11. Juni 2018 – immer noch von T onga nach Fiji
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17:26.300S 178:25.500W
Gestern Nacht wurde dann wirklich eine wunderbare Nacht mit nd. Der Wind nahm gegen Mitternacht stetig zu und so langsam muss ich mir Gedanken machen, den Code 0 runter zu nehmen. Es windet in Böen bis zu 19 Knoten und das ist doch etwas viel für dieses neue und doch sehr dünne Segel. Da es nicht viele Wellen hat, habe ich ihn bis jetzt stehen gelassen. Ich nehme zum ersten Mal den Code 0 (einfach nochmals kurz als Erklärung, das ist ein Segel zwischen einer Genua und einem Gennakker mit 11m2 Fläche, also doch ein rechtes Stück Stoff..) alleine runter und das noch bei Nacht. Aber wie ich schon immer geplant habe, muss auf der Aranui alles im Einhandverfahren funktionieren und es geht auch dieses Mal, allerdings mit etwas Verzögerung. Als ich nämlich an der endlosgeschlauften Schot ziehe, welche den Furler (Drehteller) unten am Code 0 bedient, macht der keinen Wank. Der Trick ist, dass man erst nochmals etwas ausrollt (obwohl schon ausgerollt) um die Bremse zu lösen und nachher wieder einrollt. Ich merke auch sofort, dass die Schot zu kurz ist; da muss etwas eingeklemmt sein. Ich zünde mit der wunderbaren neuen Tauchlampe, welche ich so lange nicht laden konnte, weil die Aranui das Ladegerät einfach mal verschluckt hatte...., aber welches schliesslich irgendwo wieder zum Vorschein kam, nach vorne zum Bug und dann ist alles klar: Die Endlosschlaufe hat sich um den Anker gewickelt. Super, da hilft nur ein Gang nach vorne. Ich klicke mich also ein in die Leine, welche vom Cockpit bis zum Bug läuft und bewege mich geduckt nach vorne, und natürlich spritzt es vorne am Bug und ich mein frisches T-Shirt ist salzgewaschen. Die Leine dafür, lässt sich sehr einfach vom Anker lösen. Und nach zwei Minuten bin ich zurück im Cockpit. Jetzt die Leine nochmals im Gegenuhrzeigersinn 30cm ziehen, dann auf die Winch legen und Knopf drücken. Die Winch beginnt zu drehen und tatsächlich dreht sich auch das Code 0 Vorstag, genauso wie es sein sollte. Leider bedeutet dieses Drehen mit der Winch, dass Susu unten in der Koje jetzt vermutlich an der Decke oben klebt. Der Lärm ist so wie in einer Trommel drin – Sorry an alle unter Deck Schlafenden! Der Code 0 ist eingerollt und ich drehe ihn noch etwas weiter, da die Blockierung, welche verhindern soll, dass sich das Segel wieder aufdreht irgendwie nicht funktioniert (bei einem Furler, welcher 1500 Euro kostet!! – aber eben Garantieansprüche im Pazifik sind immer schwierig). Dann verknöpfe ich noch die Endlosschlaufe, so dass diese auch nicht ausrauschen kann. Zum Abschluss kommt die Genua raus und zwei Reffs rein ins Grossegel. So übergebe ich dann morgens um 0100 die Aranui an Jeannette und Susu, welche die nächsten 5 h Wache haben. Wir haben rausgefunden, zumindest für mich, dass ich am liebsten lange Wachen habe und da Jeannette und Susu zusammen sind, kann bei diesem guten Wetter immer jemand von ihnen dösen oder schlafen im Cockpit. Die Nacht verläuft ruhig und ist sternenklar. Gegen Morgen nimmt der Wind ab und wir können die Reffs wieder rausnehmen. Da wir gut im Zeitplan drin sind (wir sind mit dem Code 0 wirklich super vorangekommen mit 7-8 Knoten), wir rechnen mit einem Langzeitdurchschnitt bei Überfahrten von 6 Knoten, segeln wir am Morgen weiter, obwohl der Wind bis auf 5 oder 6 Knoten abnimmt. Da er aber auch gegen NW dreht, sind wir schon bald am Kreuzen, was uns eine relative Windgeschwindigkeit von fast 9 Knoten gibt. Es fasziniert mich immer, wie man z.B. mit 5.3 Knoten Wind, 4.3 Knoten schnell unterwegs sein kann mit 16 Tonnen, welche durchs Wasser geschoben werden müssen. Irgendwann gegen Nachmittag nimmt der Wind dann soweit ab, dass auch die Segel zu schlagen beginnen und wir nehmen diese runter und starten unseren Motor (von dem wir immer noch hoffen, dass er uns nach Fiji bringt trotz Kühlwasserpumpe, welche nicht ganz dicht ist). So motoren wir (leider) in die Nacht hinein. Heute gehe ich erst mal Schlafen und werde dann wieder um 0100 geweckt. Ich möchte gerne die zweite Schicht haben bis zum Morgengrauen, da wir ca. um 0400 die ersten Aussenriffs von Fiji passieren werden. Tja, seit unserer Bekanntschaft mit den Korallenstöcken von letzter Woche, bin ich etwas zögernder geworden, und passe auch besser auf 😊. Das hat mich ziemlich wachgerüttelt. Der Pazifik mit seiner wunderschönen Inselwelt verleitet einem einfach dazu, alles etwas einfacher zu sehen, etwas relaxter anzugehen, obwohl eben gerade die Navigation eigentlich hier viel schwieriger ist, da die Seekarten ungenauer sind. Interessant ist auch, dass die Welt in diesen Inseln viel kleiner wird, man interssiert sich plötzlich nicht mehr, was der Cowboy in den USA sagt, oder war in der EU wieder für ein Gezanke vor sich geht etc. Auch die Bewohner hier haben eine ganz andere Perspektive: Es geht viel mehr darum, wie man die nächsten Wochen über die Runden bringt, wie man die Kinder mit dem Boot zur Schule bringt, wenn der Aussenborder defekt ist und wie man uns Segler dazu bringt Spanferkel mit vielen lokalen Köstlichkeiten zu essen (weil man mit dem Erlös wieder einen Monat weiterkommt) – was ja nicht sehr schwierig war.... Wie gesagt, es ist jetzt nach Mitternacht und zuerst stellen wir den Motor mal auf Neutral und überprüfen Öl und Kühlwasser, wir sind jetzt seit 12 h wieder unter Motor unterwegs. Alles ist in Ordnung. Ich verlangsame das Tempo auf 5 Knoten, da wir erst nach der Dämmerung mit den ersten Sonnenstrahlen durch das Ringriff von Vanua Balavu fahren können (ein schönes Riff übrigens, das man auf Google Earth sicher sehr gut betrachten kann – wir kommen von untern rein und fahren dann nach Westen zur Insel). Die Sonnenstrahlen von Osten brauchen wir, um etwelche Korallenstöcke unter Wasser zu sehen. Es ist wichtig, dass man die Sonne im Rücken oder mindestens etwas von der Seite hat, um einigermassen einen Eindruck bez. dem was unter der Wasserlinie ist zu bekommen.
Passage Planung und Sonnenbaden... |