4. Juni – Schöner Segeltag mit e in paar unliebsamen Überraschung en

Niki.schmidt.warc
Sun 4 Jun 2017 21:17

51:49.246N 4:03.020E

Heute morgen ein frühes Frühstück – wir sind ja hier nicht am Chillen, sondern in den Aktivferien!

Wir verlassen den Hafen von IJmuiden gegen 8 Uhr. Heute setzen wir zum ersten Mal das neue Grosssegel. Vor dem Hafen draussen schiessen wir in den Wind (fahren gegen den Wind) und beginnen das Segel aufzuziehen. Wie bereits bekannt ist, fehlt ja ein Mastrutscher... Irgendwann sehen wir dann aber auch noch, dass nicht nur ein Rutscher fehlt, sondern einer auch nicht eingefahren ist in der Mastnut. Das heisst eigentlich, das ganze Segel runter und alles nochmals einfädeln (damit wäre der Morgen gelaufen). Wir beschliessen das ganze Problem mal so zu belassen und gehen an den Wind. Das Segel steht nicht schlecht, ist aber keine Pracht und es hat wieder Falten, welche nicht sein dürften. Vermutlich haben wir wirklich den falschen Segelmacher gewählt (resp. schleche Empfehlung der Werft)! Trotzdem gehts jetzt hart an den Wind mit ca 4 Bft und einem Reff im Segel.

Wir segeln etwa 2 Stunden und plötzlich ertönt ein Alarm, ein sogenannter DSC Alarm. Dieser wird bei allen Schiffen in der Nähe auf das Funkgerät übertragen, wenn sich irgendwo ein Seenotfall ereignet. Ich schaue auf das Funkgerät und es ist eine für uns fremde ID (Identifikationsnummer für Schiffe). Ich ich ignoriere diesen Alarm erst mal, da wir in letzter Zeit viele Alarme bekommen haben, die sich dann als Fehlalarme rausgestellt haben.

Kurz darauf kommt Werni und sagt, dass auf dem Kartenbildschirm ein MOB (Mann über Bord) angezeigt wird, welcher auf unserem Schiff sein soll (manchmal wird er genau auf dem Schiff angezeigt und manchmal 100 m dahinter??). Es sind aber alle noch hier! Hmmm.... was jetzt. Alle benachbarten Schiffe sehen diesen Alarm auf der ARANUI ebenfalls. Wir versuchen ihn zu löschen, aber das geht nicht (wäre ja logisch, da man einen fremden MOB nicht einfach löschen kann). Wir studieren und studieren, drehen sogar bei (eine Segeltechnik um das Boot zu stoppen und ruhig zu stellen im Wellengang) um mal zu schauen, ob wir irgendetwas (jemanden) mitschleppen!! Aber nichts. Wir segeln weiter. Ich zerlege alle Schwimmwesten in ihre Einzelteile um die AIS Sender und dei EPIRBs zu kontrollieren – aber keiner ist aktiv. Also wieder alles zusammenbauen und wieder anziehen.

Schon bald mal kam mir mal die Idee, es könnte ja einer der Ersatzsender sein unter meiner Koje. Ich gehe also nach vorn um diese Sender ‘auszugraben’, weit unten und natürlich möglichst dort, wo ich sie fast nicht finde. Und siehe da; tatsächlich da blitzt mir einer der Sender entgegen. Interessant ist nur, dass der Sender den Auslöseknopf durch einen Schutz abgesichert hat und die Reissleine nach wie vor sitzt. Es kann also nur sein, dass ein grosser Schlag vorne im Bug – eine Welle – die Schutzkappe auf den Knopf gedrückt hat und somit einen Alarm ausgelöst hat. Ich stoppe den Alarm auf dem Sender und gehe sofort an den Kartenplotter und versuche den Alarm auf der Karte wiederum zu löschen und diesmal gelingt es und die Meldung heisst ‘lost Signal’ – safe!

Des Rätsels Lösung ist aber noch nicht da, weil mir nicht klar ist, warum dieser Alarm nicht unsere ID gezeigt hat. Jeder unserer Sender ist mit der Nummer der Aranui ausgestattet 269110220 – und die kenne ich langsam auswendig. Eine weitere Aufgabe zum Tüfteln.

Wir segeln weiter und haben eigentlich wunderschönes Segelwetter, den Wind zwar gegen uns aber immerhin können wir fast einen Anlieger segeln (d.h. hart am Wind aber nicht aufkreuzen).  Leider können es nicht alle so geniessen, wir haben die ersten Seekranken und auch die Fische müssen ja mal gefüttert werden... Morgen mit mehr Stugeron wieder unterwegs!

Gegen Abend kommen wir in Stellendam an, müssen noch durch eine Schleuse und unter zwei Brücken durch und liegen dann bei Filet und Kartoffelgratin in einem idillischen Hafen mitten in den Dämmen.

Die ersten Verletzten haben wir auch schon. Es ist immer gut alles anfangs Törn abzuhaken, dann ist es durch. Ich selber bin gestern ins Cockpit reingeflogen, weil ich mit den Schuhen hängen geblieben bin, konnte mich dann aber auf einer Tasse auffangen – die leider in die Brüche ging und sich den Weg durch meinen Handballen gesucht hat. Dazu ein angeschlagenes Knie.... Aber alles wieder ok.

Heute hat jemand 30 Sekunden vor Schleuseneinfahrt einen Mastwurf an einen Fender gemacht... aber es war dann doch kein Mastwurf und der Fender lag im Wasser (hat nicht schon mal jemand einen Palstek an eine Pütz gemacht und die Pütz liegt immer noch in Amsterdam im Hafen....??) Stoppen konnten wir nicht mehr, weil wir in die Schleuse rein mussten. Eine nachträgliche Fenderrettungsaktion forderte dann noch ihren Tribut: beim Hinauslehnen mit dem Fuss von einer Schleusenleiter gabs noch eine Zerrung! Aber eben, alles nur Kleinigkeiten. Es geht uns allen gut!

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