5. Oktober 2018 – Es stinkt nach Fisch....

Niki.schmidt.warc
Sat 6 Oct 2018 19:16

15:42.700S 084:57.700E

Ich sitze am Navigationstisch und habe soeben den PC gestartet. Irgendwie stinkt es nach Fisch. Leider ist bei diesem Wetter gute Luft hier unten Mangelware, da wir die Luken alle geschlossen haben wegen den Wellen, welche ab und zu über die Aranui hinweg waschen. Aber jetzt ist es gerade etwas penetrant. Ich schaue unter den Tisch, wir hatten auch schon Fische, welche aber durch die Luken reinkamen. Diese sind jetzt aber geschlossen. Als ich nach unten schaue, ist der Gestank noch extremer, bis ich sehe, das hinten an meiner Ferse ein kleiner zerquetschter fliegender Fisch klebt...Jetzt ist alles klar. Ich war vorhin im Cockpit und wir haben seit ein paar Tagen ziemlich häufigen Besuch von fliegenden oder anderen Fischen. Jeden Morgen lädt der Decksspaziergang zum heiteren Fischzusammenlesen ein, oder eher sich irgendwie in diesem Wellengang festhalten und die toten Fische wieder über Bord schmeissen. Die meisten von ihnen sind nur 4-6 cm lang und wurden mit einer Welle auf Deck geschleudert. Manchmal springen sie aber auch auf Deck.

Gestern Nacht habe ich zwischendurch mal die Stirnlampe eingeschaltet und siehe da, da liegt wieder ein toter Fisch auf dem Sitz hinter dem Steuerrad. Dieser ist aber ziemlich gross, ca 25cm. Ich gehe nach hinten und will ihn über Bord werfen, aber in dem Moment fliegt ein ca 10cm langer Fisch auf meinen Handrücken. Ich bin zu Tode erschrocken und habe vermutlich geschrien... : - ).

Morgen muss ich den Code 0 Sack etwas besser untersuchen. Dieser ist auf der Leeseite und ich habe vorgestern gesehen, dass sich dort unter dem Sack ein ganzes Fischarsenal angesammelt hat. Wenn man die nicht ab und zu entsorgt, beginnt es natürlich zu stinken, obwohl Salzwasser eigentlich konserviert.

So jetzt hole ich erst mal einen Lappen um den Boden aufzunehmen (ich habe ja mit meinem Fischfuss alles tüchtig eingeschmiert....), nicht ein ganz einfaches Unterfangen bei diesem Wellengang. Es wirft einem schon nur beim Hin- und Herlaufen durch das ganze Boot.

Der Morgen war grau und etwas feucht, aber der Regen hielt sich die Nacht durch in Grenzen. Es hat ab und zu ein paar Regentropfen gegeben aber ansonsten sind wir trocken geblieben. Der Himmel ist grau und bleiern und das Wasser wechselt von schwarz zu anthrazit wenn es nicht gerade weiss schäumt. Wir haben seit Tagen nun zwischen 20 und 25 Knoten Wind und kommen gut voran. Seit zwei Tagen haben wir kein Schiff mehr gesehen, weder ein Segelboot noch einen Frachter. Es ist ziemlich einsam hier draussen im Indischen Ozean. Das wird sich dann ändern, wenn wir Mauritius mal etwas näher kommen.

Ich habe heute kurz noch die Insel Rodriguez angeschaut, die liegt ca. 300 Meilen vor Mauritius. Wenn wir dann wirklich genug haben vom Schaukeln – einfach zur Klärung: Man kann auf dem Boot seit Tagen unmöglich stehen, ohne sich festzuhalten – dann machen wir dort vielleicht einen Stop.

Es herrscht eine Dünung, welche sich mit einer kurzen stroppigen Welle kreuzt, was sehr unangenehm ist, sei es beim Blog schreiben (weil der PC immer hin- und hergleitet (oder der Schreiberling), sei es beim Duschen oder Kochen oder was ich gerade mache, beim Suchen des Ersatz PCs. Genialerweise habe ich den vor meiner kurzen Lombokreise so gut versteckt auf der Aranui, dass ich ihn nicht mehr finde...!

Zum Nachtessen gibt es Chili con Carne zubereitet von Karen. Es schmeckt gut, ausser, dass das Chilipulver überhaupt nicht nach Chili schmeckt (keine Schärfe hat). Die frischen Chilis haben sich leider an der Salzwasserluft bereits verfault verabschiedet. Heute Nacht sind 30 Knoten Wind angesagt und wir wechseln bei Sonnenuntergang von der Genua auf die Fock. Jetzt haben wir 3 Reffs im Grosssegel und nur noch die Fock. Trotzdem sind wir meistens mit 7-8 Knoten unterwegs. Man könnte dieses Tempo schon noch etwas steigern, aber ich brauche einfach zwischendurch ein paar Stunden ununterbrochenen Schlaf. Wenn wir aber immer am Limit segeln, dann muss ich alle 30-60 Minuten mindestens einmal aufstehen um Ein- oder Auszureffen. Und Schlaf ist einfach wichtig!

Der Wind  kommt genau von ESE (120 Grad), d.h. wir müssen einen Kurs fahren, der nicht gerade nach Westen geht, sondern etwas südlicher, damit die Fock oder die Genua steht, d.h. nicht hinter dem Grossegel in der Abluft hin- und herknallt. Dieser Kurs ist aber etwas zu weit südlich für Mauritius. Irgendwann werden wir die Genua ausbaumen müssen um mehr Westlich zu fahren. Im Moment bleiben wir aber noch auf unserem Kurs.

Es geht allen gut, Karen ist über und unter Deck absolut seefest und Céline hält sich sehr gut in diesem Geschaukel, muss einfach ihre Zeit unter Deck sehr gut planen und möglichst kurz halten. Aber alle können ihren Teil der Wache machen und das ist sehr erfreulich.

Ausser meiner momentanen Müdigkeit, geht es auch mir sehr gut mit meiner super Crew.

733 Meilen von 2400...