach
bedienbar sein, dass man es ohne Anleitung benützen kann! Leider ohne gutem
Ergebnis. Das Ganze also nochmals von vorn und nochmals... Und irgendwann,
tatsächlich rinnt das Wasser wieder aus dem Röhrlein. Aufschnaufen.... der Tank
fült sich. Zum Mittagessen gibt es Gulasch
Stroganof mit Polenta – wunderbar. Ich muss mich einfach etwas an diese
umgekehrte Welt gewöhnen: grosses Mittagessen und kleines Nachtessen (für mich,
Niki). Da ich, Barbara, meistens die
Köchin bin, habe ich diesen Tagesablauf eingeführt. Ich finde es so auf jeden
Fall sehr gemütlich. Meine Wache beginnt um 04h. Oft
macht mir Andreas noch einen Tee und dann begebe ich mich ins Cockpit, schaue
was alles so läuft und wie wir voran gekommen sind. Ich starte ein umfassendes
Turnprogramm, wodurch alles etwas bewegt und das Gleichgewicht trainiert wird.
Danach wird es schon bald Zeit um Frühstück zu machen. Früchte schnippeln und so
weiter. Pünktlich um 06h kommt meine
Wachablösung (Hans) aus der Koje. Wir frühstücken gemütlich
zusammen - manchmal ist auch Andreas dabei, Niki nimmt den zweiten Frühstück
Service. So gegen 09h ziehe ich mich
zurück für einen Schönheits- und Menu-Inspirationsschlaf. Und wie schon von Niki
erwähnt, gibt es dann zwischen 12 und 13h ein warmes Mittagessen auf der
Terrasse! Das kleine Nachtessen nehmen wir
bevor es dunkel wird. Ich finde wir haben gut eingekauft und wir müssen gar
nicht darben. Es ist Nachmittag und der Wind
bläst ununterbrochen mit 13 Knoten. Wir segeln wunderschön und mit hoher
Geschwindigkeit. Wenn das so weitergeht, kommen die Azoren doch bald mal noch in
Sicht, so in etwa 7-8 Tagen... Wir wollen noch 100 Meilen in den
Norden und dann nach Osten, mit Glück durch den nördlichen Teil des Azorenhochs
hindurch. Heute haben wir die Uhren umgestellt, es wird eine Stunde länger hell
sein am Abend. Der Wind nimmt zu und um
Mitternacht haben wir bereits 16 Knoten. Ich glaube jetzt muss ich nochmals die
Wetterdaten herunterladen, diese 16 Knoten überraschen mich doch etwas und wir
möchten ja nicht unvorbereitet in irgend etwas hineingeraten. Also bevor ich
mich in die Koje zurückziehe um 02h hole ich mir nochmals Gribfiles aus dem
Cyberspace... Draussen scheinen die Sterne am
Himmel, der Mond lässt sich nicht
blicken. |