9. März 2019 - Viel Regen, Wind und Squalls

Niki.schmidt.warc
Sun 10 Mar 2019 05:47
03:11.600S 037:23.300W
Heute morgen prasselt es so richtig auf das Dinghy rein, welches umgekehrt auf dem Deck über meiner Koje liegt. Ich höre dies bei geschlossenem Luk, d.h. es muss wirklich stark regnen. Ich stehe kurz auf um mal 'nach dem Rechten' zu schauen. Aber es ist alles in Ordnung, Karen sitzt draussen, nass wie aus dem Wasser gezogen in kurzen Hosen und Ölzeugjacke. Sie fühlt sich so richtig aufgeweicht, aber immerhin, es sei warm. Andreas versorgt sie mit einem Tee und dann gehe ich wieder in die 'wohlig' warme Koje (eigentlich könnte man auch sagen in die heisse, feuchte Sauna).
Ich habe schlecht und kurz geschlafen, es war eine relativ anstrengende Nacht. Bis zum Mittag regnet es in kurzen Abständen immer wieder. Der Wind pendelt von 12-24 Knoten, je nachdem, ob gerade ein Squall (Schauerböe - Wind mit Regen) durchfegt. Beim morgendlichen Radio-Chat erfahren wir, dass es relativ viel Bruch gegeben hat in der letzten Nacht. Mehrere Spinnaker, Blöcke und Travelerschlitten haben den Geist aufgegeben. Aber es ist niemandem etwas ernsthaftes passiert. Bei uns ist soweit alles in Ordnung, ausser dass es mir auf den Kopf regnet in meiner Koje. Nach dem Frühstück gehe ich das an. Ich nehme die Verkleidung herunter. Das ist ein Panel, welches etwa 3.5 m lang ist aus Forex (so ein weissliches Kunststoffmaterial). Dieses ist mit einem dünnen Schaumstoff und einem weissen Sichtkunststoff ummantelt. Dieser Schaumstoff ist vollgesogen mit Wasser. Ich versuche mit der Taschenlampe zu sehen, wo das Wasser reinläuft. Es scheint mir, als ob es über dem Kasten hinuntertropft und sich dann über das lange Panel verteilt, deshalb landet es auf meinem Kopf wenn ich liege. Wir trennen as Panel mit dem Teppichmesser in zwei Teile. Damit sollte sich nun alles Wasser über dem Kasten sammeln. Als nächstes muss ich von aussen Wasser in die verschiedenen 'Löcher' reinlassen (Wanten, Grossschotumlenkblock, Genuaschiene und dann wäre noch die Längsfuge, welche über die gesamte Bootslänge geht), damit wir das Leck identifizieren können.
Erst gegen Mittag verziehen sich die schweren Wolken und es wird etwas heller. Ebenfalls beginnt es abzutrocknen und sogar ein paar Sonnenstrahlen zeigen sich. Der Nachmittag wird richtig schön mit gutem Wind und angenehmem Wetter. Es ist für einmal nicht so heiss. Das heisst dann auch, dass ich kurz vor dem Nachtessen, also ich mich noch für eine halbe Stunde hinlegen will, in einen Tiefschlaf falle. Es fällt mir ziemlich schwer zur Polenta mit Guaccamole (mit Knoblauch!) aufzustehen (Englisch-Walliser Küche). Aber es schmeckt gut.
Am Abend beginnt der Wind wieder aufzufrischen. Wir pendeln zwischen 15 und 25 Knoten. Mit einem Reff und einer halb gerollten Fock gehts mit räumlichem Wind und 2 Knoten Strömung unglaublich schnell voran. Die Aranui pflügt sich gewaltig durch die Wassermassen. Wir sind mit 10 bis 11 Knoten unterwegs.
Ich habe neue Stiche, d.h. in meiner Koje verstecken sich immer noch Mücken von Cabodelo. Das ist mir schon mal passiert und ich benötigte 5 Tage um die zwei mit blut fett gesaugten Viecher unschädlich zu machen. Die sind Meister im Verstecken. Leider muss da etwas Chemie rein. Ich spraye die Koje voll und schliesse die Tür.
Der Hydrogenerator hat irgendein Problem, aber es ist ja auch an der Zeit, die TODO Liste würde sonst zu kurz werden (nachdem ich heute schon das Wasserproblem halb analysiert habe und die Duschen-Pumpe geflickt habe). Er vibriert zwischendurch gewaltig. Zuerst checke ich ob sich eine Alge darin verhängt hat. Dann tönt es nämlich genau so, aber leider ist dies nicht der Fall. Vielleicht hat irgendetwas den Propeller getroffen und dieser hat nun einen Hick, dann müssen wir den morgen ausschleifen.
Ich bin am Blog schreiben und um ca. 0200 flattern plötzlich die Segel wie wild. Der Wind hat innerhalb von Sekunden 70 Grad gedreht und wir stehen still (im Wind). Das ist keine Böe sondern ein neues Windsystem - angesagt aber erst im Laufe des Morgens. Ich nehme die Segel dicht und er kommt jetzt leicht von vorne - was die Engländer einen 'Broad Reach' nennen - oder einen lockeren Amwindkurs. Ich hoffe er dreht nicht noch weiter, sonst sind wir dann 1000 Meilen am Kreuzen.
Es spritzt Gischt und manchmal auch etwas Regen aus irgendeinder Wolke, welche sich gerade 'ideal' für uns platziert hat. Wolken am Himmel, ab und zu Sterne, aber kein Mond.